„Bitte gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.“ Dieses Motto war schon in der Vergangenheit in vielen Redaktionen hoch im Kurs, wenn es darum ging, Mißstände in Deutschland anzusprechen. Der blutige Messerangriff von Mannheim zeigt, wie aktuell es dort noch heute ist: Nachdem der Sylt-Suff bis zum Ereignis von nationaler Tragweite aufgebauscht wurde, spielen viele Medien das islamistische Attentat in Mannheim nun herunter. Die Berichterstattung zeigt erneut die ideologische Verbohrtheit einiger Medien. Geht es darum, gesellschaftliche Realitäten anzuerkennen, können manche auch nach unzähligen Gewaltdelikten nicht über ihren politischen Schatten springen – vorn dabei sind die öffentlich-rechtlichen Sender.
„Hier gibt es nichts zu relativieren, auch wenn noch vieles ungeklärt ist.“ Sprachlich wandelt „Monitor“-Chef Georg Restle das Motto hier ein wenig ab, jedoch meint er dasselbe: „Und doch sollten Medien zurückhaltend sein: Das Spiel derer, die daraus eine braune Suppe kochen, sollten wir nicht mitspielen. Für einen Generalverdacht gegen Geflüchtete gibt es keinen Grund“, heißt es weiter im Social-Media-Beitrag des WDR-Magazins. Bei den Vorkommnissen auf Sylt hingegen sprach Restle von blankem Rassismus, der auch „in der Mitte der Gesellschaft zu Hause ist“.
Er ist und bleibt ein unsäglicher, linker Aufwiegler.#Restle pic.twitter.com/AKXPez679G
— Schlanggl ⚫️🖤🇩🇪🇺🇦🇺🇸🤍💙💛🥨🍻 (@i_iangg) June 3, 2024
Das deckt die eigentliche Denkweise hinter der Berichterstattung auf: Unter keinen Umständen darf sein Magazin so berichten, daß der Eindruck entsteht, es gäbe einen Zusammenhang zwischen fanatischen muslimischen Zuwanderern und der steigenden Anzahl an schweren Gewaltdelikten, insbesondere Messerattacken – Schuldige kann es nur im Bereich des Rechtsextremismus geben. Zusätzlich schafft er es, in dem kurzen Statement nicht einmal ein Trauerwort über den Polizisten zu verlieren, geschweige denn über Islamkritiker Michael Stürzenberger und die Hintergründe der Tat zu sprechen.
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Eine Perfide Täter-Opfer-Umkehr findet statt
Dabei hat ganz Deutschland gesehen, was am vergangenen Freitag auf dem Marktplatz in Mannheim geschah: Durch den brutalen Angriff des radikalen Islamisten Sulaiman Ataee starb ein Polizist, fünf weitere Männer, darunter der Islamkritiker von Pax Europa, wurden teils schwer verletzt. „Es gibt Videoaufnahmen, die zeigen, daß der Angreifer sich den Infostand von Pax Europa angeschaut hatte, kurz bevor er das erste Mal zustach. Insofern ist ein Zusammenhang denkbar zwischen dem Angriff und der islamkritischen Veranstaltung mit Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger, der auch bei dem Angriff verletzt wurde“, heißt es in der Frankfurter Rundschau orakelnd.
Vielleicht ist er aber auch einfach selbst schuld, dem Attentäter könnten schlicht die Botschaften nicht gefallen haben: „Am Stand der rechtspopulistischen Bewegung waren Slogans wie ‘Der Politische Islam bedroht Demokratie, Freiheit, Sicherheit und Menschenrechte!’ zu lesen“, schreibt das Medium im Satz darauf.
Stürzenberger und Co. in der Rolle der Täter statt der Opfer – so möchte es auch die „Tagesschau“ suggerieren. „Am Freitag hatte ein Mann bei einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sechs Menschen verletzt“, sagt der Moderator in dem kurzen Nachrichtenbeitrag vergangenen Montag. Kurz darauf wird noch einmal betont, der Polizist sei am Rande einer „Veranstaltung einer islamkritischen Bewegung“ angegriffen worden. Über den „Mann“ gibt es im Beitrag keine genaueren Informationen. Weder sein Name noch seine Herkunft, noch sein Motiv werden genannt.
