Die ukrainische Luftwaffe wehrte in der Nacht zahlreiche Drohnen ab. Papst Franziskus ruft zu Verhandlungen im Ukraine-Krieg auf.
Ukraine wehrt großen russischen Drohnenangriff ab
Das ukrainische Militär gibt an, in der Nacht auf Sonntag einen großangelegten russischen Angriff mit Kampfdrohnen abgewehrt zu haben. Von 39 Drohnen seien 35 abgefangen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit.
Eine feindliche Drohne schlug nach Militärangaben in einem Industriegebäude im Gebiet Odessa im Süden ein. Niemand sei verletzt worden. Im Gebiet Mykolajiw sei eine Überlandleitung beschädigt worden. Die Shahed-Drohnen iranischer Bauart seien von der russischen Küste des Asowschen Meeres und von der annektierten Halbinsel Krim gestartet worden. Außerdem schoss Russland nach diesen Militärangaben vier umfunktionierte Flugabwehrraketen S-300 auf Bodenziele in den Gebieten Charkiw und Donezk ab.
Bei einem nächtlichen Angriff der Ukraine stürzte eine Drohne auf ein Treibstofflager im russischen Grenzgebiet Kursk und ging in Flammen auf, wie der dortige Gouverneur Roman Starowoit auf Telegram mitteilte. Die Feuerwehr sei im Einsatz, schrieb er. (dpa)
Papst fordert Verhandlungen in Ukraine-Krieg
Papst Franziskus hat nach mehr als zwei Jahren Krieg in der Ukraine zu Verhandlungen aufgerufen. „Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem am Wochenende vorab veröffentlichen Interview des Schweizer Fernsehens. Ohne eine der beiden Konfliktparteien Russland oder Ukraine direkt beim Namen zu nennen, fügte er hinzu: „Schämen Sie sich nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird.“ An anderer Stelle in dem Interview sagte er: „Verhandlungen sind niemals eine Kapitulation.“
Der Pontifex verwies auf Vermittlungsangebote verschiedener Seiten, beispielsweise der Türkei. Auch der Vatikan selbst versucht seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf das Nachbarland im Februar 2022, zwischen Moskau und Kiew zu vermitteln – bislang ohne Erfolg. Papst-Sprecher Matteo Bruni widersprach Darstellungen, der Papst habe die Ukraine in dem Interview zur Kapitulation aufgefordert. Das Gespräch wurde nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Senders RSI bereits Anfang Februar geführt.
Darin wird Franziskus auch nach Forderungen aus der Ukraine nach „Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne“ gefragt, was andere als Legitimation der stärkeren Seite sähen. Darauf antwortet der Papst allgemein: „Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln.“
An anderer Stelle geht es in dem Interview auch um eine mögliche Vermittlung des Vatikans im Gaza-Krieg, der seit Oktober vergangenen Jahres dauert. Dazu sagte das Oberhaupt von mehr als 1,4 Milliarden Katholiken, er stehe zur Verfügung: „Ich habe einen Brief an die Juden Israels geschrieben, um über diese Situation nachzudenken. Verhandlungen sind niemals eine Kapitulation. Es ist der Mut, das Land nicht in den Selbstmord zu treiben.“ Er fügt hinzu: „Einen Krieg führt man zu zweit, nicht allein. Die Unverantwortlichen sind die beiden, die ihn führen.“ (dpa)
Zehn Tage Haft wegen pro-ukrainischem Wifi-Namen
Ein Gericht in Moskau hat einen Studenten zu zehn Tagen Haft verurteilt, weil er sein Wifi-Netzwerk während der russischen Militäroffensive in der Ukraine mit einem pro-ukrainischen Slogan benannt hat. Der in Moskau studierende Mann habe sein Netzwerk in „Slawa Ukraini“ (deutsch: „Ruhm der Ukraine“) umbenannt, berichtete die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Dabei handelt es sich um den Kampfruf der ukrainischen Streitkräfte.
Das Gericht habe ihn der „öffentlichen Demonstration von Nazi-Symbolen (…) oder Symbolen extremistischer Organisationen“ für schuldig befunden, berichtete Ria Nowosti weiter. Ein Polizist hätte den Behörden den Namen des Wifi-Netzwerkes gemeldet.
