Rostock/Hamburg. An seine ersten Besuche in MV kann sich Karl J. Pojer noch gut erinnern. Gegen Ende der 1990er Jahre war das. Der heute 69-Jährige war noch als „Robinson“-Geschäftsführer für den Tui-Konzern tätig. Seine damaligen Chefs hatten ihn in den Nordosten geschickt. Nach Fleesensee. Pojer sollte analysieren, ob der größte Tourismuskonzern der Welt dort – unweit der Müritz – in ein neues Ferienresort miteinsteigt.

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„Ich saß zwei Stunden ganz allein auf einer Wiese, inmitten der herrlichsten Natur, und habe nachgedacht“, erzählt der Tourismusmanager. Danach war er MV-Fan – und gab grünes Licht für ein Engagement an dem Standort, der heute als „Land Fleesensee“ bekannt ist.

„Rostock ist die Seele des Unternehmens“, sagt DSR-Hotel-Holding-Chef Karl J. Pojer.

„Rostock ist die Seele des Unternehmens“, sagt DSR-Hotel-Holding-Chef Karl J. Pojer.

Nun ist Pojer zurück in MV: Die Deutsche Seereederei (DSR) in Rostock hat mit dem Österreicher einen der profiliertesten Manager der Branche für ihre Hotel-Holding gewinnen können. Und der hat Großes vor mit der Gruppe.

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Rostock bleibt Hauptsitz und „Seele“ der Gruppe

Hauptsitz der Gesellschaft ist bis heute Rostock: das „Haus der Schifffahrt“ an der Langen Straße. „Rostock ist und bleibt unser Firmensitz. Der Standort ist für uns wichtig: Er ist die Seele des Unternehmens“, sagt Pojer.

Daran werde auch das verstärkte Engagement der Rewe-Touristiktochter Dertour bei den Hansestädtern nichts ändern. Beweis dafür: Wer die Hamburger DSR-Büros – am Kaiserkai in der Hafencity, gleich neben der weltberühmten Elbphilharmonie – besucht, parkt in „guter Gesellschaft“. Sämtliche Dienstwagen des Unternehmens sind mit „HRO“ auf dem Kennzeichen unterwegs.

Der Manager erfüllt so jedes positive Klischee über seine Landsleute: Der Österreicher ist charmant, kultiviert, redegewandt und offen. Der perfekte Gastgeber. Und er bringt aus seiner Berufslaufbahn jede Menge Erfahrungen mit: Er war für die „Robinson“-Clubs verantwortlich, Hotel-Spartenchef bei Tui und er führte die Luxuskreuzfahrtreederei Hapag-Lloyd aus den Miesen zu neuem Glanz. Er war „Hotelier des Jahres“ und auch Kreuzfahrtmanager des Jahres.

Heute führt Karl J. Pojer nicht nur die Hotel-Holding der DSR, sondern auch den Hotelbereich der Rewe-Tochter Dertour, dem zweitgrößten Reiseveranstalter Deutschlands mit zusammen über 120 Hotels.

Von der DDR-Reederei zum Tourismuskonzern

200 Schiffe waren zu Hochzeiten für das staatseigene Unternehmen auf den Weltmeeren unterwegs: Die Deutsche Seereederei war einst der ganze Stolz der DDR-Schifffahrt. Nach der Wende wurde die DSR von der Investorengruppe Horst Rahe und Nikolaus H. Schües aus Hamburg übernommen. Und die beiden Unternehmen bauten die Reederei kräftig um, setzten fortan nicht mehr nur auf Schifffahrt, sondern auch auf die Geschäftszweige Immobilien und Tourismus.

Deutschlands größte Kreuzfahrtreederei, Aida Cruises, wurde einst von der Nachwende-DSR gegründet. Auch die Arosa-Hotels und die Arosa-Flusskreuzfahrtreederei sind aus der Seereederei hervorgegangen.

Heute besteht die DSR aus zwei großen Geschäftsbereichen – dem Immobiliengeschäft und der Hotel-Holding. An letzterer ist mittlerweile die Dertour-Gruppe, die zum Rewe-Konzern gehört, mit knapp 75 Prozent beteiligt.

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„Wir sind an den schönsten Zielen Deutschlands“

Er glaubt an den Erfolg des Unternehmens: „Der große Boom nach der Corona-Pandemie mag zwar vorbei sein, aber der Trend zum Urlaub im eigenen Land hält noch an.“ Davon werde auch die DSR Hotel Holding mit ihren 35 Hotels in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien profitieren – und allen voran auch die Häuser an der Ostsee: „Viele Menschen haben in den vergangenen Jahren erlebt, wie schön das eigene Land ist.“ Mit der Bahn oder dem eigenen Auto zu verreisen, nicht auf Flugverbindungen angewiesen zu sein – das habe wieder einen Wert für viele Gäste.

Mit Bansin und Heringsdorf, Binz und Göhren, Kühlungsborn und auch Warnemünde habe die DSR Hotel Holding einige der schönsten Ziele Deutschlands im Angebot. „Nehmen Sie nur Kühlungsborn oder das neue Hotel Ceres in Binz! Die Lage der Ostseehotels ist ein Traum. Das passt wunderbar in unser Portfolio.“

Hotel-Manager„Das Wohlfühlen ist das Entscheidende“

Und was hat er mit den Hotels vor? „Wir sind solide und stark gewachsen. Jetzt wird es darum gehen, die Wirtschaftlichkeit nachhaltig zu sichern und Marken zu harmonisieren.“ Wo können die Häuser und die Marken noch enger zusammenarbeiten? Wo können Synergien genutzt werden? „Und es geht um die Frage, welche unserer Marken am besten zu welchem Haus und zu welchem Standort passt.“

Pojer könne sich durchaus vorstellen, „an Top-Standorten in ferner Zukunft weiter zu wachsen“ – für Zukäufe. Aber die Anzahl der Hotels sei für ihn nicht entscheidend, nur die Wirtschaftlichkeit.

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Wichtig sei es ebenso – und da liegt seine Priorität – in die Qualität der Häuser zu investieren. Auch, um neue Ansprüche bei den Gästen zu erfüllen: „Es gibt einen Wandel – vom Haben zum Sein.“ Mehr und mehr Menschen definieren beispielsweise Luxus nicht nur über Materielles. „Lebensqualität, Familie, Prävention, Wellness, Fitness, aktive Freizeit gewinnen an Bedeutung. Und bei diesem Trend wollen wir vorne mit dabei sein.“

Der Manager sagt: „Wir wollen die Marken und die Häuser in die ‚Neuzeit‘ überführen. Der Gast muss sich wohlfühlen. Das ist das Entscheidende.“ Die „Legende“ im Portfolio der DSR Hotel Holding, das Hotel Neptun in Warnemünde, sei beispielgebend – auch für die Gruppe: „Der Anteil der Stammgäste dort ist enorm hoch.“

OZ



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