Den Bauch voller Spaghetti und ein leckeres Eis in der Hand. So oder so ähnlich dürften viele Deutschen ihren idealen Urlaub beschreiben. Diesen verbringen sie gerne an den traumhaften Küsten des Gardasees. Denn schon nach etwa vier Stunden Fahrzeit von München aus stellt sich dort ein echtes „Dolce Vita“-Gefühl ein.
Doch der Gardasee erfreut sich nicht nur bei Touristen, sondern auch bei der organisierten Kriminalität großer Beliebtheit. Denn auch die italienische Mafia scheint es immer stärker in die malerische Region zu ziehen. Hochrangige Kader der Organisationen Cosa Nostra, Camorra und ‘Ndrangheta hätten sich im Laufe der Jahre zahlreiche Immobilien in der Provinz Brescia am Westufer des Gardasees angeeignet, berichtet der „Südkurier“.
Corona-Pandemie begünstigte Ausbreitung der Mafia am Gardasee
Diese Präsenz der Mafia steht laut „Südkurier“ im Zusammenhang mit der in der Region florierenden Tourismusindustrie. Laut einem Bericht des Observatoriums für organisierte Kriminalität in Mailand bietet das stetig wachsende Tourismusgebiet eine gute Tarnung für die Mitglieder der Mafiaorganisationen im sozialen Gefüge.
Insbesondere nach der Corona-Pandemie konnten sich diese Organisationen leicht in Gastronomiebetriebe, Hotels und Campingplätze einkaufen, die aufgrund der Pandemie in finanzielle Notlagen geraten waren.
Lombardei als zweitstärkste Mafia-Region in Italien
Die italienische Anti-Mafia-Behörde DNA hat sogar in ihrem Dossier festgestellt, dass die Lombardei, in der der Gardasee liegt, fast zur stärksten Präsenz der ‘Ndrangheta in Italien geworden ist, nur noch übertroffen von ihrer Heimatregion Kalabrien.
Glücksspiel ist dabei ein zentraler Wirtschaftszweig, den die Mafia zum Geldwaschen nutzt. Im letzten Jahr konnte noch rechtzeitig verhindert werden, dass der zur ‘Ndrangheta gehörende Clan Megna ein Casino am Gardasee eröffnete, so die „Berliner Morgenpost“.
Einheimische engagieren sich gegen kriminelle Organisationen
Gegen die mafiösen Aktivitäten gibt es jedoch auch Widerstand. So seien einige der konfiszierten Häuser in Begegnungszentren umgewandelt worden, in denen Kinder und Jugendliche über die Anti-Mafia-Bewegung lernen können, berichtet der „Südkurier“. Jennifer Riboli von der Anti-Mafia-Organisation Libera setzt sich dafür ein, dass noch mehr ehemalige Mafia-Domizile im Sinne der lokalen Bevölkerung umgewandelt werden.