Die Lager sind gespalten: Auf der einen Seite demonstrieren die Deutschen gegen Rechtextremismus, gegen Demokratie-Feindlichkeit und gegen Rassismus und auf der anderen Seite wählen sie rechtsextreme Parteien.

Nicht unbedingt, weil die Wähler von rechtsaußen die Gefahr so real wahrnehmen (für manche ist es ein stiller Protest), sondern weil man sonst anscheinend kein Gehör findet.

Die Negativspirale wird durch Frustration erzeugt

Die Frustration über den verlangten Gehorsam während der Pandemie, der Frust über die Inflation und steigender Gas-und Strompreise, der Frust über einen nie enden wollenden Krieg oder zu viele Flüchtlinge, der Frust über den drohenden Wohlstandsverlust stauen sich immer mehr auf.

Und dann noch vielleicht der Frust über die eigene Ehe, die nicht funktioniert, über Kinder die „Ritalin“ brauchen, um zu funktionieren, und der Frust über die Gewalt und Aggression in dieser Gesellschaft, die die Menschen über Medien täglich erreicht und ansteckt.

Allein die häufige Verwendung des Wortes „Frust“ löst wiederum Frustration aus, ein scheinbar nicht enden wollender Teufelskreis. Widmen wir uns lieber den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen in Deutschland, um in eine positive und konstruktive Grundhaltung zu kommen.

Wer ist Gewinner im Machtkampf der Gewerkschaften?

Beginnen wir doch mit dem Streik der GDL: „Schon wieder!“, denken die Bahnfahrer unter uns. Ich auch. Und schon macht sich wieder Frust breit. Wie wäre es denn, wenn wir uns von den Gewerkschaftsbossen wünschen, dass sie sich lieber dafür einsetzen, dass sie gemeinsam mit der Deutschen Bahn nach Konzepten suchen, wie man sie wieder „verlässlich auf die Schiene“ bringt.

Aufhören mit unsäglichen Streiks, die möglicherweise ein paar Cent mehr für ihre Beschäftigten herausschlagen, aber das gesamte Volk gegen sich aufbringen und ansonsten nichts bewirken, außer die eigene Macht zu zementieren.

In diesem Machtspiel gibt es nur einen Gewinner: Den, der den Streik verantwortet. Psychologisch gesehen haben wir es hier mit Menschen zu tun, die ein gesetzlich verankertes Streikrecht benutzen, um den eigenen Machtstatus zu verfestigen und sich ein Denkmal zu setzen. Gesetz und Mitarbeiter werden dabei missbraucht.

Wer ist Gewinner in den Machtkämpfen der Politik?

Die politischen Machtspiele sind auch ein Thema, das man eigentlich schon vollkommen satt hat: Die Politik verkommt immer mehr in Drohgebärden, emotionalen Kriegsschauplätzen und den aggressiven Kommunikationsmustern zwischen Politikern, innerhalb einer Partei oder zwischen mehreren Gegner-Parteien.

Eigentlich denkt man als Otto-Normalverbraucher, Politiker seien Menschen, die ihr kommunikatives Handwerkszeug beherrschen. Sie sind geschult, meint man. In Berlin gibt es mit Sicherheit viele Berater. Ich wünsche mir Politiker, die mir ein Vorbild sind!

Woran soll ich mich in einer Demokratie sonst orientieren, als an den handelnden Figuren? Aber: Kommunikation auf Augenhöhe ist nicht ihr Ding, schließlich müssen Wahlen gewonnen werden.

Und wieder gibt es nur einen Gewinner: Denjenigen, der rhetorisch am besten den anderen klein machen kann. Das ist Erfolg, meint man. Psychologisch gesehen folgen Menschen immer noch dem starken Mann.

Körpersprache, Kommunikation, Stimme und Auftreten sind Signale, die dem anderen physisches und psychisches Überleben versprechen. „Wenn du mir folgst, dann kann dir nichts passieren und alles wird besser als es jemals war“, ist das Credo.

Wer ist Gewinner in den Machtkämpfen zwischen Bürger und Staat?

Doch nicht nur die meisten Politiker haben ihren Auftrag verfehlt. Auch bei den Menschen in Deutschland, dem Volk, gilt ein Spruch mit Sicherheit nicht: „Frage nicht, was der Staat für dich tun kann, frage, was du für den Staat tun kannst.“

In Deutschland muss immer einer die Schuld haben, Habeck, mein Nachbar, die Lehrer, nur der Mensch an sich mit Sicherheit nicht. Also kann er auch nichts dafür tun, seine Situation zu verbessern. Er fühlt sich ausgeliefert. Warum auch, der Staat ist doch zuständig. So hat man es uns gelehrt.

