Reddelich. „Wenn die Kinder abends unterwegs sind, habe ich manchmal Angst“, sagt Beate Hackbarth, die seit zehn Jahren mit ihrem Mann in Reddelich (Landkreis Rostock) an der B105 wohnt. „Die Autos fahren hier in der Nacht teilweise mit 100 bis 120 Kilometern pro Stunde lang. So fühlt es sich zumindest an“, berichtet die Mutter von zwei Kindern. Vier Katzen seien ihr bereits auf der Strecke verstorben.

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Sie freue sich daher über jede Geschwindigkeitskontrolle, die prüft, ob das Tempolimit von 60 Kilometern pro Stunde eingehalten wird. Dann sei es merklich ruhiger auf der B105. „Aber es dürfen gern mehr Kontrollen und ein geringeres Tempolimit sein. Noch besser wäre ein fester Blitzer“, sagt Hackbarth.

Lautstärke stört Anwohnerin der B105 nicht

Die Lautstärke störe sie nicht, wenn sie von den Lkws absehe. Die Familie habe gute Fenster. Die Lage an der B105 biete zudem Vorteile, etwa die Haltestellen von Bus und Bahn. Ihre Kinder fahren mit dem Bus zur Schule nach Bad Doberan, die Älteren nutzen den Bahnhof in der Freizeit laut Hackbarth gern als Treffpunkt, weil es sonst keine Alternative in Reddelich gibt.

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Ein Nachteil sei, wenn ein Unfall die B105 in beide Richtungen blockiere. Dann komme der Verkehr zum Erliegen und die Kinder säßen im Schulbus fest, wie am vergangenen Mittwoch in Bad Doberan geschehen. „Meine Kinder konnten dann zum Glück einfach auf die Bahn ausweichen, um nach Hause zu fahren“, sagt sie.

Haltestellen von Bus und Bahn machen den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel in Reddelich einfach.

Haltestellen von Bus und Bahn machen den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel in Reddelich einfach.

Wohnen an der B105 hat laut Betroffenen auch Vorteile

Michelle Möhring wohnt seit zwei Jahren mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Kindern an der B105. „Wir schlafen immer mit offenen Fenstern. Die Straße hören wir nicht mehr“, sagt sie. Auch am Tag, wenn mehr Verkehr auf der B105 unterwegs ist, sei das kein Problem. Ihre Vermutung: Am Ortseingang und -ausgang fahren die Autos wohl schneller.

Michelle Möhring wohnt mit ihrer Familie seit zwei Jahren an der B105 in Reddelich.

Michelle Möhring wohnt mit ihrer Familie seit zwei Jahren an der B105 in Reddelich.

Zuvor hat die Familie bereits an der B105 gewohnt, am Ortsausgang Bad Doberan beim Stülower Weg. „Da war es viel lauter und die Autofahrer sind teils mit 100 Kilometern pro Stunde vorbeigefahren. Hier in der Dorfmitte von Reddelich fahren sie 60. Das ist schon ein großer Unterschied“, sagt sie.

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Die Verkehrsverbindungen mit Bus und Bahn schätze die Mutter ebenso wie den Radweg nach Bad Doberan, aber auch die Dorfgemeinschaft mit Feuerwehr und Kulturverein. Sie beobachte auch gern die Züge, die an der Rückseite des Grundstücks vorbeifahren.

„Der Erste macht das Fenster morgens zu“

Bernd Lahl wohnt ebenfalls in der Dorfmitte. Der 85-jährige Gemeindevertreter lebte schon mal in Reddelich, bis zum Abitur mit 17 Jahren. 39 Jahre lang arbeitete er dann als Lehrer in Güstrow und wohnte in Warin. 1998 ist er in das Haus seiner Eltern nach Reddelich zurückgekehrt. „Es lebt sich sehr gut in Reddelich. Wir haben eine ausgeprägte Gemeinschaft mit dem Kulturverein und der Feuerwehr“, sagt er.

Direkt an der B105 zu wohnen, sei für ihn und seine Ehefrau kein Problem. Auch sie hätten schallgedämpfte Fenster. „Aber der Erste macht das Fenster morgens zu“, sagt Lahl. Die Autos und Lkw fahren seiner Aussage nach am Montag meist ab 3 Uhr und an anderen Wochentagen ab 5 Uhr. Dann werde es dem Paar zum Schlafen meist zu laut.

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Eine Verkehrszählung vor einigen Jahren habe ergeben, dass 16 000 Fahrzeuge täglich durch Reddelich fahren. „Doch das ist nicht übermäßig viel für eine der wichtigsten Straßen im Land“, meint er. Für Entlastung auf der B105 habe die Fertigstellung der A20 Anfang der 2000er Jahre gesorgt. Die Maut habe jedoch wieder zu mehr Lkw-Verkehr geführt. Störend seien manchmal die Raser in der Nacht – vereinzelt finden laut Lahl gar illegale Autorennen statt. Lauter werde es auch im Sommer, wenn wieder mehr die Motorräder am Abend unterwegs seien.

OZ



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