Mit dem Tod von Menschen beim Abwurf von Hilfsgütern über Gaza hätte es nichts zu tun, erklärt das US-Militär. Derweil zahlt Schweden wieder ans UNRWA.

Ein Mann befindet sich im Treppenhaus eines total zerstörten Gebäudes. Er schaut nach unten auf die Stadt, die ebenfalls in Trümmern liegt. Auf der Straße befinden sich viele Personen

Foto: Mohammed Talatene/dpa

Zeugen: Lieferung ungebremst auf Hausdach gestürzt

Nach dem Tod von fünf Menschen beim Abwurf von Hilfslieferungen im Gazastreifen haben die USA eine Verantwortung für den Vorfall von sich gewiesen. „Entgegen einiger Berichte war dies nicht die Folge eines Abwurfs (von Hilfslieferungen) durch die USA“, erklärte das für die Region zuständige Militärkommando Central Command in der Nacht auf Samstag. „Wir sprechen den Familien jener, die ums Leben gekommen sind, unser Beileid aus.“

Auch Jordanien erklärte, nicht für den Abwurf dieser Hilfslieferung verantwortlich zu sein. Bei dem Vorfall nördlich des Flüchtlingslagers al-Schati im Westen der Stadt Gaza waren nach Angaben eines Krankenhausvertreters fünf Menschen ums Leben gekommen und zehn weitere Menschen verletzt worden.

Ein Bewohner des Flüchtlingslagers sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Fallschirm eines Hilfspakets habe sich nicht geöffnet. Die Lieferung sei ungebremst auf ein Häuserdach gestürzt, wo sich Menschen in der Hoffnung auf Hilfsgüter versammelt hatten.

Angesichts der dramatischen Lage im Gazastreifen werfen mehrere Länder Hilfsgüter aus der Luft ab. Zeitgleich werden die internationalen Pläne für die Errichtung eines Seekorridors zur Versorgung des Palästinensergebiets mit dringend benötigten Hilfslieferungen vorangetrieben. Das US-Verteidigungsministerium erklärte am Freitag, der geplante Bau eines provisorischen Schiffsanlegers für Hilfslieferungen werde bis zu zwei Monate dauern.

Nach fünf Monaten Krieg ist die humanitäre Lage im Gazastreifen katastrophal. Laut dem UN-Welternährungsprogramm (WFP) befinden sich die dort lebenden 2,4 Millionen Menschen am Rande einer Hungersnot. (afp)

Französisches Militär meldet Abschuss von Huthi-Drohnen

Das französische Militär hat nach eigenen Angaben vier Kampfdrohnen im Golf von Aden abgeschossen und zerstört. Sie seien auf dem Weg zu einem europäischen Marineeinsatz gewesen. „Diese Verteidigungsmaßnahme trug direkt zum Schutz des Frachtschiffs ‚True Confidence‘ unter der Flagge von Barbados bei, das am 6. März getroffen wurde und abgeschleppt wird, sowie anderer Handelsschiffe, die in der Gegend unterwegs sind.“ Die Huthi-Rebellen im Jemen greifen seit November immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer und im angrenzenden Golf von Aden an, die nach ihrer Lesart in Verbindung zu Israel stehen. Die Rebellen werden vom Iran unterstützt und haben sich solidarisch mit der Hamas im Gazastreifen erklärt. (rtr)

Israel will Dutzende Hamas-Kämpfer getötet haben

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben in den vergangenen 24 Stunden im Gazastreifen Dutzende Kämpfer der islamistischen Hamas getötet. In der südlichen Stadt Chan Junis schalteten israelische Truppen in Nahkämpfen und durch Luftschläge 20 Hamas-Milizionäre aus, teilte die Armee am Samstag mit. Bei gezielten Einsätzen seien militärische Einrichtungen des Gegners zerstört und eine nicht näher genannte Zahl von Kämpfern gefangen genommen worden. Im mittleren Gazastreifen töteten israelische Truppen der Mitteilung zufolge mindestens zehn Hamas-Terroristen.

Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Palästinensischen Quellen zufolge bombardierten israelische Kampfjets in der Nacht zum Samstag ein Hochhaus in Rafah, der am südlichsten gelegenen Ortschaft in dem abgeriegelten Küstenstreifen. Die Bewohner hätten im Vorfeld Warnungen erhalten und sich nicht in dem Gebäude im Zentrum der Stadt aufgehalten, das zerstört wurde, hieß es. Dennoch sei eine nicht näher genannte Zahl von Zivilisten bei dem Angriff auf den Al-Masri-Turm verletzt worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf örtliche Quellen. (dpa)

Schweden überweist 18 Millionen Euro an Hilfswerk

Schweden nimmt seine Zahlungen an das UN-Flüchtlingshilfswerk für Palästinenser (UNRWA) wieder auf. Umgerechnet gut 18 Millionen Euro werden nach Angaben der schwedischen Regierung geleistet. Das UNRWA habe unter anderem zugestimmt, die internen Kontrollen zu verstärken und seine Mitarbeitenden zusätzlich unter die Lupe zu nehmen. Mehrere Länder, darunter Israels engster Verbündeter USA, hatten ihre Zahlungen an das UNRWA eingestellt, nachdem die israelische Regierung den Vorwurf erhoben hatte, etwa ein Dutzend der 13.000 Mitarbeiter der Organisation im Gazastreifen seien an dem Angriff der Hamas am 7. Oktober beteiligt gewesen. (rtr)

Gesundheitsbehörde von Gaza meldet fast 31.000 Tote

Im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde mindestens 30.960 Palästinenserinnen und Palästinenser durch israelische Angriffe getötet worden. Seit Kriegsbeginn seien zudem mindestens 72.524 Menschen verletzt worden. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 82 Tote und 122 Verletzte gezählt worden, teilt die palästinensische Behörde mit. Die Vereinten Nationen haben die Angaben der Behörde mehrfach als realistisch bezeichnet. Auch US-Präsident Joe Biden sprach diese Woche von mehr als 30.000 Toten. „Die meisten davon sind keine Hamas-Mitglieder. Tausende und Abertausende sind unschuldige Frauen und Kinder.“ Die Opferzahlen könnten auch noch höher sein, da viele Menschen vermisst werden und wohl unter den Trümmern zerstörter Gebäude begraben liegen. (rtr)

DAAD-Präsident: Antisemitismus wird nicht geduldet

Der Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Joybrato Mukherjee, will an deutschen Hochschulen keinen Antisemitismus dulden. „Niemand sollte Zweifel daran haben, dass irgendeine Hochschulleitung hier nicht stehen würde“, sagte Mukherjee, der auch Rektor der Universität Köln ist, im „Interview der Woche“ des Deutschlandfunks. Er verwies auf ein Unsicherheitsgefühl vieler jüdischer Studierender, das nicht hingenommen werden dürfe.

Mukherjee schloss in diesem Zusammenhang auch Exmatrikulationen von Studierenden nicht aus, die sich an antisemitischen Aktionen beteiligen. Dies sollte allerdings „nur äußerstes Mittel“ sein. Wichtig sei vor allem Haltung zu zeigen. Allerdings sei auch klar, dass Universitäten immer ein Abbild der Gesellschaft seien. Insofern machten gesellschaftliche Konflikte auch vor dem akademischen Betrieb nicht halt.

Mukherjee wies darauf hin, dass der DAAD seine Wissenschaftsbeziehungen zu Israel derzeit intensiviere. Diese Solidarität mit Israel führe jedoch dazu, dass der DAAD in den arabischen Nachbarländern aktuell „einen schwierigeren Stand“ habe. „Wir stehen als Deutsche klar an der Seite Israels“, sagte dazu der DAAD-Präsident. Gleichwohl gelte die Empathie „für alle zivilen Opfer“.

Seit dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober und den darauf folgenden Angriffen Israels auf den Gazastreifen gibt es in Deutschland vermehrt antisemitische Übergriffe, auch an Hochschulen. Mehrfach wurden an Universitäten Veranstaltungen mit Bezug zu Israel gestört oder jüdische Studierende drangsaliert. (afp)

Huthi-Rebellen melden Angriffe auf US-Zerstörer

Die Huthi-Rebellen haben nach eigenen Angaben im Roten Meer und im Golf von Aden „eine Reihe von US-Zerstörern“ angegriffen. 37 Drohnen seien auf die Kriegsschiffe abgefeuert worden, teilt Jahja Sarea, der Militärsprecher der jemenitischen Rebellen, im Fernsehen mit. Zudem sei das US-Handelsschiff „Propel Fortune“ beschossen worden. Das Rote Meer ist einer der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt, der wegen der anhaltenden Angriffe der Huthi von einer von den USA geführten Militär-Allianz gesichert wird. (rtr)

