Wenn die feuchte Sommerhitze die Hügel von Taipeh langsam aus ihrem eisernen Griff in die warme Nacht entlässt, dann beginnt hier das eigentliche Leben. Dann strömen die Menschen aus den klimatisierten Bürotürmen und U-Bahn-Schächten hinaus auf die Straßen, viele mit dem gleichen Ziel: einem Nachtmarkt. Das eigentliche Leben fängt nämlich mit gutem Essen an.

Selten findet man so viel davon so konzentriert auf einem Fleck wie auf dem Ningxia Night Market im Zentrum der Hauptstadt. Die kurze Gasse, in der sich Dutzende Marktstände aneinanderschmiegen, ist eine einzige Überforderung: Wenn man Gerüche hören könnte, bräuchte man hier professionelle Ohrenschützer. Der bitterblumige Duft eines Oolong-Milchtees mischt sich mit säuerlichem Kimchi-Geruch, zwei Schritte weiter drängt sich eine Frittierfettwolke in die Nase, plötzlich riecht es nach gegrilltem Oktopus und warmen Eiern in Sojasoße, dazwischen kündigt sich immer wieder der berühmt-berüchtigte Stinky Tofu an. Der schmeckt besser, als sein Name androht – aber heute soll es andere Spezialitäten geben.



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