Jordan Bardella

Jordan Bardella

Foto: afp/STEPHANE DE SAKUTIN

Er ist der politische Ziehsohn von Marine Le Pen und könnte die Lenkerin und Fraktionsvorsitzende des Rassemblement National eines Tages überflügeln. Jetzt hat die Partei ihren erst 28-jährigen Chef Jordan Bardella zum Spitzenkandidaten für die Europawahl bestimmt. Auch wegen Anti-Macron Bardella, der radikaler auftritt als die sich ein präsidiales Image gebende Erbin der von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen gegründeten rechtsextremen Kraft, dürfte RN im Juni die Regierungspartei Renaissance alt aussehen lassen.

Der schneidige Bardella punktet bei den Wählern nicht nur mit Eloquenz, sondern auch mit seiner Herkunft aus kleinen Verhältnissen, die ihm Glaubwürdigkeit als Gegenpol zu den traditionellen Eliten verschafft, die sich aus den immer selben Kreisen rekrutieren. Aufgewachsen ist er in einem Pariser Vorstadtviertel, wo sich die Krise der französischen Gesellschaft mit der Perspektivlosigkeit der Abgehängten und der Menschen aus Einwandererfamilien deutlich niederschlägt.

Bardella selbst hat den sozialen Aufstieg geschafft. An der Sorbonne machte er ein Geografie-Diplom, bevor sich der Fan von Marine Le Pen ganz dem Feld der Politik verschrieb. Damit Frankreich Frankreich bleibt, schloss sich der Jugendliche italienischer Abstammung schon als 16-Jähriger dem RN-Vorläufer Front National an und übte sich in japanischer Kampfkunst.

Nun will Bardella das Duell mit »Baby-Macron« Gabriel Attal (34), dem vom Präsidenten im Januar zum neuen Regierungschef berufenen vorherigen Bildungsminister, an den Urnen für sich entscheiden. Bei der Europawahl vor fünf Jahren war die RN-Liste mit Bardella an der Spitze zur stärksten Kraft aufgestiegen. Ende 2022 übernahm er den Vorsitz der Partei und trimmt sie auf modern. Gelingt Le Pen bei der Präsidentschaftswahl 2027 der große Wurf, ist Bardella als ihr Premier bereits gesetzt. Peter Steiniger

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