Wismar. Seit neun Jahren führt Jörg Lettau das kreiseigene Busunternehmen Nahbus in Nordwestmecklenburg.

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Was in den vergangenen Jahren erreicht wurde und welche Herausforderungen es für die Zukunft gibt – darüber hat die OZ mit ihm gesprochen.

Mehr Fahrgäste bei Nahbus

Herr Lettau, eine der wichtigsten Aufgaben war es, bessere Verbindungen für Wismars Stadtteile und die Umlandgemeinden anzubieten. Seit 2023 gibt es einen neuen Fahrplan. Wie wird der angenommen?

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Die Fahrgäste sind zufrieden, das haben wir in mehreren Wismarer Stadtteilgesprächen gehört. Auch die Bürgermeister der Umlandgemeinden freuen sich über die Anzahl der Fahrten. Unser Ziel war es, dass jeder in 20 bis 25 Minuten zur Haltestelle seines Begehrens kommt. Das ist uns gelungen.

Sind die Busse auch voller geworden?

Sie sind den ganzen Tag über deutlich stärker belegt. Das liegt auch an der besseren Wahrnehmung unseres Angebotes. In Wismar gibt es an allen wichtigen Haltestellen neue Anzeigetafeln, die die Ankunfts- und Abfahrtszeiten ankündigen. Hinzu kommt das Deutschlandticket, das mit seinem günstigen Tarif für mehr Fahrgäste gesorgt hat.

Umweltfreundliche Erdgasbusse in Wismar

Das Deutschlandticket ist von vielen Busunternehmen in Deutschland zunächst skeptisch aufgenommen worden.

Weil das Ticket einen Wanderungseffekt hat: Frühere Monatskarteninhaber sind in den günstigeren Tarif gewechselt. Damit sind die Einnahmen von Nahbus um ungefähr um 30 Prozent gesunken. Finanziell haben wir aber momentan keine Nachteile, weil Bund und Land das Minus ausgleichen. Aber es ist nicht klar, wie lange das noch übernommen wird. Langfristig wird das Ticket aber neue Kunden bringen, wenn die Qualität des Angebots stimmt und das haben wir in den vergangenen Jahren stark verbessert.

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Wie?

Wir fahren heute mit Subunternehmern auf 75 Linien. Im Taktverkehr fahren wir auf allen Linien mindestens alle zwei Stunden, im Berufs- und Schülerverkehr jede Stunde. Außerdem ist es uns gelungen, 44 Quereinsteiger als neue Fahrer zu gewinnen. Darüber hinaus ist in Wismar die gesamte Flotte mit modernen, emissionsarmen Erdgasbussen ersetzt worden.

Nahbus will in neuen Betriebshof investieren

In Wismar ist ein neuer Betriebshof geplant. Wann kommt der?

Das Grundstück im neuen Gewerbegebiet Wismar-Hornstorf wurde 2023 gekauft. Spätestens Endes 2024 soll ein belastbarer Kostenvoranschlag vorliegen. Der ist die Grundlage für das weitere Vorgehen.

Warum ist der Betriebshof notwendig?

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In Wismar gibt es keine größere Fläche, auf der wir unsere 50 Fahrzeuge für die Region abstellen können. Deshalb werden zurzeit auch in Hornstorf und Dorf Mecklenburg Busse geparkt. Mit dem Betriebshof verbessern sich außerdem die Versorgung mit Strom, Wasser, Diesel sowie die Arbeitsbedingungen für die Fahrer.

In NWM sollen bald Elektrobusse fahren

Nahbus hat einen Fördermittelbescheid vom Bund für zehn Elektrobusse bekommen. Wann werden die unterwegs sein?

Der Bescheid gilt für acht Gelenkzüge und zwei Standardfahrzeuge. Die können wir bis Ende 2026 beschaffen. Die Preise liegen im September vor. So kann in den Gremien des Landkreises die Entscheidung zum Kauf der E-Busse und zur Inanspruchnahme der Fördermittel von knapp drei Millionen Euro bis zum Dezember 2024 getroffen und der Auftrag ausgelöst werden kann. Da die Busse im Stadtumlandgebiet von Lübeck eingesetzt werden müssen, bräuchten wir dort dann noch eine Abstellfläche mit Ladeinfrastruktur.

Das klingt teurer.

Ein Dieselbus kostet zwischen 200 000 und 250 000 Euro, ein E-Bus 650 000 bis 800 000 Euro plus Ladeinfrastruktur. Da unsere Fahrzeuge im Durchschnitt erst sechs Jahre alt sind, bleibt uns genügend Zeit, eine langfristige Beschaffungsstrategie zu erarbeiten.

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Rufbusse: Nachfrage auf dem Land steigt

Zur Fahrzeugflotte gehören auch die Rufbusse. Wie oft werden die gerufen?

Die Nachfrage ist besser als gedacht. Wir haben 50 bis 70 Bestellungen am Tag und 33 Linien. Die sind so aufgebaut, dass es immer Anschlüsse zur nächsten Stadt gibt, wo die Fahrgäste in größere Busse steigen können. Unser Ziel ist es, das Rufbus-Projekt zu einem Erfolg zu führen. Wenn es uns gelingt, mit kurzen Fahrtzeiten Reiseketten von kleinen Dörfern in größere Städte zu schaffen und so das Wohnen auf dem Land attraktiver zu machen, haben wir einen guten Job gemacht.

Viele Quereinsteiger im Team

Aktuell hat Nahbus 186 angestellte Busfahrer, darunter sind auch einige Langzeitkranke. Doch langsam geht es mit dem Personalbestand bergauf. Das liegt vor allem an den Quereinsteigern. Denn Fahrer mit klassischer Ausbildung sind auf dem Arbeitsmarkt kaum zu finden. Diejenigen, die nach Nordwestmecklenburg kommen, sind meist welche, die zurück in die alte Heimat wollen.

Seit Anfang 2023 verstärken 44 Quereinsteiger die Belegschaft, davon sind 19 noch in der Ausbildung. Der Rest befindet sich schon im aktiven Fahrdienst und „macht einen guten Job“, berichtet Geschäftsführer Jörg Lettau. Die Ausbildung wird mithilfe des Jobcenters finanziert, das dafür mit Fahrschulen kooperiert.

OZ



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