Wer in Deutschland Zahnbürsten verkaufen möchte, schreibt Dr. Best drauf. Auch bei Backmischungen und Tiefkühlpizzen kann es dem Absatz offenbar nicht schaden, wenn der Hersteller Dr. Oetker heißt. Der Doktortitel soll Verbraucherinnen und Verbrauchern signalisieren: Seht her, das ist ein qualitatives Produkt! Hochseriös! Wenn der Doktor zusätzlich noch ein Professor ist, kennt die Verehrung keine Grenzen mehr – Professor Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik lässt grüßen.

Eigentlich gehört der akademische Grad an Universitäten, dort steht er für herausragende Forschungen, harte Arbeit, sehr kluge Gedanken. Und ist gleichermaßen Voraussetzung sowie Katalysator für eine steile Karriere. Doch irgendwie scheint sich die Sache mit dem Titel hierzulande verselbstständigt zu haben. Die Zahnbürste. Die Tiefkühlpizza. Ehepaar Dr. Sowieso auf dem Klingelschild. Und: Dr. Politiker. Oder Dr. Politikerin. Ausgeprägtes wissenschaftliches Interesse ist bei deren Doktorarbeiten selten die Triebfeder. Hat in der deutschen Gesamtbevölkerung nur etwa einer von 100 promoviert, ist es im Bundestag jeder Fünfte. Dass gerade Politikerinnen und Politikern immer wieder Plagiate nachgewiesen werden, ist kein Betriebsunfall, sondern weist auf einen Systemfehler hin.



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