Ein Jahr nach dem Abschalten der letzten Atommeiler sehen viele Deutsche den Ausstieg aus der Kernenergie kritisch. Laut einer Umfrage halten 51,6 Prozent den Atomausstieg rückblickend für einen Fehler. 28,4 Prozent stehen dagegen hinter der Entscheidung, die AKW abzuschalten. Ein Fünftel ist in dieser Frage unentschieden, wie eine repräsentative Umfrage ergab, die das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag des Vergleichsportals Verivox im April durchgeführt hat. Befragt wurden insgesamt 1019 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren.

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Zu den Gegnern des Atomausstiegs gehört auch die Union. Im Dezember hatte CSU-Chef Markus Söder angekündigt, dass er im Falle einer Regierungsbeteiligung nicht nur alte AKW wieder in Gang setzen, sondern die Atomkraft in Deutschland auch insgesamt wieder ausbauen möchte. „Unser Ziel muss sein, tatsächlich neue Kernkraftwerke – kleinere mit einer ganz anderen Energieleistung, mit einer ganz anderen Absorption von möglichem Müll – anzunehmen“, hatte der bayrische Ministerpräsident angekündigt. Auch im gemeinsamem Wahlprogramm von CSU und CDU für die Europawahl hat die Kernenergie einen zentralen Platz.

Habeck zufrieden mit Ausstieg

Wirtschftsminister Robert Habeck hingegen verteidigt den Ausstieg. „Wir sehen heute, dass die Stromversorgung weiter sicher ist, die Strompreise auch nach dem Atomausstieg gefallen sind und die CO2-Emissionen ebenfalls runtergehen“, sagte der Minister der Funke-Mediengruppe. Tatsächlich sind die durchschnittlichen Preise für Verbraucher laut Verivox um 17 Prozent gesunken. Während eine Familie mit einem Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden im April 2023 noch 1703 Euro für Strom zahlte, sind es aktuell nur noch 1412 Euro.

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Gegner kritisieren auch, dass Deutschland wegen des Ausstiegs Strom importieren musste. Das wäre nicht nötig gewesen, wenn die letzten drei Kraftwerke am Netz geblieben wären. Das Wirtschaftsministerium weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass dies aber sowohl höhere CO2-Emissionen als auch höhere Stromrechnungen zur Folge gehabt hätte.

Fakt ist: Deutschland ist Teil eines europäischen Strommarkts. Den meisten Strom importiert das Land aus Dänemark und Norwegen, wo er überwiegend aus Windenergie und Wasserkraft gewonnen wird.

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Vor einem Jahr, am 15. April 2023, hatte Deutschland den Atomausstieg endgültig vollzogen und die letzten drei Meiler Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland abgeschaltet. Der Rückbau hatte im Anschluss daran begonnen.

RND/dpa/jd



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