US-Militär meldet Abschuss von 15 Huthi-Drohnen

Das US-Militär hat nach eigenen Angaben am frühen Samstagmorgen im Gebiet des Roten Meeres 15 Drohnen der jemenitischen Huthi-Rebellen abgefangen und zerstört. Es habe sich um einen großangelegten Angriff der „vom Iran unterstützten Huthi-Terroristen“ gehandelt, teilt das für die Region zuständige US-Zentralkommando (Centcom) auf der Plattform X mit. Der Angriff habe im Roten Meer und im angrenzenden Golf von Aden zwischen 04.00 und 06.30 Uhr Ortszeit begonnen. Mit den Drohnen hätten die Huthi Handelsschiffe, die US-Marine und Schiffe der Koalition zum Schutz der Handelsschifffahrt unmittelbar bedrohen wollen, teilt das Centcom mit. Die Huthi-Rebellen gehören der vom Iran geführten sogenannten Achse des Widerstandes an und haben sich solidarisch mit der Hamas im Gazastreifen erklärt. Nach eigener Darstellung greifen die Huthi, die Teile des Jemens kontrollieren, Schiffe an, die in Verbindung mit Israel stehen. (rtr)

Task Force zur Aufdeckung von Finanzquellen der Hamas

Die Geldwäschebehörden mehrerer Staaten haben eine Task Force eingerichtet, um die Finanzierungsquellen der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas aufzudecken und auszutrocknen. „Zusammen mit den FIUs aus anderen Ländern haben wir eine Taskforce gebildet, die von Deutschland, den Niederlanden, den USA und Israel geleitet wird“, sagte der Chef der deutschen Anti-Geldwäsche-Behörde Financial Intelligence Unit (FIU), Daniel Thelesklaf, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Samstag.

Die Hamas finanziere sich überwiegend über Spenden, sagte Thelesklaf. „Das können auch Kleinbeträge sein, aber unterm Strich kommen hohe Summen zusammen.“ Zudem verfüge die Hamas über gut ausgestattete Investmentfonds. (afp)

US-Militär: Schlag gegen Anti-Schiffs-Raketen der Huthis

Das US-Militär hat nach Angaben des für die Region zuständigen Central Command (Centcom) am Freitag einen Selbstverteidigungsschlag gegen zwei auf Lastwagen montierte Anti-Schiffs-Raketen in den von den Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen durchgeführt. „Um etwa 15:55 Uhr (Sanaa-Zeit) feuerten Huthi-Terroristen zwei ballistische Anti-Schiffs-Raketen aus dem Jemen in den Golf von Aden auf die „Propel Fortune“, ein unter der Flagge von Singapur fahrendes, in ihrem Besitz befindliches und von ihr betriebenes Schiff“, teilt Centcom in einem Beitrag auf X mit. Es habe keine Verletzten oder Schäden gegeben. (rtr)

Biden: „Es sieht schwierig aus“

US-Präsident Joe Biden hat die Hoffnungen auf eine Einigung auf eine Waffenruhe im Gazastreifen vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan weiter gedämpft. „Es sieht schwierig aus“, sagte Biden am Freitag bei einem Besuch im Bundesstaat Pennsylvania zu Journalisten. Der Präsident hatte am Vorabend in seiner Rede zur Lage der Nation im US-Kongress zu einer „sofortigen“ sechswöchigen Waffenruhe aufgerufen.

Viele hatten auf eine Einigung auf eine Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas vor dem Ramadan gehofft, damit mehr Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen und Hamas-Geiseln freikommen können. Der muslimische Fastenmonat beginnt je nach Sichtung der Mondsichel bereits am Sonntagabend.

US-Außenminister Antony Blinken sagte am Freitag, das Problem bei den Verhandlungen sei die Hamas. „Der Ball ist in ihrem Feld“, sagte Blinken bei einem Treffen mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan in Washington. „Wir arbeiten intensiv daran.“ Eine Waffenruhe wäre für alle von Vorteil.

