Hannover. Unruhe um die Deutsche Grabstätten und Grabmalgesellschaft (DGG) aus Hannover: Der bundesweit agierende Anbieter hat etliche Kunden irritiert, weil längst bezahlte Grabsteine nicht geliefert oder Nachforderungen gestellt wurden.
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Die Polizei ermittelt, die Stadt sah sich zum Eingreifen veranlasst, auch die Handwerkskammer fasste den Betrieb ins Auge. Und dann wurde die Firma jüngst verkauft, schloss ihre Filiale, verlegte ihren Sitz und war für viele Kunden nicht erreichbar.
Mehr als 2000 Euro Vorkasse – und der Stein kommt nicht
Harald Eßer ist einer der verärgerten DGG-Kunden. Er wittert Betrug: Seit Juli 2023 hat er rund 2045 Euro für den Grabstein per Vorkasse gezahlt, und der Stein ist immer noch nicht auf dem Grab seiner Mutter aufgestellt. Und er hat eine Rechnung über rund 163 Euro für einen angeblich nötigen Standsicherheitsnachweis erhalten.
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„Nur in der Warteschleife“
„Die sind seit Wochen nicht erreichbar: Per Telefon hängt man ewig nur in der Warteschleife, auf E-Mails wird nicht geantwortet“, sagt Eßer über den Grabsteinanbieter. Er habe sogar angeboten „den Stein selber aufzustellen und auf die Gewährleistung zu verzichten“, berichtet Eßer. Er wollte, dass das Grab seiner Mutter endlich fertig wird. Schließlich stellte er Strafanzeige.
Wird verlagert: Steinmetzbetrieb und Lager der Deutsche Grabstätten- und Grabmalgesellschaft (DGG) in Isernhagen.
Quelle: Rainer Dröse
Probleme wegen des Wetters?
Die DGG räumt Probleme ein. Eine Sprecherin erklärt etwa die schlechte Erreichbarkeit damit, dass man am bisherigen Firmensitz in Hannover-Wülfel kein riesiges Telefoncenter betreibe, sich für die Kundengespräche aber viel Zeit nehme.
Dass Grabsteine bestellt und bezahlt, aber nicht geliefert worden seien, liege einerseits am Wetter: Man könne etwa nicht betonieren, wenn es zu nass sei. Zudem streite man sich „wegen Qualitätsfragen“ mit einem Lieferanten – und der halte Steine zurück. Das treffe etwa 100 bis 120 Kunden, die man längst informiert habe.
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Bei den Nachzahlungen für Standsicherheitsnachweise, die einige Kommunen verlangten, sei zuletzt etwas schiefgelaufen, was vor allem mit den Umwälzungen im Unternehmen zu tun habe. Das habe man erkannt und bislang bei etwa einem Dutzend Kunden diese Rechnungen storniert und Gutschriften veranlasst.
Filiale geschlossen
Kunden hatte auch die überraschende Schließung der Filiale an der Göttinger Chaussee am Stadtfriedhof Ricklingen Ende Februar irritiert. Der Schritt, so die Sprecherin, sei im vergangenen Jahr beschlossen worden, da sich die Präsenz „nicht rentiert“ habe und man nun „ein reines Onlineunternehmen“ sein wolle.
Anzeigen bei der Polizei
Der Polizei liegen derzeit zehn Anzeigen wegen Leistungsbetrug gegen die DGG vor. Es geht dabei etwa um nicht fristgerechte Lieferung, monatelangen Verzug, aber auch um Kosten für angeblich nötige Stabilitätsnachweise. „Wir wissen nicht, ob eine Straftat vorliegt oder einfach nur schlechte Arbeitspraxis“, sagt ein Sprecher. Daher seien „die Vorgänge zur weiteren Entscheidung an die Staatsanwaltschaft gesendet“ worden.
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Auch der Stadtverwaltung Hannover ist die Firma bekannt. Es habe „leider regelmäßig Anlass zu Beschwerden“ gegeben: wegen der angeblich erforderlichen Stabilitätsnachweise, die Hannover nicht verlangt, auch wegen nicht aufgestellter Grabsteine oder nicht gelieferter Grabplatten. Darum habe man schon im Herbst mit dem Unternehmen Kontakt aufgenommen und „ein Gespräch mit der DGG zu ihrer fachlichen, betrieblichen und persönlichen Zuverlässigkeit“ geführt.
Handwerkskammer: Löschung geprüft
Die Handwerkskammer Hannover war zuletzt dabei, die Löschung des Betriebs aus der Handwerksrolle zu prüfen. Das hat sich nun wohl erledigt: Der Steinmetzbetrieb der DGG wird gerade von Isernhagen an den neuen Standort im Landkreis Vechta verlegt, wo künftig das Geschäft komplett geführt werden soll.
Die DGG hat nach dem Gespräch mit dieser Redaktion seinen Kunden inzwischen per Whatsapp-Nachricht versprochen, dass alle bis Ende 2023 bestellten Grabsteine bis Ende August auch stehen würden. Das überzeugt offenbar nicht alle. Die Zahl der kritischen Stimmen, die sich im Internet äußern, wächst unterdessen weiter.
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Dieser Artikel erschien zunächst bei der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.