Oliver Ruhnert musste in den vergangenen Monaten viele Niederlagen einstecken – sportlich und politisch. Konsequenzen zog er gleichermaßen. Weil sich der Geschäftsführer Profifußball des 1. FC Union vor der gerade beendeten Saison ungewohnt viele Fehlgriffe auf dem Transfermarkt erlaubt hatte, zitterten die Berliner bis zuletzt um den Klassenerhalt in der Bundesliga. Als Linke-Franktionschef im Stadtrat von Iserlohn musste er im vergangenen Dezember die Auflösung der Bundestagsfraktion seiner Partei hinnehmen. Seinem Fußballverein bleibt der 52-Jährige treu, tritt aber freiwillig in die zweite Reihe zurück und wird aber kommender Saison wieder als Chefscout beim 1. FC Union arbeiten. In der Politik wechselte er nun das Lager – und trat dem Bündnis Sahra Wagenknecht bei.
Gegen übermächtige Gegner
Beim BSW sieht man die Personalie als Spitzentransfer. »Mit Oliver Ruhnert haben wir einen Topmann gewonnen«, sagte Sahra Wagenknecht dem »Spiegel«. Die Parteichefin lobt den Neuzugang mit Verweis auf die Erfolge von Union Berlin unter seiner Führung: Er wisse, wie man sich mit den großen, vermeintlich übermächtigen Gegnern anlegt. Das soll er nun erstmal in gleicher Position tun, wie zuvor jahrelang für die Linke – als Fraktionschef im Iserlohner Stadtrat.
Über Parteigrenzen hinweg dachte Ruhnert schon immer. Zuerst in der SPD, kam der Sauerländer 2007 zur Linken und war 2018 Gründungsmitglied der Bewegung »aufstehen« – weil er »überparteilich Prozesse in Gang zu bringen sehr gut« findet, wie er einmal im Gespräch mit »nd« erzählte. Nun findet er – abgesehen vom Zustand der Linken – seinen »Fokus auf Frieden, soziale Gerechtigkeit und das Aufbrechen alter Denkweisen« am ehesten beim BSW.