Die Vorurteile über die Arbeitnehmer der Generation Z (Geburtsjahrgänge 1997 bis 2012) sind mittlerweile wohlbekannt. Faulheit, Eitelkeit und hohe Ansprüche gehören dazu. Die BWL-Professorin Anja Lüthy von der Technischen Hochschule Brandenburg hat nun untersucht, wie sich die Arbeitswelt aus der Sicht der Gen Z darstellt – und Erstaunliches herausgefunden.
„[Das Studienergebnis] zeigt, dass sich die Klischees über Vertreter der Gen Z ziemlich überlebt haben“, sagt Lüthy dem „Business Insider“. „Mich regen die Vorurteile gegenüber der Generation Z schon länger auf!“
Von den Medien würden die jungen Arbeitnehmer unter die Lupe genommen und verzerrt, als seien sie Teilnehmer eines TV-Castings. Genau deswegen habe sie nun den Spieß umgedreht und 235 zufällig ausgewählte Gen-Z-ler befragt, was sie sich eigentlich von ihrem Chef wünschten.
Gen Z will ihrer Führungskraft regelmäßig Feedback zu ihrem Verhalten geben
Wie die Umfrage ergeben habe, wünschten sich 77 Prozent der Befragten, ihrem Vorgesetzten regelmäßig sowohl „positives als auch negatives Feedback zu geben“. Er solle dadurch die Chance erhalten, seine Kompetenzen Schritt für Schritt zu stärken.
Wie so eine Verbesserung aussähe? 91 Prozent der Befragten fänden es „sehr wichtig oder wichtig“, dass sich der Chef „respektvoll verhält“.
„Respekt bedeutet für die Gen Z, auf Augenhöhe mit ihren Vorgesetzten zu sprechen“, sagt Lüthy, „auch wenn sie Anfang 20 und die Führungskraft 60 Jahre alt ist.“
Zusätzlich fänden 59 Prozent, der Chef müsse regelmäßig „fachliche Kompetenz“ beweisen. 55 Prozent der Befragten erwarteten von ihrem Chef zudem überprüfbare „Zuverlässigkeit“.
Gen Z will nicht kontrolliert werden
Wenn es um die eigene Arbeit gehe, setze die Gen Z allerdings eher auf „Vertrauen“ als auf „Kontrolle“, sagt Lüthy dem „Business Insider“. Die Umfrage habe ergeben, dass 85 Prozent der Befragten es „sehr wichtig oder wichtig“ finden, „dass Chefs ihnen ihr uneingeschränktes Vertrauen schenkten“.
Konkret bedeute dies, dass sie ihre Arbeit von niemanden kontrollieren lassen wollten. „Kontrolle ist das Gegenteil von Vertrauen“, sagt Lüthy. Eine Unternehmenskultur, die auf „Hierarchie, Druck oder Angst“ basiere, sei demnach „überhaupt nicht mehr zukunftsfähig“. In „solch einem Klima“ wolle die neue Generation nicht arbeiten.
Allerdings heiße das nicht, dass die Gen Z faul oder eitel sei. Die Umfrage zeige im Gegenteil, dass sie ehrgeizig und lernbereit sei. So erwarteten 59 Prozent der Befragten von ihrem Chef „wöchentlich oder alle zwei Wochen“ eine detaillierte Rückmeldung zu ihrer Arbeitsleistung.
Die neue Generation agiert auf einem ganz anderen Arbeitsmarkt als Boomer
Dass die Vorurteile über die Gen Z falsch seien, meint auch die 23-jährige Unternehmerin Yaël Meier. Es sei nicht so, dass Boomer sich Work-Life-Balance, flache Hierarchien und Gespräche auf Augenhöhe mit ihrem Chef nicht wünschten.
Vielmehr sei die Anzahl junger Arbeitnehmer derart abgesunken, dass die Gen Z eine ganz andere Verhandlungsmacht gegenüber ihren Arbeitgebern habe, als es die Boomer gehabt hatten. Deshalb traue sich die Gen Z zu sagen, was Boomer schon immer gedacht hätten.