Anklam. Es hatte sich seit einiger Zeit abgezeichnet – der Betreiberverein des wiederholt ausgezeichneten und überregional bekannten Jugend- und Kulturzentrums Demokratiebahnhof Anklam sitzt nach längerem Hin und Her vorerst auf der Straße. Der Landkreis hat das alte Bahnhofsgebäude, vor dem schon Rapper Marteria und Campino von den Toten Hosen aufgetreten sind und das auch der damalige Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) besucht hat, wegen Baumängeln für den Verein gesperrt. „Am gestrigen Tag wurde das Gebäude amtlich versiegelt“, hieß es vom Landkreis am Donnerstag (7. März).

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Am Mittwochvormittag habe ein Mitarbeiter zur Arbeit gehen wollen und amtliche Versiegelungsaufkleber vorgefunden, sagte der Vereinsvorsitzende Marius Denda am Donnerstag. Der Verein könne aktuell nicht arbeiten. Man habe den eigenen Anwalt informiert, um rechtliche Schritte prüfen zu lassen.

Anklamer Verein wurde Mietvertrag gekündigt

Der Landkreis hat in der Vergangenheit auf Mängel der Elektrik und in Sachen Brandschutz verwiesen und die Nutzung untersagt. Die Grundstücks- und Wohnungswirtschafts GmbH Anklam (GWA) als Eigentümer hatte dem Verein den Mietvertrag Mitte Februar gekündigt. Dennoch war der Verein weiter im Bahnhof geblieben.

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Den Demokratiebahnhof in Anklam gibt es seit 2014.

Den Demokratiebahnhof in Anklam gibt es seit 2014.

Laut Landkreis muss ein Bauantrag gestellt werden, egal ob das gesamte Gebäude oder nur Teile genutzt werden sollen. GWA, die Stadt Anklam und der Verein sind sich weitgehend einig, dass der Verein auch künftig in dem Bahnhof arbeiten soll. Allerdings fehlt bislang Geld für die Modernisierung. Die Kosten einer Gesamtsanierung hatte die GWA mit etwa 4,5 Millionen Euro beziffert.

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Nach Aussage der stellvertretenden Anklamer Bürgermeisterin, Beatrix Wittmann-Stifft, wird derzeit die Idee einer Teilnutzung verfolgt. Für eine entsprechende Herrichtung werden etwa 320 000 Euro kalkuliert. Weil unverbindlich Geld unter anderem aus dem Vorpommern-Fonds in Aussicht gestellt worden sei und auch die GWA selbst Eigenmittel dazugeben will, fehlten theoretisch ungefähr noch 100 000 Euro. Die zuständige Architektin sei auch darum gebeten worden, zu schauen, ob es auch noch günstiger ginge, sagte Wittmann-Stifft, die auch Teil der GWA-Geschäftsführung ist.

Beteiligte in Gesprächen zu Ausweichquartieren

Verein und GWA sind außerdem im Austausch über mögliche Ausweichquartiere, die der Verein aktuell prüft. Der Verein hat laut Wittmann-Stifft zugesagt, nicht die Siegel des gesperrten Bahnhofs zu beschädigen. „Wir müssen jetzt gucken, dass der Verein nicht die Arbeit niederlegen muss.“

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Im August 2018 trat der Rostocker Rapper Marteria (Marten Laciny) vor dem Anklamer Demokratiebahnhof auf.

Im August 2018 trat der Rostocker Rapper Marteria (Marten Laciny) vor dem Anklamer Demokratiebahnhof auf.

Den Demokratiebahnhof gibt es seit 2014. Er bietet offene Jugend- und Sozialarbeit und kulturelle Veranstaltungen an. Jugendliche können sich hier aufhalten, gärtnern, kochen oder mit Sozialarbeitern reden. Bands können hier proben. Zudem gibt es Vorträge, Diskussionsrunden, Film- und Musikabende.

Grüne in Schwerin nimmt Land in die Pflicht

Die Grünen-Abgeordnete im Schweriner Landtag, Constanze Oehlrich, forderte vom Land kurzfristig finanzielle Mittel. „Auch aus höchsten Kreisen der Landesregierung wurde seinerzeit öffentlichkeitswirksam die Relevanz des Projekts betont. Doch anstatt konkrete und unmittelbare finanzielle Hilfe zu leisten, blieb es bei einem kurzen Aufschrei.“ Jetzt müssten endlich Taten folgen. „Der Demokratiebahnhof Anklam ist von unschätzbarem Wert für die Förderung von Demokratie und gesellschaftlichem Engagement.“

OZ



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