An diesem Donnerstag jährt sich der Geburtstag von James Parkinson zum 269. Mal. Dem umtriebigen britischen Arzt, Chirurgen und Paläontologen verdanken wir die erste Beschreibung der Schüttellähmung. Der spätere Namensgeber hatte vor allem den Ruhetremor (also Zittern in Ruhe) im Blick, als er die neurologische Krankheit beschrieb. Erst mehrere Jahrzehnte nach Parkinsons Tod 1824 wurde das Phänomen nach ihm benannt. Seit 1997 wird der 11. April als Welt-Parkinson-Tag begangen.
Prominente Erkrankte wie Michael J. Fox oder der Boxer Muhammad Ali sorgten für zusätzliche Aufmerksamkeit für die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung gleich nach der Alzheimer-Demenz. Die Diagnose wird in einer im Schnitt immer älteren Bevölkerung häufiger gestellt. Hiermit ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Erkrankung benannt: das Alter. Denn die meisten der bis zu 400 000 Menschen, die in Deutschland daran leiden, sind zum Diagnosezeitpunkt über 60 Jahre alt. Männer erkranken doppelt so häufig wie Frauen.
Bei Parkinson werden immer mehr der Nervenzellen zerstört, die Bewegungsreize vom Gehirn an die Muskeln weiterleiten. Typische Symptome sind verlangsamte Bewegungen, das markante Zittern und Muskelsteifigkeit. Weil die Fähigkeit verloren geht, die eigenen Bewegungen zu steuern, werden Abläufe langsamer und unsicherer, zum Beispiel werden die Schritte kürzer, der Gang insgesamt eher schlurfend.
Im späteren Verlauf fällt die aufrechte Körperhaltung immer schwerer, der Gang wird noch unsicherer, die Sturzgefahr steigt. Diverse Begleitsymptome verursachen im Lauf der Erkrankung zunehmenden Unterstützungsbedarf, darunter Schluck- und Konzentrationsstörungen, starke Müdigkeit tagsüber und Schlafstörungen nachts, Probleme mit dem Kreislauf und bei der Blasenentleerung. Nicht zuletzt sind Depressionen und Angststörungen zu nennen.
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Angesichts des schweren Krankheitsbildes ist es naheliegend, mögliche Ursachen für Morbus Parkinson zu erkennen und deren Wirkung zu reduzieren. Die Forschung führt hier noch in verschiedene Richtungen; neben dem Alter spielen andere Erkrankungen eine Rolle. Hier fiel auf, dass Diabetiker ein erhöhtes Parkinson-Risiko haben und bei ihnen die Krankheit schneller und schwerer verläuft.
Bisher jetzt wurden einige Gene identifiziert, die als Ursachen für Morbus Parkinson sicher infrage kommen. Einfacher beeinflussbar sind bestimmte Umweltursachen. Erwiesen scheint, dass Pestizide und organische Lösungsmittel das Erkrankungsrisiko erhöhen. Erst Anfang des Monats hat ein Sachverständigenbeirat beim Bundesministerium für Arbeit empfohlen, das Parkinson-Syndrom durch chemische Pflanzenschutzmittel als neue Berufskrankheit in die entsprechende Verordnung aufzunehmen. Das würde dann für Menschen, die Herbizide, Fungizide oder Insektizide beruflich angewendet haben, also vor allem Landwirte, einen Anspruch auf Unterstützung durch die Berufsgenossenschaft begründen.
Zwar ist Parkinson nicht heilbar, aber im Gegensatz zu einer Alzheimer-Demenz lässt sich die Krankheit mit verschiedenen Mitteln für längere Zeit gut in den Griff bekommen. Dabei hat die Therapie insgesamt in den letzten Jahren einige Fortschritte gemacht. Die meisten Patienten werden heute mit Medikamenten behandelt, die entweder wie Dopamin wirken – das ist der Botenstoff, der für die Signalübertragung zwischen Gehirn und Muskeln nötig ist – oder dessen Abbau hemmen.
Wenn die Pillenform nicht mehr ausreichend wirkt, kann der Wirkstoff per Schlauch auch direkt in den Dünndarm gepumpt oder unter die Haut gespritzt werden. Für Patienten unter 70 Jahren mit starken motorischen Einschränkungen kann ein Hirnschrittmacher in Betracht kommen, bei dem Impulse von Elektroden das typische Zittern lindern. Noch experimentell ist eine Therapie mit Ultraschallwellen, bei denen krankhafte Zellen im Gehirn anvisiert und erhitzt werden, sodass sie im Ergebnis absterben.
Unverzichtbarer Teil einer Parkinson-Theraphie sind jedoch Ansätze, die dem Abbau von Fähigkeiten entgegenwirken, darunter die Ergotherapie, bei der auch der Umgang mit Hilfsmitteln trainiert werden kann. Logopädische Maßnahmen sollen das Sprech- und Schluckvermögen verbessern. Große Bedeutung hat die Bewegungstherapie. Ein Problem ist häufig, dass die Patienten eigentlich aktiver werden müssen, als sie in den letzten Jahren (oder überhaupt in ihrem Leben) waren. Hier kann es schwierig sein, die Betroffenen zu motivieren. Das spricht für die noch seltene, aber mögliche Komplexbehandlung der Krankheit, bei der Ärzte mit geschultem Pflegepersonal und Therapeuten zusammenarbeiten.
Physiotherapie, Kraftübungen und Sport können dazu beitragen, Beweglichkeit und Balance zu verbessern. Die Aktivität sollte nach den jeweiligen Bedürfnissen gewählt werden, geeignet sind Tai-Chi, Tanzen, Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking. Schon länger ist rhythmisches Gehen, sogar nach Marschmusik, in der Reha von Parkinson-Patienten erfolgreich. Auch bewusstes Gehen und die Erprobung neuer Gehmuster können Betroffenen helfen – am besten zunächst unter therapeutischer Anleitung. Laut einer neuen Metastudie wirkt Sport gleich welcher Art positiv auf Bewegungssymptome und Lebensqualität.
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