Der deutsche Astronaut Alexander Gerst (47) rechnet mit dem Aufbau einer permanenten Station auf dem Mond. Klingt nach Science Fiction? «Science Fiction – aber in Realität!», sagte Gerst dazu am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Köln. «Das ist wie bei der Antarktis-Forschung, das kann man sich anschauen in der Geschichte, das ist sehr parallel. Die zweite Welle der Exploration geht zum Mond nicht, um eine Flagge aufzustellen, sondern um Wissenschaft zu betreiben. Erstmal macht man das auch in einzelnen Missionen, wo man hin- und wieder wegfliegt, aber dann wird es wie in der Antarktis auch permanent besetzte Forschungsstationen geben, da bin ich mir sehr sicher.»

Eine Antarktis-Station sei ja auch in einer menschenleeren Wüste gebaut, in einer Eiswüste eben. Als man damit begonnen habe, hätten sich viele Menschen gefragt: «Was wollen wir denn da?» Aber dort werde eben wirklich wichtige Wissenschaft betrieben. «Und so wird es auf dem Mond auch sein. Man kann sagen, die Antarktis war unser siebter Kontinent, den wir entdeckt haben, und der Mond ist der achte. Der ist drei Tage weg, drei Tage Flugzeit entfernt, und über den wissen wir noch gar nichts.»

Im Europäischen Astronautenzentrum in Köln entsteht derzeit gerade eine «Luna»-Trainingshalle, in der sich Astronauten auf künftige Mond-Einsätze vorbereiten können. «Das wird direkt hier vor unserer Nase aufgebaut», schilderte Gerst. «Es war schon Richtfest. Die Halle sieht gut aus, da kommen zigtausend Tonnen simuliertes Mondgestein rein. Und die Idee ist, dass tatsächlich alle internationalen Partner – Astronauten und Astronautinnen – bei uns trainieren, bevor sie zum Mond fliegen, weil man da die Mondsituation – die Oberfläche, die Strahlung und so weiter – am realistischsten nachbilden kann auf der ganzen Welt.»

Gerst ist selbst Kandidat für die Teilnahme an kommenden Mond-Missionen, wobei die ersten Flüge zunächst noch nicht mit europäischer Beteiligung geplant sind. Die US-Raumfahrtbehörde will im Zuge des «Artemis»-Programms nach einem erfolgreichen aber unbemannten Test Ende 2022 als nächstes drei Männer und eine Frau bei der etwa zehntägigen Mission «Artemis 2» den Mond umrunden lassen. Später könnten dann bei «Artemis 3» nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder Astronauten auf dem Mond landen, darunter erstmals eine Frau und eine nicht-weiße Person.

Im Europäischen Astronautenzentrum in Köln wurde am Montag die Ausbildung eines neuen Jahrgangs von angehenden Astronautinnen und Astronauten mit einer Feier abgeschlossen. Freuen konnten sich die Französin Sophie Adenot, der Spanier Pablo Álvarez Fernández, die Nordirin Rosemary Coogan, der Belgier Raphaël Liégeois und der Schweizer Marco Sieber.

Gerst sagte, der Abschluss der Grundausbildung sei für jeden angehenden Astronauten ein großer Moment, weil man verstehe, dass eine Weltraummission jetzt wirklich in greifbare Nähe rücke. «Man realisiert plötzlich, man ist Teil einer großen Sache. Deswegen ist das schon ein wichtiger Tag im Leben eines Astronauten.» Wenn man die Ausbildung beginne, wisse man dagegen noch nicht wirklich, ob man dem auch gewachsen sei. Aber am Ende sei dann klar: «Krass, das ist jetzt ein Schritt, den ich hinter mich gebracht habe.» Das sei ein tolles Gefühl, an das er sich auch selbst noch gut erinnern könne.

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