Der 1. FC Kaiserslautern ist zurück auf der großen Fußballbühne. Der viermalige deutsche Meister, der aktuell in der 2. Bundesliga gegen den Abstieg kämpft, steht zum ersten Mal seit 21 Jahren wieder im Finale des DFB-Pokals. Der 2:0-Erfolg beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken soll für die „Roten Teufel“ zugleich auch eine Initialzündung im Ringen um den Klassenverbleib werden – zunächst wird aber kräftig gefeiert.

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„Wir schauen einfach, dass wir ein bisschen Spaß haben werden“, verkündete Marlon Ritter, der mit seinem Treffer zum 1:0 in der 53. Minute die Weichen auf Sieg stellte, bei Sky – und hoffte auf die Zustimmung von FCK-Trainer Friedhelm Funkel. Ritter: „Ich glaube, wenn er es jetzt nicht erlaubt, dann erlaubt er es nie.“ Er erlaubte es: „Sie können heute feiern, das haben sie sich verdient. Wir werden morgen Nachmittag erst trainieren“, sagte der erfahrene Chefcoach, der am ARD-Mikrofon in ein T-Shirt mit der pfälzischen Aufschrift „Ajo! Lautre is schun widder do!“ (hochdeutsch: „Ja, Lautern ist schon wieder da!“) gekleidet war.

Der mittlerweile 70 Jahre alte Funkel, der die Lauterer erst Mitte Februar im Zweitliga-Keller übernommen hatte, lobte seine Mannschaft für die gezeigte Leistung, auch wenn er mit dem Auftakt in die Partie alles andere als zufrieden war. „Heute haben wir das notwendige Spielglück gehabt“, so Funkel, der sogleich in die Analyse überging: „Die erste Halbzeit war nicht gut. Aber das kann man auch von uns nicht erwarten. Wir spielen gegen eine Mannschaft, die mit neun Mann um den eigenen Strafraum steht. Dann haben wir einfach nicht die spielerischen Mittel, da Lösungen zu finden. Das muss ich ganz klar sagen, sonst wären wir ja nicht 16. der 2. Liga.“

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Funkel mahnte: „Wir dürfen uns nicht auskontern lassen“

Die ersten 45 Minuten seien deshalb „für den Zuschauer kein gutes Spiel“ gewesen, räumte Funkel ein. Letztlich zogen die Lauterer den Saarbrückern, die zuvor drei Bundesligisten aus dem Turnier geworfen hatten, aber den Zahn. „Ich habe immer wieder gesagt: Wir müssen Geduld haben, wir dürfen uns nicht auskontern lassen. So ist Bayern München hier gescheitert, so ist Borussia Mönchengladbach hier gescheitert“, sagte Funkel. Der Plan war klar: Dem in diesen Situationen so gefährlichen FCS keine Umschaltmomente geben.

Die Tore von Ritter und Almamy Touré in Minute 75 waren zu viel für die Überraschungsmannschaft aus dem Saarland, die neben Bayern und Gladbach auch den Karlsruher SC und Eintracht Frankfurt eliminiert hatte. „Wir hatten ein bisschen Losglück, auch wenn das die Mannschaften, die hier ausgeschieden sind, vielleicht nicht so sehen“, sagte Ritter.

Im Endspiel hat der Traditionsverein nun die Chance, den dritten Pokalerfolg nach 1990 und 1996 zu feiern. Der Gegner wird am Mittwoch zwischen Bayer 04 Leverkusen und Ritters früheren Verein Fortuna Düsseldorf ermittelt. „Dass wir jetzt nach Berlin fahren ist die Kirsche auf der Torte. Wir genießen das, wollen aber unbedingt die Liga halten“, sagte Ritter. Deshalb richtete sich bei Funkel auch schon der Blick auf das kommende Wochenende und die Partie gegen den Aufstiegsaspiranten Hamburger SV. „Ein ganz schweres Spiel“, orakelte der Trainer, der aus Gründen der Belastungssteuerung auch Wechsel in Aussicht stellte.

Friedhelm Funkel herzt seinen Spieler Jean Zimmer.

Friedhelm Funkel herzt seinen Spieler Jean Zimmer.

Für Ritter steht fest: Der Klassenerhalt bleibt bei allem Pokaltrubel die oberste Maxime. „Es ist ein schwieriger Spagat. Wir können uns jetzt freuen, aber das ist nicht unser Hauptziel gewesen, wir wollen in der Liga bleiben. Da müssen wir jedes Spiel so angehen, als ob es ein Finale ist“, sagte der Offensivspieler.

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Auch Funkel will unbedingt die Liga halten. Dennoch blieb auch für den Coach, der mit 27 Jahren mit den Lauterern sein erstes Pokalfinale spielte und 43 Jahre später die Chance auf einen Titelgewinn haben wird, ein wenig Zeit, um innezuhalten. „Das ist unfassbar“, sagte Funkel. „Der Fußball schreibt die schönsten Geschichten.“ Zur Belohnung dürfte es ein Bier geben: „Ich geh‘ davon aus, dass er eins mittrinken wird“, frotzelte Kapitän Jean Zimmer.



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