Seit Beginn der russischen Offensive im Februar 2022 wurden tausende Gefängnisstrafen oder Bußgelder gegen Leute verhängt, die öffentlich Kritik an der Offensive äußerten oder Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte zeigten. (afp)
Habeck hofft auf Freigabe der Ukraine-Hilfe im US-Kongress
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hofft auf die Freigabe der im US-Kongress blockierten Militärhilfe für die Ukraine. „Mein Eindruck ist, dass die Gelder freigegeben werden, aber dass es noch ein bisschen dauert“, sagte Habeck zum Abschluss seiner US-Reise am Samstag in Chicago.
Die von Präsident Joe Biden im US-Haushalt vorgesehenen 60 Milliarden Euro für die Ukraine werden von den Republikanern blockiert. Sie fordern im Gegenzug für ihre Zustimmung härtere Maßnahmen zur Sicherung der US-Grenze zu Mexiko.
Habeck war am Mittwoch zu einer dreitägigen Reise in die USA aufgebrochen. Er traf unter anderem mehrere US-Minister, Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan sowie UN-Generalsekretär António Guterres. (afp)
Union gegen Taurus-Ringtausch
Die Union lehnt den von Großbritannien ins Gespräch gebrachten Ringtausch von Taurus-Marschflugkörpern ab. Es müsse alles getan werden, um eine ukrainische Niederlage zu verhindern, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Johann Wadephul, der Rheinischen Post. „Dazu gehört die Lieferung des besten Systems und das ist nun mal der Taurus. Kein Ringtausch kann ihn ersetzen.“
Der britische Außenminister David Cameron hatte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung einen Ringtausch vorgeschlagen, bei dem Deutschland Taurus an Großbritannien abgebe und Großbritannien seinerseits Flugkörper vom Typ Storm Shadow an die Ukraine liefere. „Wir sind bereit, uns alle Optionen anzuschauen, um den maximalen Effekt für die Ukraine zu erzielen“, zitierte die Zeitung Cameron.
Befürchtungen von Bundeskanzler Olaf Scholz, die Lieferung von Marschflugkörpern könne zu einer Eskalation des Krieges führen, wies Cameron zurück. Es sei „absolut möglich, Beschränkungen beim Einsatz dieser Waffen festzulegen, um sicherzustellen, dass sie in keiner Weise zu einer Eskalation beitragen. Und das tun sie auch nicht.“ Sie dienten „der Verteidigung der Ukraine“. Großbritannien vertraue entsprechenden Zusicherungen des Landes.
Der CDU-Politiker Wadephul sagte, das Zögern des Kanzlers bei den schweren Waffen habe die Ukraine schon im letzten Jahr weit zurückgeworfen. „In der jetzigen Situation ist sein Starrsinn erneut eine schwere Bürde für die Ukraine.“ Die Koalitionspartner FDP und Grüne dürften nicht länger zusehen, wie der Kanzler das Vertrauen in Deutschland beschädige und der Ukraine ein wichtiges Waffensystem vorenthalte. (rtr)
Schwere Kämpfe in der Ostukraine
Bei Kämpfen in der Ostukraine haben russische Truppen den Druck auf die ukrainischen Verteidiger erhöht. Im Mittelpunkt der Gefechte lag das Gebiet westlich von Bachmut, wie der für die Region zuständige Kommandeur Serhij Sidorin am Samstag berichtete. Ziel der russischen Angriffe sei, nach Tschassiw Jar durchzustoßen.
„Es wird tagsüber, aber auch nachts gekämpft“, berichtete Sidorin weiter. Die ukrainischen Streitkräfte versuchten ihrerseits, den russischen Angriffsschwung mit Gegenattacken zu brechen. Dennoch seien die ukrainischen Verteidiger auf die Ortschaft Iwaniwske zurückgedrängt worden. „Aktuell versucht der Gegner, den Ort zu stürmen, sowohl frontal als auch von den Flanken“, beschrieb Sidorin die Lage. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden. (dpa)