Der gebürtige Bochumer Leon Goretzka fieberte im VfL-Trikot auf der Tribüne mit und der frühere Wahl-Bochumer Herbert Grönemeyer hatte im Internet viel Glück gewünscht. Die Anteilnahme an der Relegation des VfL Bochum gegen Fortuna Düsseldorf war prominent – doch das von so etwas bekanntlich unbeeindruckte Schicksal war dem gebeutelten Bundesligisten nicht hold.

Ein Eigentor vom Stürmer Philipp Hofmann in der 13. (!) Minute brachte die Bochumer früh in einen 0:1-Rückstand, den die Düsseldorfer in der 64. Minute durch Felix Klaus (0:2) und in der 72. Minute durch Yannik Engelhardt (0:3) sogar noch dramatisch erhöhten. Am Ende kassierte Bochum gegen den Zweitligisten Düsseldorf eine sensationelle 0:3 (0:1)-Niederlage.

Die Aussicht, dass Bochum ein viertes Jahr nacheinander in der Bundesliga mitspielen darf, ist nun gleich null. Düsseldorf hingegen hat beste Chancen, nach vier Jahren in der zweiten Liga in die Bundesliga zurückzukehren. Perfekt machen müssen die Düsseldorfer das aber noch im Rückspiel am Montagabend in der heimischen Arena am Rhein (20.30 Uhr bei Sat1 und Sky).

Leon Goretzka feuerte seinen Jugendklub von der Tribüne aus an. (Foto: David Inderlied/dpa)

Den Bochumern, die die reguläre Saison mit einem 0:5 gegen Bayer Leverkusen und einem 1:4 bei Werder Bremen beendet hatten und in allerletzter Minute auf den Relegationsrang abgerutscht waren, war deutlich anzumerken, wie viel Selbstvertrauen sie dadurch verloren hatten. Das bisschen übrig gebliebener Glaube dürfte für das Rückspiel nun auch endgültig verloren sein. Düsseldorf war die viertstärkste Heimmannschaft der abgelaufenen Zweitliga-Saison, Bochum mit zehn Punkten die auswärtsschwächste Mannschaft der Bundesliga.

Düsseldorf war mit dem Selbstvertrauen von zuletzt 14 Spielen ohne Niederlage in das Spiel gegangen

Bochum gegen Düsseldorf, das ist zwar das Duell eines 60-Millionen-Marktwert-Kaders mit einem 40-Millionen-Kader. Und es fand zudem vor dem Hintergrund statt, dass seit Wiedereinführung der Relegation im Jahr 2009 zwölfmal der Bundesligist triumphierte und nur dreimal der Zweitligist. Doch diesmal erschien die Konstellation anders, denn während bei der Fortuna nach zuletzt 14 Zweitligaspielen ohne Niederlage große Harmonie herrschte, lag beim VfL vieles im Argen: Trainerentlassung vor sieben Wochen, acht Niederlagen aus den letzten zwölf Bundesligaspielen und kurz vor der Relegation auch noch die Freistellung des als zu cholerisch empfundenen Torwarts Manuel Riemann.

Folglich stand am Donnerstag der im Januar zurückgekehrte Ur-Bochumer Andreas Luthe, 37, im Tor und schaute schon in der 13. Minute unglücklich drein, als Düsseldorfs Christos Tzolis eine Ecke an den Außenpfosten schoss, von wo der Ball gegen den Bochumer Hofmann prallte und von dort knapp über die Linie. Dies war der goldene Treffer zum 0:1-Halbzeitstand, da half es auch nichts, dass die Bochumer die erste Halbzeit dominiert hatten.

Bei den Gastgebern fehlte nicht nur Riemann, bei ihnen saß der Riemann-Kumpel und Kapitän Anthony Losilla überraschend zunächst nur auf der Bank (Trainer Heiko Butscher: “Sportliche Entscheidung!”) und wurde erst in der 63. Minute eingewechselt. Die Bochumer machten ihre Sache bis hierhin nicht schlecht, doch fehlte ihnen die Durchschlagskraft. In der 64. Minute geriet die Bundesliga weiter aus dem Blickfeld. Einen Düsseldorfer Konter spielte der Zweitliga-Torschützenkönig Tzolis seinem Kollegen Klaus derart präzise in den Fuß, dass dieser mit dem 2:0 die Bundesliga-Träume der Fortuna in leuchtenden Farben kolorierte. Beim 3:0 per Nachschuss durch Engelhardt hatte VfL-Keeper Luthe beim Parieren eines Freistoßes von Tzolis den Ball nach vorne abprallen lassen. Nach dem Schlusspfiff hörte man im Ruhrstadion nur die Fortuna-Fans singen.



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