Wismar. Dunkle Wolkenberge ziehen über die Ostsee. Knapp zwei Grad Celsius Außentemperatur zeigt das Thermometer am Sonnabend (20. April) gegen 6 Uhr im Wismarer Westhafen. Michael Ziemer (55), Kapitän des MS „Peter II“, betrachtet im Führerstand die Bildschirme, die das Seegebiet vor der Hansestadt zeigen.
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Der starke Wind aus Nordost hat über Nacht ordentlich Welle aufgebaut. Wie kabbelig die See vor der Insel Poel ist, wird sich zeigen. „Vielleicht müssen wir in der Wind-Abdeckung des Eilandes bleiben. Wir machen das Beste daraus“, erklärt der erfahrene Seemann gelassen und begrüßt die ersten Petrijünger.
Angler brauchen Schutz gegen die Kälte
Herold Baartz aus Röbel (Mecklenburgische Seenplatte) lag bei der OZ-Gemeinschaftsaktion „Fisch des Jahres 2023“ unter anderem in der Kategorie Köhler vorn. Kurz nach 4 Uhr ist der 64-Jährige mit dem Pkw daheim gestartet und trotzdem kein bisschen müde. Wie sein Freund Jürgen Schümann (72) – der Ziesendorfer (Landkreis Rostock) war bei der im vergangenen Jahr noch erlaubten Dorschangelei besonders erfolgreich – versucht er sich gegen die Kälte zu schützen.
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Herold Baartz freut sich über einen Seeskorpion.
Quelle: Volker Penne
Lagenlook ist in. Das gilt auch für den Wismarer Martin Herckt (32). Der passionierte Meeresangler war 2023 in der Schollen-Kategorie spitze und hat bei diesem „Platten“-Törn quasi ein Heimspiel.
Schiff mit 22 Meisteranglern an Bord startet von Wismar aus
Noch herrscht Windstärke vier vor. Doch laut Prognose soll sich das Wetter beruhigen. Ziemer wartet noch ein wenig. 7.20 Uhr legt das Stahlschiff mit 22 Meisteranglern an Bord ab.
Wattwürmer und Kunstköder, die diesen ähneln, werden verteilt. Die Aussichten, damit Plattfische aller Art zu fangen, sind bei der traditionellen Ausfahrt der Gemeinschaftsaktion von OZ, Landesanglerverband (LAV) und den Fachmärkten von Angeljoe groß. Denn Klieschen, Flundern, Schollen und Co. gibt es in der Ostsee reichlich. Mit 8,5 Knoten (knapp 16 km/h) geht es mit 400 PS Richtung Poel.
Ausfahrt der OZ-Meisterangler: Tour der Extreme
Am Sonnabend waren die erfolgreichsten Teilnehmer der OZ-Aktion „Fisch des Jahres 2023“ auf Ostsee-Törn.
Quelle: Bert Scharffenberg/Ostsee-Zeitung
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Rostockerin bezwingt Männer in zwei Kategorien
Es wird gemütlich gefrühstückt. Das 29-Meter Schiff schaukelt kräftig. Erster Stopp im Fahrwasser nördlich der Insel. Kaum sind die Montagen im Wasser gelandet, kurbelt Armin Butz bereits eine Scholle nach oben. Der 68-Jährige ist im LAV verantwortlich für das Referat Angeln.
Ausfahrt der OZ-Meisterangler: Tour der Extreme
Am Sonnabend waren die erfolgreichsten Teilnehmer der OZ-Aktion „Fisch des Jahres 2023“ auf Ostsee-Törn. Zwischen Starkwind und Flaute, Kälte und Sonne.
Quelle: Bert Scharffenberg/Ostsee-Zeitung
Wenige Meter daneben landet die Rostockerin Kerstin Bockholdt (56) ihren ersten Fang an. Die Hansestädterin hat im vergangenen Jahr in der Endabrechnung als einzige Frau die Männerdomäne geknackt. Sie war in zwei der insgesamt 39 Kategorien – mit der größten Aalmutter und einem beachtlichen Gründling – vorn. Am Ende des Tages wird sie, die am liebsten selbst geangelten Wels räuchert, wie die meisten Aktiven an Bord eine schöne Fischmahlzeit mit nach Hause nehmen können.