Die Hamas-Delegation hatte am Donnerstag die Gespräche in Kairo unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars unterbrochen und war zu Beratungen nach Doha gereist. Zur Begründung hieß es, die bisherigen Antworten der israelischen Regierung erfüllten „nicht die Mindestanforderungen“.

Die Hamas verlangt einen dauerhaften Waffenstillstand, einen vollständigen Abzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen, die Rückkehr der Binnenvertriebenen in ihre Häuser und den Beginn des Wiederaufbaus in dem Palästinensergebiet. Israel lehnt dies ab. (afp)

Landungsbrückenbau dauert zwei Monate

Der von der US-Regierung geplante Bau einer Landungsbrücke für Hilfslieferungen in den Gazastreifen wird nach Einschätzung des Verteidigungsministeriums in Washington bis zu zwei Monate dauern. Der Plan sehe vor, vor der Küste des Palästinensergebiets eine Landungsbrücke zu errichten, an der Frachtschiffe anlegen und ihre Hilfslieferungen auf kleinere Boote verladen können, erläuterte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Freitag vor Journalisten. Diese sollten die Hilfe dann bis zu einem Damm bringen, von wo aus sie an Land gefahren werden soll.

Laut Ryder rechnet das Verteidigungsministerium damit, dass für den Bau der Landungsbrücke bis zu 1000 US-Soldaten benötigt werden und dieser bis zu 60 Tage dauern wird. Nach ihrer Inbetriebnahme könnten auf diesem Wege pro Tag mehr als zwei Millionen Mahlzeiten für die Bewohner des Gazastreifens geliefert werden.

Zahlreiche Länder wollen innerhalb der kommenden Tage einen Seekorridor zur Versorgung des Gazastreifens mit dringend benötigten Hilfslieferungen einrichten. Die EU-Kommission, die USA, Zypern, Großbritannien und die Vereinigten Arabischen Emirate kündigten am Freitag die Öffnung des Korridors an, an dem sich auch Deutschland, Griechenland, Italien und die Niederlande beteiligen wollen. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soll er möglicherweise bereits am Sonntag den Betrieb aufnehmen.

US-Präsident Joe Biden hatte am Donnerstagabend bei seiner Rede zur Lage der Nation die Einrichtung eines provisorischen Hafens vor der Küste des Gazastreifens für zusätzliche Hilfslieferungen auf dem Seeweg angekündigt. (afp)

Hamas ruft zum Marsch auf den Tempelberg auf

Die islamistische Hamas im Gazastreifen hat die palästinensische Bevölkerung dazu aufgerufen, im Fastenmonat Ramadan zur Al-Aksa-Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg zu marschieren. „Erlauben wir es der Besatzungsmacht (Israel) nicht, die Fakten vor Ort zu diktieren“, erklärte Hamas-Sprecher Abu Obaida in einem Video, das die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, am Freitagabend in ihrem Telegram-Kanal veröffentlichten.

Der Ramadan ist eine den Muslimen besonders heilige Periode und soll am Sonntag beginnen. Die Al-Aksa-Moschee gilt als drittwichtigstes Heiligtum im Islam. Israel hat den Tempelberg-Komplex zusammen mit der Jerusalemer Altstadt im Sechs-Tage-Krieg 1967 erobert. Seitdem kontrolliert es die Zugänge zu der Kultstätte, den es immer wieder auch einschränkt. In diesem Jahr sollen für den Ramadan ähnliche Bestimmungen gelten wie in den vergangenen Jahren. Unter anderem bedeutet das, dass männliche Muslime jüngeren und mittleren Alters nicht in der Al-Aksa-Moschee beten können.

Islamistische und militante Bewegungen wie die Hamas schreiben dem Ramadan eine besondere Bedeutung im sogenannten Dschihad, dem heiligen Krieg, zu. Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs lässt dies eine Zunahme gewalttätiger Konflikte in Jerusalem und im israelisch besetzten Westjordanland befürchten. „Möge der gesegnete Monat Ramadan (…) sich zur maximalen Flutwelle auf den Straßen und Fronten innerhalb und außerhalb Palästinas auswachsen“, sagte Abu Obaida in seiner Video-Botschaft.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten. Die Hamas nannte den Überfall die „Al-Aksa-Flutwelle“. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.(dpa)



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