Im Fall der geplanten Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor zwei Jahren hat die Münchner Generalstaatsanwaltschaft einen weiteren Verdächtigen angeklagt. Dem 42-Jährigen wird der Behörde zufolge die Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens vorgeworfen. Er soll die anderen Tatverdächtigen bei ihren Umsturzplänen unterstützt haben sollen. 

Im April 2022 waren mehrere mutmaßliche Anführer der Gruppe Vereinte Patrioten festgenommen worden. Die Gruppe wollte den Vorwürfen zufolge die Bundesregierung stürzen und ein autoritäres System nach Vorbild des Deutschen Kaiserreichs installieren. Für den Umsturz habe sie gezielte Sabotageakte gegen die Strominfrastruktur sowie eine öffentlichkeitswirksame Entführung Lauterbachs geplant.

Angeklagter wollte “mehrere Tonnen” Waffen beschaffen

Der 42-jährige Verdächtige soll über einen Kurznachrichtendienst mit der Gruppe in Kontakt gekommen sein. Er soll ihr angeboten haben, mehrere Tonnen Kriegswaffen und Munition für den Umsturz zu beschaffen. Die erste Sitzung der neuen Regierung, die die Umstürzler bilden wollten, habe er zudem mit Waffen absichern wollen. 

Die Vorwürfe seien noch vor Gericht zu beweisen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. Das Oberlandesgericht München muss nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden.

Die Gruppe war aufgeflogen, als sie beim Versuch, Waffen zu kaufen, an
einen verdeckten Ermittler geriet. Bei bundesweiten Durchsuchungen
wurden daraufhin Schusswaffen, Munition, Bargeld, Goldbarren,
Silbermünzen und Devisen sichergestellt. Unter den seither festgenommenen Verdächtigen ist auch eine pensionierte Lehrerin, die Schriftstücke für die Gruppe verfasst haben soll, darunter Schreiben an Russlands Präsidenten Wladimir Putin und ein “Haftbefehl” gegen Lauterbach.

Prozess wegen Gründung terroristischer Vereinigung

Gegen fünf mutmaßliche Anführer der Gruppe wird bereits seit Mai 2023 vor dem Oberlandesgericht Koblenz verhandelt. Ihnen wird die Gründung einer inländischen terroristischen Vereinigung beziehungsweise die Mitgliedschaft darin vorgeworfen sowie die Planung eines hochverräterischen Unternehmens gegen den Bund.

Seitdem kam es zu weiteren Festnahmen. Im Oktober wurden fünf weitere mutmaßliche Mitglieder und Unterstützer der Gruppe gefasst. Ende April wurden in mehreren Städten Anklagen gegen sie erhoben, zudem begann in Koblenz ein weiterer Prozess gegen zwei mutmaßliche Unterstützer.  



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