Deutschland steht im Achtelfinale der Heim-Europameisterschaft. Zuerst die Auftakt-Gala gegen Schottland (5:1), nun der souverän herausgespielte 2:0-Sieg gegen Ungarn – das Auftreten der DFB-Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann wirkt gefestigt. Der Erfolg gegen die Magyaren, die nach drei glücklosen Versuchen mal wieder bezwungen werden konnten, war ein Verdienst der gesamten Mannschaft. Der Sportbuzzer, das Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), liefert fünf Erkenntnisse, die herausstechen – dazu gehört allerdings auch eine Schwäche, die noch abgestellt werden muss.

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Neuer kann es noch

Mit mehreren starken Paraden hielt die vor dem EM-Start noch als Unsicherheitsfaktor geltende deutsche Nummer eins zum ersten Mal seit 13 Turnierspielen die Null. Einen kleinen Wackler kurz vor dem Ende, den Joshua Kimmich auf der Torlinie ausbügelte, gab es zwar noch. Aber Neuer überzeugte (Sportbuzzer-Note 1) als sicherer Rückhalt der deutschen Mannschaft. Die Wertschätzung seiner Vorderleute spürte er etwa nach zwei Glanztaten in Folge eines ungarischen Freistoßes.

Bundestrainer Nagelsmann wies auf der Pressekonferenz mit einem Augenzwinkern auf die Szene danach hin: „Manuel hält den Freistoß. Dann gehen drei, vier Spieler hin und schütteln ihn, dass danach die Frisur (von Neuer, d. Red.) total zerzaust war, wie man in der Wiederholung sieht, weil alle sich gefreut haben.“

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Von seinen Mitspielern gefeiert: Manuel Neuer.

Von seinen Mitspielern gefeiert: Manuel Neuer.

Gündogan lässt die Kritiker verstummen

In den sozialen Medien tauchte nach dem Erfolg gegen Ungarn ein Formular auf. „Ilkay Gündogan – Entschuldigungsformular“ stand darüber. Name des Absenders und Datum sind noch auszufüllen, dazu kann man aus sechs Gründen auswählen, wieso man den DFB-Kapitän zuletzt kritisiert hatte. Etwa: „Ich brauchte einen Sündenbock.“ Oder: „Ich kritisierte ihn, obwohl Hansi Flick Schuld war.“ Schon gegen Schottland spielte der Profi des FC Barcelona stark auf, hatte an vielen der fünf Tore einen Anteil. Thomas Müller attestierte ihm beim Auftakt eine „Weltklasse-Leistung“.

„Ich spüre das Vertrauen vom Trainer und meinen Mitspielern.“

DFB-Kapitän Ilka Gündogan

Im Duell mit Ungarn ging Gündogan wieder voran, wurde zum Spieler des Spiels gekürt. Er legte das 1:0 von Jamal Musiala auf, das 2:0 erzielte der Offensivmann selbst. „Ich spüre das Vertrauen vom Trainer und meinen Mitspielern“, sagte der 33-Jährige nach der Partie. So geht am Chef der vorderen Dreierreihe kein Weg mehr vorbei. Nagelsmann: „Wir müssen ihn alle pushen, weil er uns dann auch pushen kann.“

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Musiala erfüllt alle Erwartungen

Im zweiten Spiel des Heim-Turniers gelang Gündogans Nebenmann sein zweiter Treffer. Das schaffte bislang außer Musiala noch niemand. Die Spielfreude, die der Bayern-Youngster auch gegen Ungarn ausstrahlte, prägte das Spiel der DFB-Auswahl. Sein kongenialer Partner Florian Wirtz, ebenfalls erst 21, tauchte im zweiten Gruppenspiel etwas ab. Musiala hingegen dribbelte wieder frei auf. Für ihn ist es bereits das dritte Turnier. Aus Kurzeinsätzen bei der EM 2021 folgten in einem sonst schwachen deutschen Team gute Auftritte bei der WM 2022. Nun übernimmt der „Zauberer“ gern noch mehr Verantwortung. „Das war immer mein Ziel“, sagte er jüngst.

Wirtz, gerade Doublesieger geworden, bestreitet hingegen gerade sein erstes Turnier. Mit seinen nun 20 Länderspielen weist er elf Einsätze weniger auf als Musiala. Das sind Faktoren, die es für den Leverkusener schwerer machen, die Erwartungen zu erfüllen. Sein Münchner Mitstreiter kann deshalb hilfreich sein, wenn es darum geht, komplizierte Momente zu lösen. Dann wird das Duo im weiteren Verlauf auch wieder als „Wusiala“ zusammen zeigen, dass sie Deutschlands größtes Fußball-Versprechen sind.

Kroos gibt den Takt vor

Eine Erkenntnis, für die es das Ungarn-Spiel nicht zwingend gebraucht hätte: Toni Kroos macht, was Toni Kroos macht. Beim letzten Hurra vor dem Ende seiner Karriere, in der er 34 Titel gewonnen hat (Rekord für einen deutschen Fußballer), tritt der Weltmeister von 2014 genau so auf, wie es sich Nagelsmann bei der Rückhol-Aktion des 34-Jährigen erhofft hatte. 147 Ballkontakte und 131 Pässe mit einer Erfolgsquote von 95 Prozent belegen, dass Kroos gegen Ungarn – wie schon gegen Schottland – der Ruhepol im DFB-Team ist. Glänzen muss er dabei nicht. Seine Qualitäten blitzen immer auf, weil sie so unscheinbar sind.

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Die Konteranfälligkeit kann zum Problem werden

Die alte Schwäche, die unter Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick noch viel bedenklicher zum Vorschein kam, ist längst nicht komplett beseitigt. Bei Eckbällen vor allem, aber auch bei Ballverlusten tief in der Hälfte der Ungarn, wurden Konter blitzartig zum Bumerang. In den meisten Fällen lag es eher am schlechten Umschaltspiel von Dominik Szoboszlai und Co., dass die Schnellangriffe sehr oft verpufften. Der Bundestrainer sagte: „Es waren weite Wege, die wir verteidigen mussten. Aber wir haben auch viele Bälle wieder gewonnen.“ Doch sobald in der K.o.-Runde dann Kaliber wie Frankreich, England oder Spanien auf die DFB-Elf zukommen sollten, können solche Nachlässigkeiten bei der defensiven Absicherung schnell schmerzhaft werden.



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