Ausfahrt der OZ-Meisterangler: Tour der Extreme
Am Sonnabend waren die erfolgreichsten Teilnehmer der OZ-Aktion „Fisch des Jahres 2023“ auf Ostsee-Törn.
Quelle: Bert Scharffenberg/Ostsee-Zeitung
Eher kleine Fänge aus neun Metern Tiefe
Biss folgt auf Biss. Auch die Kunstköder erweisen sich als fängig. Viele der Plattfische sind jedoch klein. Während die Sonne sich allmählich durchkämpft, lässt der Wind spürbar nach. Die „Peter II“ nimmt Kurs Rerik.
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Gegen Mittag schläft der Wind fast ein. Ententeich und Sonnenschein pur. Einige der dicken Jacken werden abgestreift. Kapitale Fänge bleiben an diesem Tag in neun Metern Tiefe aus, doch einige Exemplare können sich durchaus sehen lassen. So landet der Allrounder Rüdiger Strutz aus Karststädt (Ludwigslust-Parchim) eine 39 Zentimeter lange Scholle an. LAV-Sprecherin Claudia Thürmer glänzt mit der größten Kliesche (33 Zentimeter) und Angeljoe-Geschäftsführer Jonas F. Müller (45) freut sich über eine 36,5 Zentimeter lange Flunder.
Jonas F. Müller (links) holte die größte Flunder des Tages an Bord. LAV-Sprecherin Claudia Thürmer (M.) fing die größte Kliesche – und Rüdiger Strutz aus Karstädt (Ludwigslust-Parchim) freute sich über die größte Scholle.
Quelle: Volker Penne
Die Stimmung an Bord ist gut. Mit viel Beifall werden auf der Rückfahrt die Gewinner der Kategorien bedacht. Gleich fünfmal können Butz und Müller dem Rostocker Jörg Gruse die Anerkennungen überreichen. Der Hansestädter hatte unter anderem mit einem 97 Zentimeter langen und 1,88 Kilogramm schweren Aal für Furore gesorgt.
Der Rostocker Jörg Gruse war auch beim Platten-Törn erfolgreich.
Quelle: Volker Penne
Angeljoe-Chef: „MV ist und bleibt ein Angel-Eldorado“
„Insgesamt fast 250 Top-Meldungen sind 2023 eingegangen. Die Artenvielfalt ist beeindruckend“, betont Butz. Als Verband wolle man weiter verstärkt daran arbeiten, jungen Leuten das Angel-Abc zu vermitteln. „Erlebnisse in der Natur sind ebenso wichtig wie der Schutz unserer Umwelt“, so der LAV-Mann.
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„Mecklenburg-Vorpommern bietet den Petrijüngern beste Bedingungen. Es ist und bleibt ein Eldorado für Angler“, betont Angeljoe-Chef Müller.
Nach gut zwei Stunden Fahrt ist der Wismarer Hafen wieder in Sicht. „So ein Tag auf See ist herrlich. Entspannung pur“, erklärt Herckt. Den „Platten“-Spezialisten stört es nicht, dass heute die stattlichen Brocken nicht dabei waren. Das Angeljahr sei ja noch lang.
Das meint auch Andreas Genz (33) aus Benz (Landkreis Nordwestmecklenburg). Der Garten- und Landschaftsbauer hatte 2023 mit einer außergewöhnlich großen Zope für Aufsehen gesorgt. Er hofft auch in diesem Jahr wieder auf das Glück des Tüchtigen und möchte bei der Ausfahrt 2025 dabei sein.
Die größten Fänge bei der Aktion „Fisch des Jahres 2024“
Quelle: Arno Zill, DAV
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Die ersten Fangmeldungen für die diesjährige Aktion sind bereits da (siehe Tabelle). Und eines ist sicher: Kapitän Ziemer und seine Crew stehen für den neuen Törn bereit.
OZ