Genießen, was man hat: Yung FSK18 rappt über Hedonismus und Drogen, weibliche Sexualität und mentale Gesundheit.

Eine Frau posiert

Kennt auch die Schattenseiten des Hedonismus: Yung FSK18 aus Halle Foto: Marlena Friesel

taz: Yung FSK18, füllen Sie eine Lücke im Deutschrap?

Yung FSK18: Viele Aspekte, die ich an meiner Musik besonders finde, sehe ich mittlerweile auch bei anderen Künstler:innen. Ich spiele mit Klischees und Stereotypen von Frauenbildern im Rap, stelle mich dem andererseits aber auch bewusst entgegen und zeige mich gerne auch mal weniger feminin oder atziger. Davon braucht es aber noch mehr.

Sie kommen aus Halle, nicht unbedingt als Hip-Hop-Stadt bekannt. Wie sind Sie zum Rappen gekommen?

Erst relativ spät, mit 19 etwa. In Halle gab es damals eine recht kleine Hip-Hop- und Graffiti-Szene, wo man sich ab und zu zum Freestylen verabredet hat. Anfangs habe ich dort nur abgehangen, viel gezeichnet, das mochte ich damals schon gerne. Heute mache ich ja auch meine Artworks selber. Irgendwann habe ich dann angefangen, erst heimlich zu Hause Texte zu ­schreiben und später dann auch zu freestylen. Damals bist du als Frau, die rappt, noch herausgestochen. Das war mir in dem Moment vielleicht gar nicht so bewusst, aber ich hatte in dem Moment doch ein Ego und wollte etwas Besonderes sein.

Sie spielen eine Tour zu Ihrer neuen Platte. Worum geht’
s auf der EP?

Jahrgang 1995, ist Rapperin, Video­künstlerin und Sozial­arbeiterin.

„Libido“ ist autobiografisch, ich erzähle aus meinem Leben. Das war im letzten Jahr stark dadurch geprägt, dass ich ein sehr lebensfroher Mensch bin, ich genieße, was ich habe. „Essen und Sex“, wie auch der Songtitel. Es geht aber auch um die Schattenseiten des Hedonismus in der Rap- und der Rave-Szene. Die Platte handelt davon, das Leben in vollen Zügen auszukosten, aber auch seine eigenen Grenzen anzuerkennen. Ich glaube, dass es von Grund auf menschlich ist, sich Rausch­erlebnisse zu wünschen und das Leben genießen zu wollen. Jeder Mensch trägt dabei aber auch selbstzerstörerische Aspekte in sich. Deswegen müssen wir darüber reden und das Thema enttabuisieren, auch weil es nicht nur in der Rap-Szene ein Problem ist, sondern ebenso in den Chefetagen und der ganzen Gesellschaft.

Auf Ihrem Song „Satan“ rappen Sie „Satan sagt ja, mein Gewissen, ach egal“. Reizt Sie das Verbotene?

Ich teste gerne meine eigenen Grenzen aus. Manchmal, um mich selbst mehr zu spüren und Spaß zu haben, manchmal aber vielleicht auch für eine Art Thrill, der eigentlich gar nicht so witzig ist. Es geht aber auch um gesellschaftliche Tabus, weibliche Sexualität wird noch immer abschätzig behandelt. Da ist nichts Böses oder Schmutziges dran. Ich will mit diesen ungeschriebenen Gesetzen brechen, etwa wenn gesagt wird, dass du als promiskuitive Frau ein schlechter Mensch bist. Nein, solange die Grenzen anderer respektiert werden, kann man Spaß haben und sich so ausleben, wie man möchte.



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