Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida soll ein Treffen
zwischen ihm und dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Un vorgeschlagen
haben. Kim Yo Jong, Kims Schwester und selbst eine führende Persönlichkeit des
abgeschotteten Landes, sagte in einer Mitteilung, Kishida habe seinen Vorschlag
über einen nicht näher benannten Kanal übermittelt. Die Regierung in Tokio äußerte sich zunächst nicht zu der Ankündigung.

Es hänge von Japan ab, ob die bilateralen Beziehungen
zwischen den Staaten verbessert werden könnten, sagte Kim Yo Jong. “Wenn Japan weiterhin versucht, sich in die Ausübung
unserer souveränen Rechte einzumischen, und sich weiterhin mit dem
Entführungsproblem beschäftigt, bei dem es nichts mehr zu klären oder zu
untersuchen gibt, dann wird das Gesprächsangebot des Ministerpräsidenten
unweigerlich als Versuch gewertet werden, seine Popularität zu verbessern”,
sagte sie. Kishida “sollte wissen,
dass er nicht in der Lage sein wird, die Führung unseres Landes zu treffen, nur
weil er es will oder weil er dazu entschlossen ist”.

Im Februar hatte Kim Yo Jong mitgeteilt, Nordkorea sei offen für eine Verbesserung der
Beziehungen zu Japan und sogar bereit, Kishida nach Pjöngjang einzuladen.
Schon damals hatte sie dies an Bedingungen geknüpft. Nordkorea und Japan unterhalten keine diplomatischen
Beziehungen. Beobachter gehen davon aus, dass sich Nordkorea von besseren Beziehungen zu
Japan verspreche, die trilaterale Sicherheitspartnerschaft zwischen Japan, Südkorea
und den USA zu schwächen. Kishida wiederum hoffe darauf, seine sinkenden
Zustimmungswerte im eigenen Land zu verbessern.

Entführung von 13 Japanern zugegeben

2002 hatte der damalige nordkoreanische Diktator Kim Jong Il bei einem Treffen mit dem damaligen japanischen Ministerpräsidenten Junichiro
Koizumi nach jahrelangem Leugnen eingeräumt, dass nordkoreanische
Agenten 13 Japaner entführt hatten. Hauptziel war es, Spione in japanischer Sprache und Kultur auszubilden. Fünf der Entführten durften damals noch im selben Jahr nach Japan
zurückkehren, die anderen seien gestorben, hieß es aus Nordkorea. 

Japan geht davon
aus, dass zumindest einige von ihnen noch am Leben sind. Die Regierung in Tokio hält es
zudem für möglich, dass Hunderte weitere Japaner entführt worden
sind.



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