Trotz der 2020 eingeführten Bonpflicht, die eigentlich alle Umsätze aufzeichnen und Steuerbetrug verhindern soll, finden Gastronomen Wege, diese Vorschrift zu umgehen. Das berichtet ein Wirt aus Leipzig, der anonym bleiben will, der Leipziger Volkszeitung.

Kreative Methoden der Steuerumgehung

Von handgeschriebenen Rechnungen bis hin zu ausgeklügelten Fake-Kassen, die selbst das Logo des Lokals drucken können, aber keine Umsätze speichern – die Kreativität mancher Gastronomen scheint keine Grenzen zu kennen, um Einnahmen am Fiskus vorbeizuleiten. Der Hinweis: „Leider nur Barzahlung möglich“, könne etwa ein Indiz für Kassenbetrug sein. „Ich kenne mehrere Betriebe, die dadurch Einnahmen am Fiskus vorbeischieben“, so der Wirt zur Leipziger Volkszeitung.

Der Wirt erklärt, dass es zwei Typen von Steuersündern gibt: Die einen, die aus Prinzip dem Staat ein Schnippchen schlagen wollen, und die anderen, die aus Existenzangst handeln. Die aktuelle wirtschaftliche Lage mit Inflation und steigenden Kosten könnte laut dem Gastronomen zu einer Zunahme des Steuerbetrugs führen.

Kein Pauschalurteil gegen die Branche

Stefan Niklarz, Regionalleiter des Dehoga, mahnt im Gespräch mit der Leipziger Volkszeitung zur Vorsicht, die gesamte Gastronomiebranche pauschal zu verdächtigen. Zwar sei Steuerhinterziehung ein vorhandenes Problem, jedoch betreibe die Mehrheit der Gastronomen ein ehrliches Geschäft. Die Gastronomie dürfe nicht unter Generalverdacht gestellt werden, und Kunden können durch Nachfragen nach einem Beleg zur Eindämmung des Problems beitragen.

In Sachsen führt die Landesfinanzverwaltung verschiedene Prüfungen durch, um Steuerbetrug zu bekämpfen. Statistische Daten zeigen, dass im vergangenen Jahr 255 Betriebe kontrolliert wurden, ein Anstieg im Vergleich zu 2022. Die Prüfungen deckten einen Mehrwertsteuer-Fehlbetrag von 6,3 Millionen Euro auf. Rückschlüsse auf begangene Steuerstraftaten könne man laut Ministerium daraus nicht ziehen.

Der befragte Wirt selbst lehnt Steuerbetrug ab. „Ich mache so etwas nicht. Zum einen aus Verantwortung gegenüber meinem Personal, das ich ebenso betrügen würde, zum anderen aus Angst vor den Folgen. Man sollte das Glück nicht herausfordern.“





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