München

Oliver Mueller hatte schon beinahe eine Stunde referiert, da kam er zu einem Thema, das ihn offensichtlich emotional besonders berührte. Der neue Finanz-Geschäftsführer des TSV 1860 legte sein braunes Jackett ab und während er weitersprach entblößte er das Löwen-Trikot, das er darunter trug. Doch nicht vorn, sondern auf dem Rücken stand das Detail, das ihn so bewegte. Also drehte sich Mueller herum und zeigte den Schriftzug „1860 München“ oberhalb seines eigenen Namens.

Stürmischer Applaus im Raum

„Wir werden nächstes Jahr unseren Namen wieder auf dem Rücken tragen“, rief Mueller in den Raum, in die große Alm auf dem Gelände an der Grünwalder Straße 114 und erntete umgehend stürmischen Applaus. Regelrecht empört hatte er festgestellt, dass dieses Detail bislang keinen Platz auf dem Leiberl gefunden hatte. Doch weil mit Mueller und seinem Mitstreiter und Sport-Geschäftsführer Christian Werner alles auf links dreht und neu ausrichtet, passte dies quasi symbolträchtig zu seinem Vortrag.

„Der neue Biss des Löwen und die Kraft des Rudels“, so überschreibt die neue Führung der KgaA ihre Strategie zur Renovierung der Sechzger, die sie am Dienstagabend vorstellte – zum TSV im neuen Gewand mit neuen Eigenschaften, mehr Mit- und Füreinander statt Gegeneinander, mehr Zusammenhalt und Einigkeit. Der ewig spaltende Zwist der beiden Gesellschafter soll befriedet werden – zumindest nach außen hin – und alle, die es mit den Löwen halten unter dem neuen Motto vereint werden. Ob’s klappt, wird spannend. Pläne und Strategien hat Sechzig schließlich schon so einige erlebt in der Vergangenheit, doch meist wurden sie im internen Streit aufgerieben.

“Erst unter der Dusche sind wir geschlagen“

Mueller war zuweilen technisch, wurde aber auch deutlich – übertrieben deutlich sogar an mancher Stelle. „Lieber tot als Zweiter“, müsse künftig im übertragenen Sinne die Maßgabe sein: „Erst unter der Dusche sind wir geschlagen.“ Mueller betonte: „Es bringt nix, wenn wir bunte Bilder und heiße Luft verteilen. Die Umsetzung bis in den Sport hinein geht auf der Geschäftsstelle los.“ Und so will Sechzig perspektivisch bis 2029 die Nummer zwei im Freistaat werden hinter dem ungeliebten Rivalen aus der „Seitenstraße“, den Namen des FC Bayern nehmen die Blauen ja nicht in den Mund.

Ausrichtung auf die Ausbildung junger Spieler

Sportlich hat Werner das Mandat, um darauf hinzuarbeiten, „die Brücke zum sportlichen Erfolg“ zu bauen, wie er sagte. „Junge Spieler sind unsere Ausrichtung für die Zukunft“, betonte Werner. Der Sportchef verkauft das als Überzeugungstat, nicht als eine, die aus finanzieller Not (4,5 Millionen Euro Etat) geboren ist.

„Wir haben nicht das meiste Geld, wir müssen kreativer sein, wir müssen intelligenter sein, wir müssen mutiger sein“, erklärte Werner, der eine Reduzierung der Kadergröße vornehmen wird: „Wir haben die Chance, ganz genau hinzuschauen. Wir haben ganz viele Möglichkeiten und können uns neu ausrichten.“ Damit der neue Biss nicht wieder nur ein Bisschen wird.





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