Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 21/2024.
Ich weiß noch, wie selbstverständlich ich mein Kind gestillt habe, als wir das erste Mal nach der Geburt beim Italiener waren. Es war Anfang August, mein Sohn knapp fünf Wochen alt, mein Freund und ich saßen vor dem Restaurant in der Spätnachmittagssonne. Mit links rollte ich Spaghetti Carbonara auf meine Gabel. Mit rechts hielt ich meinen Sohn im Arm, er saugte an meiner Brust. Am Nachbartisch saßen ein Mann und eine Frau. Immer wieder schaute der Mann missbilligend rüber. Ich hatte ein weites Hemd an, war also nicht gerade nackt, während ich mein Kind stillte. Aber einen Quadratzentimeter Brustwarze wird der Fremde trotzdem irgendwann gesehen haben, denn er schaute wirklich sehr oft rüber. Damals verunsicherte mich das Geglotze nicht. Stattdessen starrte ich einfach selbstbewusst zurück. Wenig später war der Nachbartisch leer.