Ausschüttungen: Mit den deutschen Dividenden-Königen Kasse machen
Rechtzeitig vor dem Höhepunkt der Ausschüttungssaison empfiehlt FOCUS MONEY die Dividendenkönige bei Aktien und Fonds. Mit denen kassieren Anleger quasi über Nacht ein lukratives Zusatzeinkommen.
Weltweit stiegen die Ausschüttungen von Unternehmen 2023 auf einen Rekordwert von 1,66 Billionen Dollar, hat die Vermögensverwaltungsgesellschaft Janus Henderson berechnet. Neue Höchstwerte bei den Dividendensummen erreichten die USA, Frankreich, Italien, Deutschland und 18 weitere Länder.
Und trotz des langsameren globalen Wirtschaftswachstums und höheren Finanzierungskosten für Unternehmen ist Janus-Henderson-Experte Ben Lofthouse auch für die Dividendenentwicklung im laufenden Jahr optimistisch. Mit den tendenziell soliden Dividendenzahlern sind Anleger auch für ein möglicherweise raueres Börsenklima gerüstet. Läuft es dagegen so gut wie aktuell, profitieren sie von Kursgewinnen.
Deutschlands Top-Dividenden einsacken
Auch für Deutschland gilt: Die Dividendensaison bietet erneut Gelegenheit, schöne Erträge abzugreifen. So basteln Sie sich einen attraktiven Renditekorb mit dauerhaft dicker Verzinsung.
Das war mal eine positive Überraschung. Einen Euro Ausschüttung je Aktie für 2023 kündigte der Fondsmanager Ernst Russ Mitte März an. Beim Kurs von damals rund vier Euro eine Rendite von dicken 25 Prozent. Möglich machten das starke Gewinne und ein gutes Kapitalpolster. Klar, dass die Börse mit einem Kurssprung reagierte.
Dividenden sind wichtiger Teil des Aktienertrags
Selbst wenn dies eine Einmalaktion bliebe: Dividenden steuern immer noch einen wichtigen Teil zum Aktienertrag bei, in Deutschland über längere Zeiträume gut und gerne 40 bis 60 Prozent. Nach Analyse der Deka-Bank bewegt sich die Ausschüttungsrendite der 40 Dax-Konzerne beim Indexstand von 18.000 im Schnitt um vier Prozent. Das ist klar mehr als bei Bundesanleihen mit 2,40 Prozent. Bei den Top-Zahlern in der jetzt gestarteten Dividendensaison erreicht die Verzinsung sogar sieben Prozent und mehr (s. Tabelle).
Was liegt näher, als sich so einen Renditekorb aus vier oder fünf guten und vor allem nachhaltigen Dividendenzahlern als längerfristige Anlage und Alternative zu Zinsinvestments zusammenzustellen? Beim aktuellen Umfeld und tendenziell steigenden Ausschüttungen erscheinen hier perspektivisch Renditen von sieben bis acht Prozent brutto alljährlich realistisch, plus die Aussicht auf mögliche Kurssteigerungen mit der Zeit. Allerdings sind einige Punkte beim Aufbau eines solchen Renditeportfolios zu beachten.
Nachhaltige Dividenden gefragt
Kandidaten dafür bilden vor allem Unternehmen mit stabilem, rentablem Geschäft und stetem Geldeingang als Voraussetzung für dauerhaft gute Dividenden.
Das sind meist defensive und so vom Kurs her nicht die dynamischsten Titel, häufig aus den Sparten Telekom, Finanzen und Immobilien. Letztere scheiden aktuell bis auf wenige Ausnahmen eher aus: Teurere Refinanzierung und Bewertungsverluste zwingen viele Firmen, ihr Geld im Hause zu halten, statt es auszuschütten. Bei den Telefongesellschaften mangelt es derzeit etwas an Masse, nachdem Telefonica Deutschland die Börse verlässt und Platzhirsch Deutsche Telekom nur unterdurchschnittliche 3,5 Prozent Dividendenrendite bringt. Als Ersatz bietet sich eventuell die britische Vodafone an (Rendite acht Prozent).
Schwieriger wird es bei zyklischeren Industrie- und Konsumwerten. Autos zum Beispiel glänzen aktuell überwiegend mit hohen Dividendenrenditen. Fragezeichen bestehen allerdings, was die Stabilität der Zahlungen auf längere Sicht angeht. Wer also Mercedes-Benz oder VW in sein Renditedepot packen möchte, sollte darauf ein Auge haben.
