Rostock. Schock beim Mittelalter-Spektakel im Rostocker Iga-Park: Nach einem Streit soll ein 33-jähriger Rostocker in der Nacht zu Montag mit einem Messer mehrfach auf einen 42-jährigen Mann losgegangen sein und ihn dabei so schwer verletzt haben, dass dieser mit dem Krankenwagen abtransportiert werden musste. Das teilte die Polizei am Montag mit.

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Beide Männer sollen nach Angaben des Veranstalters Besucher des Marktes gewesen sein. Der 33-jährige Tatverdächtige wurde vorläufig festgenommen. Die Polizei ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts des versuchten Totschlags. Nach einer ersten ärztlichen Einschätzung ist der Geschädigte weiterhin lebensbedrohlich verletzt.

„Wir hatten Angst, dass uns etwas passiert“

Auch eine der Tavernen soll im Verlauf des Streites beschädigt worden sein. „Wir schlafen über der Taverne und hatten wirklich Angst, dass uns etwas passiert“, sagt eine der beiden Mitarbeiterinnen am Montag. Nach der unruhigen Nacht sind die Schäden beseitigt und der Betrieb geht weiter – allerdings mit Verzögerung.

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Weil die Ermittlungen auch am Montagvormittag andauern, bildet sich zunächst eine Schlange von Menschen vor dem Eingang. Einige Gaukler sorgen für Ablenkung, bis der Markt mit rund einer halben Stunde Verspätung öffnen kann. „Ich organisiere seit 30 Jahren Veranstaltungen, aber so etwas ist noch nie passiert“, bedauert Thomas Szymkowiak vom Projektzentrum Dresden den Vorfall. Bereits zum zweiten Mal veranstaltet er das Spektakel in diesem Jahr in der Hansestadt.

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Nächtlicher Angriff in Rostock wirft Schatten auf Familienfest

„Wir haben in Rostock so ein tolles Publikum. Daher ist es traurig, dass eine nächtliche Aktion, die außerhalb der Öffnungszeiten stattfand, einen Schatten auf unser Familienfest mit 20 000 friedlichen Besuchern wirft.“ Der Vorfall habe sich gegen 2 Uhr in der Nacht ereignet. „Die Musik war aus, die Buden waren zu. Ich kann es mir nur so erklären, dass sich die Besucher irgendwo dazugesetzt haben und wir es nicht mitbekommen haben“, so der Veranstalter. Auch dem Sicherheitsdienst sei zunächst nichts aufgefallen. „Aber das Gelände ist groß und die waren anscheinend zur falschen Zeit am falschen Ort. Als sie gerufen wurden, haben sie gleich die Polizei alarmiert.“

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Dass solche Vorfälle passieren können, ist auch Henri Loichen bewusst. „Angst hat man davor nicht, aber Respekt“, sagt der 59-Jährige. Der Frührentner aus Rostock, der zum Mittelalterverein „Freyvolk zu Büdingen“, gehört, ist regelmäßig auf Mittelaltermärkten in ganz Deutschland unterwegs: „Ich mache alles, von Waffen reinigen und kochen bis hin zur Kinderbetreuung“, sagt er. Was ihn an dem historischen Spektakel fasziniert: „Das ist wie eine Familie. Man taucht in eine komplett andere Welt ein.“

Insgesamt kamen rund 20 000 Besucher zum Mittelaltermarkt

Ähnlich geht es auch den Rostockern Paula Langner und Maik Liedtke, die sich eigens für das Fest in mittelalterliche Gewänder gehüllt haben: „Das ist eine einfache Kutte, über die man noch eine Rüstung, ein Wams oder einen Mantel drüberziehen kann. Aber das ist zu heiß heute“, sagt Liedtke. Genau wie Freundin Paula hat er sein Trinkhorn an den Gürtel gehängt. „Meine Schwester ist Maßschneiderin, die hat das Kostüm für mich angefertigt“, verrät diese. Zwischen 200 und 300 Euro haben die beiden dafür ausgegeben. „Und es kommen immer mal wieder Teile dazu“, verrät Langner.

Rund 20 000 Besucher kamen am Pfingstwochenende zu Gauklern, Ritterkämpfen und mittelalterlichen Spezialitäten. „Die Besucherzahlen und die glücklichen Gesichter zeigen, dass es für die meisten trotzdem ein schönes Event war“, resümiert Szymkowiak. „Wir wollen definitiv wiederkommen und drücken die Daumen, dass alles noch ein gutes Ende nimmt“, sagt er.

OZ



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