Im Zentrum eines Brandbriefs aus der Veterinärmedizin: Die Freie Universität Berlin

Im Zentrum eines Brandbriefs aus der Veterinärmedizin: Die Freie Universität Berlin

Foto: dpa/Monika Skolimowska

»Das Problem ist bewusst geworden, aber das Aufräumen zieht sich zu lange hin.« Für den Abgeordneten Tobias Schulze (Linke) steht fest: Über Jahre hinweg war die Freie Universität Berlin (FU) offenbar nicht in der Lage, ihren Beschäftigten in der Veterinärmedizin die korrekten tariflichen Zulagen auszuzahlen. »Das muss jetzt mit einem aufwendigen Verfahren nachträglich geheilt werden. Doch die Umsetzung bereitet offenbar Probleme«, sagt der Gesundheitspolitiker zu »nd«.

Mit einer Anfrage an den Berliner Senat hat Schulze nachgebohrt: Was tut die Freie Universität, um die Arbeitsbedingungen für ihre Beschäftigten zu verbessern? Die Antwort liegt »nd« vor Veröffentlichung vor. »Die Veterinärmedizin hängt in der Luft«, warnt der Linke-Abgeordnete. »Es gibt eigene Einnahmen, aber nicht genug, um sich selbst zu halten.« Im normalen Finanzierungsmodus der Universitäten gehöre die Disziplin deshalb zu den Bereichen, die schnell hinten runterfallen.

Die Kritik von Mitarbeitenden der FU war zuletzt unüberhörbar geworden. In einem Brandbrief, veröffentlicht durch die Verdi-Betriebsgruppe, fordern die Beschäftigten unter anderem verbesserte Dienstplangestaltung, schnellere Besetzung offener Stellen und eine zügigere Bearbeitung von Lohnabrechnungen – unter Beachtung aller tariflichen Zuschlagsberechtigungen. Ziel ist es, den Personalrückgang aufzuhalten. Bereits 70 Beschäftigte haben das Schreiben laut Betriebsgruppe unterzeichnet.

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»Wir Mitarbeitende haben das Gefühl, dass auf unserem Rücken Stellengelder gespart werden«, heißt es in dem Brandbrief. Knapp fünf Millionen Euro habe die FU von 2021 bis 2023 durch unbesetzte Stellen einbehalten. »Doch wenn wir im Portal der Agentur für Arbeit nach freien Stellen am Fachbereich Veterinärmedizin suchen, finden wir dort derzeit lediglich eine Stelle für eine*n Tierpfleger*in.« Bei der Nachbesetzung von Stellen würden schleppende Verwaltungsprozesse zudem dafür sorgen, dass neues Personal zwischenzeitlich wieder abspringe. Dabei schiebe die Dienststelle dem Personalrat die Schuld zu.

Wie die Senatsverwaltung für Gesundheit Schulze mitteilt, gibt es keine Statistik zu Veröffentlichungen auf Ausschreibungsportalen. Aus Kapazitätsgründen habe die Agentur für Arbeit darum gebeten, nur Ausschreibungen mit einer längeren Bewerbungsfrist einzureichen. »Die FU Berlin wird sich mit der Agentur für Arbeit in Verbindung setzen, um zumindest die Dauerausschreibungen auf dem Stellenportal zu veröffentlichen.«

Mehr als zwei Millionen Euro an Zeitzuschlägen soll die FU Beschäftigten der Veterinärmedizin inzwischen rückwirkend ausbezahlt haben. Den Senatsangaben zufolge deckt die Rückzahlung den Zeitraum von 2021 bis einschließlich März 2024 ab. Ältere Beträge könnten allerdings verfallen sein, eine Ermittlung ist der Universität laut Gesundheitsverwaltung nicht möglich.

Beide, FU und Beschäftigte, wollen eine Vereinbarung über eine verbesserte Dienstplangestaltung. Doch das Verständnis von Verbesserungen fällt unterschiedlich aus. In ihrem Brandbrief hatten die Beschäftigten kritisiert, dass sich die Universität darüber nicht verhandlungsbereit zeige: »Uns verlassen junge engagierte Beschäftigte, da die Arbeitskonditionen so unattraktiv gestaltet sind.«

Der Linke-Abgeordnete Schulze sieht Probleme, die sich an der FU alleine nicht lösen lassen. Während die Anforderungen an Jobs steigen, müssten die Eingruppierungen im öffentlichen Dienst Schritt halten. »Wenn wir niemanden mehr finden, müssen wir im tariflichen Gefüge etwas ändern«, sagt Schulze.

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