Die Fans werden für ihren erfolgreichen Protest gegen Investoren in der Deutschen Fußball Liga gefeiert. Es lohnt ein Blick auf die Aufständischen.

Harry Kane im Vordergrund, viele Fans im Hintergrund

Investorenfeindliche Kane-Fans? Der Stadionbesuch hat sich für diese Anhänger jedenfalls gelohnt Foto: imago

Es ist viel über die Fans gesprochen worden in den vergangenen Wochen. Meist waren sie die Guten in diesen Erzählungen, weil sie sich gewehrt haben gegen den Ausverkauf des Fußballs an irgendwelche Investoren. Wie eine homogene Masse ist die Anhängerschaft da rübergekommen. Dann hat sie sich am Ende gar noch durchgesetzt und einen Investorendeal mit Private-Equity-Kapital verhindert.

Die Fans seien es, denen der Fußball zu gehören habe, war allenthalben in gewissen Kurven zu hören, jenen Orten, von denen die viel besungenen Fanproteste der vergangenen Wochen ausgegangen waren.

Dass auch die Fans ein und desselben Klubs alles andere sind als eine Gruppe von Leuten, die sich einfach nur lieb haben, war am vergangenen Bundes­ligaspieltag in Darmstadt zu beobachten. Das Heimteam hatte gerade mit 0:6 gegen Augsburg verloren, und ein Vertreter der Ultras aus der Kurve fühlte sich bemüßigt, der Mannschaft nach dem Schlusspfiff gehörig die Leviten zu lesen. Andernorts im Stadion waren die Fans verstört von dem Auftritt, und am Ende sollen die einen Fans versucht haben, die anderen zu vermöbeln.

Die meisten Zuschauer, auch darunter gewiss jede Menge Fans, waren da eh schon rasch auf dem Weg nach Hause, vielleicht um noch rechtzeitig auf dem Sofa zu sitzen, wenn in der Sportschau gezeigt wird, was man im Stadion vielleicht nicht gesehen hat, weil man gerade beim Bierstand war oder einem ein Ultra mit seiner riesigen Fahne die ganze Zeit die Sicht aufs Feld verwehrt hat.

Einmal Harry Kane sehen

Andere Fans gehen sowieso nicht ins Stadion. Oder vielleicht einmal im Jahr zum FC Bayern München, um der Frau oder dem Sohn oder beiden einen echten Superstar wie Harry Kane nahezubringen. Alle sollen dann sehen, dass sie Fans sind, und so kann es gut sein, dass alle drei in nigelnagelneuen Fan­trikots mit der Nummer neun und dem Namen Harry Kane hintendrauf durch die Stadt ins Stadion laufen.

Ob auch solche Leute Fans sind, die sich einfach mal einen Fußballklub kaufen, weil sie sich es leisten können und wollen, gilt bei Fans in der Kurve als umstritten – vor allem dann, wenn der Erfolg ausbleibt. Stellt er sich ein, dann ist es für etliche Anhänger sowieso klar und völlig in Ordnung, dass nicht nur der Trainer der Vater des Erfolgs ist, sondern vielleicht auch ein Mann aus Abu Dhabi mit Namen Khaldoon Khalifa al-Mubarak. Wenn sie ihrem Klub dann auch noch Spieler kaufen, die viele ganz besonders toll finden, greifen auch kritische Anhänger im Fanshop zu deren Trikot. Manche machen das auch deshalb, weil sie einen neuen Star einfach nur besonders süß finden. Auch die kann man als Fans bezeichnen.

So wie den kleinen Buben, der sich an Weihnachten ganz besonders gefreut hat, als er ein rosarotes Trikot des US-Klubs Inter Miami vom Geschenk­papier befreit hat. Er war schon, seit er weiß, was ein Ball ist, Fan von Lionel Messi und freut sich auf die bewundernden Blicke seiner Mitschüler, wenn er zum ersten Mal im guten, neuen Stück durch die Schulgänge stolzieren wird.

Vielleicht gelingt es ihm ja, ebenso selbstbewusst durch die Lehranstalt zu streifen wie jene Jungs aus den oberen Jahrgängen, die ihre Trainingsanzüge mit dem Logo von Paris Saint-Germain so würdevoll zu tragen verstehen, als seien sie bei einem Empfang in feinstem Tuch unterwegs. Als Fans von Kylian Mbappé sind sie stolz darauf, sich von der Sekte verabschiedet zu haben, der ihre Väter angehören. Die gehen auch in der zweiten Liga jede zweite Woche zu ihrem FC Schalke 04 und schauen sich freiwillig Spiele an, die zum Zuschauen eigentlich nicht geeignet sind. Fans eben.



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