Ich wünsche mir, dass meine Mitmenschen zunächst mal fragen, was sie dazu beitragen können, ihre eigene Situation zu verbessern und nicht sofort nach dem Staat schreien, der sie vermeintlich so unsäglich im Stich gelassen hat.

Gewinner wird man mit so einer Haltung nie, sie macht einem zum Opfer. Psychologisch gesehen ist es für Menschen leichter, die Verantwortung abzugeben. Es ist der einfachere, der bequemere Weg und man kommt nie an die Grenze des eigenen Scheiterns. Wer Verantwortung übernimmt, muss sich auch eingestehen, dass manche Dinge nicht einfach oder auch gar nicht zu lösen sind.

Wer ist Gewinner in den Machtkämpfen der Flüchtlingspolitik?

Apropos Opfer: Eines der Lieblingsthemen der letzten Jahre sind ja die Flüchtlinge. Ein immer noch schwieriges Thema. Wir brauchen den Zuzug, um den Fachkräftemangel zu decken. Aber bitte so auch wieder nicht, sagen einige Mitbürger.

Manche Deutschen, vor allem in den neuen Bundesländern, fühlen sich benachteiligt. Sie meinen, sie seien jetzt die „Opfer von Merkels Flüchtlingspolitik“. Da sind sie wieder, die Opfer. Und es hört nicht auf.

Alle sind sich einig, wir brauchen die Zuwanderung, damit der Wohlstand nicht sinkt. Denn ohne Elektriker bleibt die Heizung kalt und ohne Ärzte die Erkrankungen unbehandelt. Nur bitte etwas differenzierter und unkomplizierter: Wenn wir Ärzte brauchen, dann müssen Ärzte ins Land und wenn wir sie dringend brauchen, dann bitte ab dem ersten Tag der Einwanderung.

Und vielleicht muss man auch am Numerus Clausus drehen. Wer sagt, dass man, um ein guter Mediziner zu werden, unbedingt einen Abi-Abschluss von 1,0 haben muss? Wer ist hier eigentlich der Gewinner dieses Spiels? Und wer sind die Verlierer?

Der Arbeitsmarkt nicht, die Menschen, die Angst und auch Neidgefühle vor dem ungesteuerten Zuzug haben, auch nicht. Eher noch: Ideologien einzelner Parteien. Aber was bringt das der Gesellschaft wirklich? Der Pragmatismus ist verloren gegangen und in eine Diktatur der Ideologien übergegangen.

Psychologisch gesehen entstehen Ideologien dann, wenn alles zu sagen, zu denken, und zu tun erlaubt ist und damit grenzenlos wird. Zu viel persönliche Freiheit führt dazu, dass Menschen ihren Halt verlieren. Ideologien geben Richtung, Sinn und Halt im Leben. Sie sind die Stützpfeiler in einer grenzenlosen Gesellschaft.

Wer ist Gewinner in den Machtkämpfen in der Bildungspolitik?

Was mich zum nächsten, in meinen Augen wichtigsten Thema bringt: Die Bildung! Die letzte Pisa-Studie war noch nicht mal einer besonderen Erwähnung wert.

Alle wissen es: Lehrermangel, schlecht ausgestattete Schulen, zunehmende Gewalt an den Schulen, sinkendes Bildungsniveau und dann noch demokratiefeindliche Aussagen auf den Schulhöfen.

Ich sage es ja nicht gerne, aber was ist aus dem Land der Dichter und Denker geworden? Was wir brauchen, ist eine umfassende Bildungsoffensive, einheitliche Bildungsstandards und wertschätzende und -steigernde Demokratie als Unterrichtsfach.

Also liebe Kultusminister: Wie wäre es, wenn Sie sich aus Ihren Palästen bewegen und gemeinsam an einer Bildungsoffensive arbeiten? Wer ist hier der Gewinner? Es gibt hier keine Gewinner, wenn wir Bildung nicht als Wert anerkennen, wird der Wohlstand weiter sinken, und auch die demokratischen Werte.

Populisten könnten im ersten Schritt die Gewinner sein, aber das ist zu kurz gedacht. Wissen Sie, wie diese Regierungen und auch die Menschen unter solchen Regierungen „enden“? Schauen Sie doch mal in Ihre Geschichtsbücher!

Psychologisch gesehen ist das Prinzip der Grundrechte von Menschen nichts, was uns in die Wiege gelegt wird. Viele wachsen auf, in der Demonstration von Macht, Machtmissbrauch und Gewalt in verschiedenen Ausprägungen. Wenn wir das Prinzip der Augenhöhe nicht lernen, werden wir es später auch nur schwer anwenden können. Demokratie muss vermittelt, anerzogen und „trainiert“ werden.

