Wahlstedt. Es scheint ruhig geworden zu sein um die angekündigte Schließung der Pumpenfabrik des dänischen Herstellers Grundfos in Wahlstedt. Seit einer Demo am 1. Mai von Grundfos-Mitarbeitenden in Neumünster war öffentlich wenig zu hören. Haben sich die 530 Beschäftigten in Wahlstedt mit ihrem Schicksal abgefunden? „Das ist nur die Ruhe vor dem Sturm“, sagt Markus Plagmann, Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Neumünster.

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Inzwischen hat sich auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) in den Fall Grundfos eingeschaltet und seine Unterstützung zugesagt. Auch Segebergs Bundestagsabgeordneter Bengt Bergt (SPD) will sich weiter für den Erhalt von Grundfos in Wahlstedt einsetzen. Er sei mit Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaft im Gespräch.

Wirtschaftsminister Madsen will sich für Erhalt von Grundfos in Wahlstedt starkmachen

In einem Brief an Bergt hat Madsen nun zugesagt, sich für den Grundfos-Standort Wahlstedt einzusetzen. „Ich hoffe sehr, dass Grundfos die Entscheidung sorgfältig überdenkt, insbesondere, da Wahlstedt die erste Tochtergesellschaft in Deutschland ist und seit 1960 besteht. Deutschland ist zudem einer der wichtigsten Absatzmärkte von Grundfos“, schreibt Madsen in einem Brief an Bergt. Im Rahmen seiner Möglichkeiten als Minister wolle er sich „für einen Verbleib des Standorts Wahlstedt starkmachen“.

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Er bedauere die Entscheidung von Grundfos zutiefst, so Madsen weiter. „Selbstverständlich suche ich als Wirtschafts- und Arbeitsminister des Landes Schleswig-Holstein das Gespräch mit der Firmenleitung und dem Betriebsrat der Firma Grundfos, um Hilfsmöglichkeiten auszuloten und eine Schließung, wenn möglich, zu verhindern“, antwortete Madsen Ende Mai dem Segeberger Bundestagsabgeordneten Bergt schriftlich. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden.

MdB Bengt Bergt kritisiert Grundfos-Entscheidung in Wahlstedt und will Taten sehen

Im April, als Grundfos angekündigt hatte, in den kommenden drei Jahren die Pumpenproduktion aus Wahlstedt abzuziehen und nach Dänemark, Ungarn und Serbien zu verlagern, hatte Madsen noch deutlich pragmatischer reagiert und auf den Fachkräftemangel und Arbeitsmarktchancen verwiesen – zum Ärger der Gewerkschaften. „Herr Madsen hat dann auch erkannt, dass sein Statement vom April nicht haltbar ist“, kommentiert Markus Plagmann von der IG Metall die Unterstützungsankündigung. Es gehe um ein Viertel der Industriearbeitsplätze in Wahlstedt.

Bengt Bergt spricht von einem wichtigen Signal des Wirtschaftsministers. „Ich erwarte, dass den Worten auch konkrete Taten folgen“, teilte Bergt am Dienstag mit. „Es ist jetzt wichtig, alle politischen Kanäle und Möglichkeiten auszuschöpfen. Grundfos macht Gewinne – eine Schließung des Standortes ist aus meiner Sicht weder ausgemacht noch wirtschaftlich nötig. Die Kolleginnen und Kollegen in Wahlstedt leisten eine tolle Arbeit und machen die Gewinne erst möglich.“ Die Verlagerungspläne sind laut Bergt ausschließlich profitorientiert und kurzsichtig.

Auch die Gewerkschaft macht im Hintergrund mobil. Es habe weitere Mitgliederversammlungen gegeben, um eine Strategie zum Erhalt weiterzuentwickeln. Bei einem Aktionstag der IG Metall Ende Mai vor dem Grundfos-Werk in Wahlstedt wurde um Mitglieder geworben. „Die Mitgliederentwicklung ist auf einem guten Weg“, so Plagmann.

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Im Arbeitskampf sind die Grundfos-Mitarbeitenden in Wahlstedt ungeübt. Es habe in der Vergangenheit nie Probleme gegeben mit dem Unternehmen, das in der Regel über Tarif zahlte. Die IG Metall kündigt an, eine offene Mitgliederversammlung zu planen, auch eine Kampagnen-Homepage sei in Arbeit. „Parallel laufen Unterschriftenaktionen, ist Grundfos Thema auf Betriebsrat-Konferenzen“, zählt Plagmann auf. Die Gewerkschaft hatte bereits angekündigt, großen Druck ausüben zu wollen, sollte Grundfos nicht einlenken. Plagmann sprach davon, den „Laden lahmlegen“ zu wollen.

Gleichzeitig sollen bei Grundfos demnächst die ersten Gespräche beginnen – zur Abwicklung des Standorts in den kommenden drei Jahren.

KN



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