Hilfreich ist hier, wenn die Gesellschaften ihre Dividendenstrategie näher erläutern, vor allem, wenn sie dabei steigende Zahlungen avisieren. Die mit Ausschüttungen erzielbaren Renditen werden dann kalkulierbarer. Das macht eventuell auch Titel interessant, welche aktuell „nur“ fünf oder sechs Prozent Ertrag bieten, wie zum Beispiel Versicherer Allianz. Wer hier etwa 2019 rechtzeitig bei Kursen um 180 Euro und neun Euro je Aktie Dividende (fünf Prozent Rendite) einstieg, hält heute bei 13,80 Euro Zahlung ein Papier mit 7,6 Prozent Verzinsung plus 40 Prozent Kursgewinn.
Top-Renditebringer 2024
Sechs Prozent und mehr Dividendenertrag verheißen die aufgeführten Aktien. Es kann noch die ein oder andere hinzukommen, da noch nicht alle Börsenfirmen meldeten. Zusätzliches Bonbon: Auf Sicht von 15 Monaten gibt es die Dividenden zweimal.
Dividenden sind keine Zinsen – deshalb langfristig agieren
Anders als der Kupon bei Anleihen als Vergütung für das Verleihen von Geld sind Ausschüttungen in der Regel eine Beteiligung am Gewinn. Mit diesem Geldabgang sinkt der Firmenwert. Daher wird die Dividende am „Ex-Tag“, dem Tag nach der Hauptversammlung, vom Kurs abgezogen.
Wackelt die Börse zu dieser Zeit, kann der Kursabschlag auch höherer ausfallen. Daher: Dividendenportfolios eignen sich eher als längerfristiger Depot-Baustein über etliche Jahre. Anders als bei Anleihen gibt es bei Aktien zudem keine feste Kapitalrückzahlung. Dafür besteht die Chance auf Kursgewinne. Vor allem, wer beim Verkauf flexibel ist und günstige Börsenphasen abwarten kann, besitzt beste Aussichten auf einen guten Schnitt.
Vier oder fünf Titel sollten es sein, weil selbst bei aller Vorausschau ein mögliches Schwächeln eines Dividendenkandidaten nie auszuschließen ist. Das heißt auch: Geschäftstrends beobachten und bei Zweifeln Titel austauschen.
Hier sechs Aktien, die sich für ein Dividendendepot anbieten.
DWS Group – Ehrgeiz auch bei der Dividende
Das Unternehmen: Rund 900 Milliarden Euro an Anlegergeldern betreut die DWS Group, Tochter der Deutschen Bank. aktiv oder über ETFs (Xtrackers). Fünf Prozent am Kapital hält Asien-Kooperationspartner Nippon Life.
Die Vision: Die DWS verteilt neben der Jahresdividende von 2,10 Euro je Aktie weitere vier Euro als Kapitalrückgabe, insgesamt rund 15 Prozent Rendite. 2024 soll der Gewinn je Aktie (2023: 2,76 Euro) trotz Margendrucks in der Branche weiter zulegen mit Mittelfristziel ab 2025 von 4,50 Euro. Das wäre mehr als vom Markt erwartet. 65 Prozent davon sollen ab dann an die Aktionäre fließen. Das würde für die nächsten beiden Jahre weiter steigende Dividenden (möglicherweise bis 2,90 Euro) bedeuten. Die DWS-Gewinne hängen indes mit von der Entwicklung der Börsen ab. Die Zahlungen 2024 und erwartet 2025 zusammen bedeuten vorneweg gut 20 Prozent Rendite.
RTL Group – Rentabel mit Schwankungen
Das Unternehmen: „Europas führende Unterhaltungsmarke“ (O-Ton RTL) betreibt 60 Fernseh- und 36 Radiokanäle sowie sieben Streamingdienste. Hinzu kommt die britische Produktionsfirma Fremantle. Das Geschäft hängt stark an Werbeeinnahmen und Nutzerverhalten.
Die Vision: In jüngerer Zeit schwanken Ertrag und Dividende stärker nach langer Stabilität zuvor bis 2019. Bei 22 Prozent Gewinnminus 2023 (3,02 Euro je Aktie) sank die Ausschüttung der L Group von zuvor meist vier Euro auf 2,75 Euro je Aktie. Bei dem gleichfalls gedrückten Aktienkurs heißt dies weiter neun Prozent Rendite. Mindestens 80 Prozent des Nettoergebnisses will die finanzstarke Gesellschaft generell ausschütten. RTL geht für 2024 – etwas enttäuschend für die Börse – von einem ähnlichen operativen Ergebnis aus wie 2023. Die Analysten hoffen beim Nettoertrag vorerst auf etwas mehr.
