Die russische Regierungsgegnerin Julia Nawalnaja  hat davor gewarnt, dass Präsident Wladimir Putin auch vor dem Einsatz von Atomwaffen nicht zurückschrecken würde. “Wir wissen nicht, was wir von ihm zu erwarten haben”,
sagte die Witwe des verstorbenen russischen Oppositionellen Alexej Nawalny der Nachrichtenagentur dpa. Er sei unberechenbar. “Wahrscheinlich würde er es tun.” 

Es sei wie zu Beginn des
russischen Krieges gegen die Ukraine: Sie hätte damals auch nicht mit
dem Angriff Putins gerechnet, weil es derart starke Verbindungen
zwischen den beiden Ländern gebe, sagte Nawalnaja. “Aber er hat beschlossen, es zu tun.
Er macht den Menschen Angst und hält sie in Angst. Niemand weiß, was
Putin morgen machen wird.” Sie sei sich nicht sicher, ob der Kremlchef
wirklich eine “starke Strategie” habe.

Die Festnahme mehrerer mutmaßlicher russischer Spione sieht Nawalnaja als weiteres Zeichen dafür, dass Putin seinen Kampf längst auch im
Herzen Europas mit allen Mitteln führt. “Putin hat nicht jetzt damit
angefangen – er macht es schon die ganze Zeit. Er beginnt Kriege, er
tötet seine Gegner”, sagte sie. “Ich bin immer davon
ausgegangen, dass es in Europa viele russische Spione gibt, das ist
offensichtlich. Für mich ist das deshalb nun nichts Neues.” 

Nawalnaja
bedauerte, dass Europa die von Russland ausgehenden Gefahren
nicht schon viel früher benannt habe. “Mir wäre es lieber, wenn Europa
dies viel häufiger und früher thematisiert hätte. Dann hätten wir
wahrscheinlich einige Kriege und einige Morde verhindern können.”

Eine Lösung für den Ukraine-Krieg sieht Nawalnaja
derzeit nicht. “Die ganze Welt versucht, einen Weg
zu finden, um dieses Problem zu lösen, und niemand hat bisher einen Weg
gefunden.” Es werde deshalb keine einfache Lösung geben. Sie hoffe auf
eine Versöhnung zwischen Russen und Ukrainern. “Aber Putin hat beide
Länder in eine Situation gebracht, in der es sehr schwierig sein wird,
die Beziehungen wieder aufzubauen.”  

Ihr Mann, Alexej Nawalny war am 16. Februar
im Straflager mit dem inoffiziellen Namen “Polarwolf” in der sibirischen
Arktisregion Jamal gestorben. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Nach
Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von “natürlichen” Ursachen
die Rede. Nawalnys Angehörige sprechen von Mord. Seine Ehefrau wurde am
Freitag am Tegernsee mit dem “Freiheitspreis der Medien” geehrt
, der
alljährlich beim Ludwig-Erhard-Gipfel vor Spitzenvertretern aus Politik
und Wirtschaft verliehen wird.

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