Wer ist Gewinner in den Machtkämpfen der Innovationspolitik?

Und jetzt kommen wir zu meinem eigenen Wunsch: Ich bin ein Technikfan, fahre E-Auto, dusche mit Wasser, das die Sonne heizt, und wenn meine Waschmaschine ihr Programm beendet hat, blinkt es auf meiner App. Alles sehr komfortabel. Zugegeben, man muss sich damit beschäftigen, sich auf Neues einlassen, etwas, das man nicht gleich versteht. Die Angst vor dem Fortschritt verführt zum Rückschritt!

Ich kann nachvollziehen, wenn viele Menschen in diesem Land Angst haben vor neuen Technologien, lieber einen Verbrenner fahren, weil der VW ja schon vom Großvater gefahren worden ist. Ich kann verstehen, dass KI für viele wie chinesische Zeichen anmutet, aber gehen wir weg von den Emotionen und Ängsten.

KI ist da und wird sich in Windeseile weiterentwickeln, weil Fortschritt nun mal nicht aufzuhalten ist. Wir werden eines Tages nicht mehr selbst am Steuer sitzen, sondern gefahren werden, wir werden humanoide Roboter zu Hause haben und gerechte Aufteilung von Care-Arbeit wird der Vergangenheit angehören.

Klimaschutz kann oder darf uns nicht egal sein, weil wir an unsere Kinder denken müssen. Wir können die Augen davor verschließen und stets das Negative daran sehen, E-Autos, die abfackeln, Klimaschutzvorgaben, die uns Geld kosten, oder aber wir freunden uns damit an.

Selbst wenn wir entscheiden, auf Altbewährtes zu setzen, andere Länder bleiben nicht stehen. Nur weil Deutschland versucht, den Atem anzuhalten, heißt das nicht, dass die anderen nicht forschen und sich weiterentwickeln. Elon Musk hat gezeigt, wie man die deutsche Automobilindustrie ins Wanken bringen kann.

Psychologisch gesehen machen Innovationen vielen Menschen Angst. Angst, weil man sich einarbeiten muss in neue Technologien und die eigene Komfortzone verlässt, Angst, weil man sie vielfach nicht versteht, Angst, wenn Innovation in einer Geschwindigkeit vor sich geht, wie KI es im Moment tut, sie entspricht nicht der eigenen Lebensgeschwindigkeit, und Angst davor, dass ich etwas verliere. Viele neue Jobs entstehen, andere werden verloren gehen.

Das sind die Gewinner!

Hören wir doch auf zu jammern, zu zögern, zu zaudern, schlecht zu reden, machen wir uns auf den Weg in die Zukunft. Denn kommen wird sie sowieso, ob Sie das wollen oder nicht.

Technologie, Bildung, Fortschritt, Gendergerechtigkeit, Expertise und Fachkompetenz, all das verträgt sich nicht mit rechtsextremen Haltungen. Sie schließen sich gerade zu aus.

Demokratie ist Zukunftsorientierung und nicht Verharren in der Vergangenheit, weil hier alles besser war, als noch keine Flüchtlinge da waren, als noch die deutsche Autoindustrie den Takt vorgab, und Merkels legendärer Satz „Wir schaffen das“ uns (Schein)-Sicherheit vermittelt hat.

Damals war die Welt noch in Ordnung und die Menschen in der Gesellschaft waren die Gewinner? Mitnichten: Sie waren nur scheinbare Gewinner!

Wenn wir es denn wissen wollen, dann wissen wir, dass wir uns durch russisches Gas abhängig von einem Autokraten gemacht haben. Dann wissen wir, dass wir mit Verbrennermotoren den CO2-Ausstoß nicht wirklich verbessert haben. Und dann wissen wir, dass Freiheit auch etwas mit offenen Grenzen zu tun hat. Und für diese Freiheit sollten wir kämpfen.

Psychologisch gesehen, bevorzugen Menschen es, in einer Scheinwelt zu leben, besonders dann, wenn der eigene Wohlstand dadurch gesichert wird. Weil unser Gehirn darauf gepolt ist, stets einen einfacheren bequemeren Weg zu suchen, der maximal erfolgsversprechend ist.

Nun löst sich diese Scheinwelt auf und die dahinter verborgenen Realitäten kommen ans Tageslicht.

Neue Experten braucht das Land!

Und dazu brauchen wir vor allem Experten:innen, auch und ganz besonders in unserer Regierung. Politiker, die mit ihrer Fachexpertise verstehen, dass wir in die Zukunft müssen, auch wenn Teile der Bevölkerung in die Vergangenheit wollen. Das wäre mein Wunsch. Neue Experten braucht das Land, damit genau wer gewinnt? Richtig: ALLE!





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