Stürzenberger taucht im ZDF nicht auf
Daß der Angriff Michael Stürzenberger galt, der in der Vergangenheit schon häufiger ins Visier von radikalen Islamisten geriet und bereits tätlich angegriffen wurde, wird ebenso verschwiegen. „Will die ‘Tagesschau’ uns wirklich erzählen, daß die Opfer des Messerangriffs mitschuldig sind?“ titelte sogar die Berliner Zeitung. „Kurz vor den Europawahlen soll den Menschen anscheinend klargemacht werden, was Rechtsextremismus heißt, nämlich Haß“, analysiert Autor Franz Becchi in seinem Text. „Doch die mörderische Gewalt kam vergangenes Wochenende weder von Nazis noch von Sylt-Schnöseln, sondern von einem 25Jährigen in Deutschland lebenden abgelehnten Asylbewerber aus Afghanistan.“
Das ZDF widmete dem Tod des Polizeibeamten in den „Heute“-Nachrichten lediglich 19 Sekunden in einer lapidaren Sprachmeldung. Den afghanischen Mörder Sulaiman Ataee nannte die Redaktion „Angreifer“, die Nationalität und mutmaßlich islamistische Motivation verschwieg sie. Von einem „Mann“ spricht auch die Zeit, nach der das Motiv des „mutmaßlichen Täters“ am Sonntag noch „unklar“ gewesen sei. „Am Freitag vormittag hatte ein Mann auf der Veranstaltung der islamfeindlichen Bewegung Pax Europa (BPE) sechs Männer verletzt, darunter den verstorbenen Beamten sowie BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger“, liest es sich auf der Website. Daß Pax Europa im gleichen Atemzug der Nicht-Erwähnung der Täterherkunft als islamfeindlich deklariert wird, ist das bekannte i-Tüpfelchen.
Kein Wort zur Herkunft des Täters von Mannheim und wer sein Hauptziel war
Ebenso viele Informationen zum Täter gab es auch in der Süddeutschen Zeitung, der die Attacke aber allgemein nur eine kleine Meldung am Rand wert war. Immerhin: Wer nur sehr wenig sagt, der läuft auch weniger Gefahr, seinen journalistischen Beitrag allzu stark zu framen. Das dachten sich wohl auch die Chefs von NDR-„Panorama“, ARD-„Kontraste“, „MDR Investigativ“: Bis Anfang der Woche hatten die Sender noch gar keine Beiträge in den sozialen Medien über den Angriff veröffentlicht. Das MDR-Format postete lieber einen diffusen Beitrag über „Engagement trotz Anfeindungen“. Aus welchem politischen Spektrum die Anfeindungen in dem Beitrag kommen? Natürlich von rechts.
Der Anschlag auf Michael Stürzenberger und Aktivisten von Pax Europa findet in vielen Teilen der deutschen Medienlandschaft wenig bis keine Beachtung. Auch die Motive des Täters scheinen nicht zu interessieren. Selbst der erste deutsche Polizist, der von einem Islamisten umgebracht wurde, ist für viele Medien nur eine Randnotiz. Aus unzähligen Ausfällen in der Berichterstattung, wie etwa zur Silvesternacht 2015, hat man nichts gelernt.
Nicht etwa, weil das Gespür fehlt, sondern, weil der Wille fehlt, Ereignisse losgelöst von der eigenen politischen Ideologie zu betrachten. Selbst Bluttaten wie das schreckliche Ereignis in Mannheim scheinen nicht tragisch genug, um an schlafenden Chefredakteuren zu rütteln. Das doppelt tragische dabei ist: Während weiter mutig der „Kampf gegen Rechts“ geführt wird, geht eine ganz andere Gruppe dabei als Sieger hervor – die Anhänger des fanatischen Islam.