Hamborner Reit – Stabile Dividenden
Das Unternehmen: Aus 28 ausgewählten Büro- und 30 Einzelhandelsobjekten vor allem der Nahversorgung besteht das Portfolio des Hamborner Reit. Die gestiegenen Zinsen führten zu Wertberichtigungen beim Bestand und drückten den Substanzwert je Aktie um 15 Prozent auf rund zehn Euro. Der Mietertrag (FFO) kletterte 2023 allerdings um knapp fünf Prozent.
Die Vision: Die mit dem Reit-Status verbundene relativ geringe Verschuldung im Einklang mit einer dicken Eigenkapitalquote erleichtern die Refinanzierung bei dem kapitalintensiven Geschäft. Zudem ist für die Ausschüttung das von Immobilienabwertungen weniger belastete HGB-Ergebnis entscheidend. Es ermöglichte für 2023 sogar eine leichte Anhebung der Dividende. Bei dem aktuellen Kursniveau bedeutet dies eine Rendite von gut sieben Prozent mit Aussicht auf Wiederholung im kommenden Jahr.
Freenet – Dauerbrenner in Sachen Ausschüttung
Das Unternehmen: Die norddeutsche netzunabhängige Telekomgesellschaft Freenet sieht sich als Digital-Lifestyle-Anbieter. Darunter fasst sie Dienste zusammen, die über mobile Endgeräte laufen können: Neben dem Stammgebiet Telekommunikation sind dies Internet, Stromverträge oder Fernsehen. Der Vertrieb arbeitet digital wie stationär.
Die Vision: Dieses Geschäft bringt vor allem einen stattlichen und dauerhaft stabilen Geldeingang (freier Cashflow), der dann zu rund 80 Prozent als Dividende an die Aktionäre geht. Die Erträge wachsen dagegen eher allmählich und unter Schwankungen, auch wenn Freenet für 2023 einen operativen Gewinn von erstmals einer halben Milliarde Euro meldete. Die Dividende steigt erneut, diesmal von 1,68 auf 1,77 Euro je Aktie.
BASF – Klare Dividenden-Ansage
Das Unternehmen: Vertreten in fast hundert Ländern sind die Ludwigshafener mit führender Chemiekonzern der Welt. Mit Ukraine-Krieg und Energiepreishausse befindet er sich im Umbruch, einschließlich Betriebsverlagerungen. „Chemie neu denken“, sagt der Vorstand.
Die Vision: Größere Wertberichtigungen, unter anderem für Wintershall, und Margendruck brachten 2022 einen Verlust und ließen 2023 nur einen Minigewinn zu. Die Ausschüttung von BASF blieb mit konstant 3,40 Euro je Aktie davon unberührt. Der Vorstand bekräftigte vielmehr das Ziel, die Dividende jährlich zu erhöhen oder zumindest auf dem Niveau des Vorjahres zu halten. Aktuell bedeutet das bei Börsenkursen nicht weit über dem 15-Jahrestief eine Ausschüttungsrendite von rund sieben Prozent mit Aussicht auf mehr, sollte sich die Geschäftslage bessern.
Allianz – Ein Herz für Aktionäre
Das Unternehmen: Der Rundum-Versicherer und Finanzdienstleister Allianz zählt zu den ertragsstabilsten Unternehmen an der Deutschen Börse. 2023 legt der Gewinn nach einer leichten, teils Corona-bedingten Delle in den Vorjahren um fast 30 Prozent zu.
Die Vision: Bei der Dividende gibt es einen festen Fahrplan: 60 Prozent des Jahresüberschusses und mindestens die Vorjahresausschüttung, wobei eher eine jährliche Steigerung um mindestens fünf Prozent der Normalfall sein soll. In den vergangenen zehn Jahren hoben die Münchener ihre Dividende mit Ausnahme des Coronajahres 2020 regelmäßig an. Damit dürften wachsende Ausschüttungserträge auch für die nächsten Jahre programmiert sein und die Rendite, aktuell gut fünf Prozent, weiter hochhieven. Aufhübschen lassen würde sie sich durch Aktienzukäufe im Falle von Kursrücksetzern.
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