Grevesmühlen. Seine besten Tage hat das einstige „Kaufhaus Ramelow“ in Grevesmühlen lange hinter sich. Mehr als 100 Jahre ist das markante Gebäude, das sich an der Ecke Wismarsche Straße/Kleine Alleestraße befindet, alt.
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In Klütz wurde die Modehauskette Ramelow 1872 durch Gustav Ramelow gegründet. Seit 1900 bestand eine Filiale in Berlin, ab 1901 ein Kaufhaus in Grevesmühlen. 1933 gab es deutschlandweit 34 Ramelow-Modehäuser, von denen nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch drei übrig blieben –in Elmshorn, Uelzen und Bremerhaven. Die Häuser, die sich in der sowjetisch besetzten Zone befanden, wurden 1949 verstaatlicht. Heute gibt es Standorte in Buchholz, Elmshorn, Heide, Stendal und Uelzen. Das Unternehmen Gustav Ramelow KG wird seit dem Jahr 1996 in vierter Generation von Marc Ramelow geführt.
Das ehemalige Kaufhaus der Familie Ramelow in der Wismarschen Straße in Grevesmühlen.
Quelle: Michael Prochnow
Stadt bemüht sich um das Ramelow-Kaufhaus
Das Haus in Grevesmühlen war bis vor wenigen Jahren ein Kaufhaus, bis zur Wende das größte in der Stadt. Zum Schluss wurde jedoch nur noch das Erdgeschoss genutzt, da das Dach undicht ist. Die letzten Mieter waren Künstler aus Grevesmühlen und Umgebung, die im Sommer 2023 dort Ausstellungen präsentierten und erfolgreich Workshops durchführten. Ob dieses Projekt an diesem Standort auch in diesem Jahr fortgeführt wird, ist unklar. Grevesmühlens Bürgermeister Lars Prahler betonte, dass man sich um eine Alternative für die Künstler bemühe.
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Aktuell steht das Haus für 85 000 Euro zum Verkauf. „Wir haben noch keine Entscheidung getroffen, aber wir haben das Objekt im Blick und bemühen uns“, so Lars Prahler. Aufgrund der erheblichen Schäden in den oberen Stockwerken und des Sanierungsstaus sei ein Abriss die beste Lösung. „Aber wie gesagt, dazu ist noch keine Entscheidung gefallen. Aber wir als Stadt haben natürlich ein großes Interesse daran, dass keine Ruinen über Jahre hinweg leer stehen.“
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Filmpalast wurde 2001 geschlossen
Denn davon gibt es bereits einige im Zentrum von Grevesmühlen. Prominente Beispiele sind der in den 1930er-Jahren errichtete Filmpalast. Das Gebäude zwischen Sparkassenplatz und Wismarsche Straße wurde als Lichtspielhaus am 26. Februar 1937 eingeweiht. Neben Schönberg und Boltenhagen war es über Jahrzehnte mit mehr als 400 Sitzplätzen das größte Kino in der Region. Doch 2001 lief dort der letzte Film. Zu wenig Zuschauer, zu wenig Auswahl, zu hohe Preise. Die Grevesmühlener fuhren lieber nach Wismar, Schwerin oder Lübeck.
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Der Filmpalast wurde in den 1930er-Jahren errichtet. Das Haus verfällt immer mehr.
Quelle: Archiv
Dabei hatten die Stadt und der damalige Betreiber Peer Kretschmar einiges versucht, um das Traditionshaus zu retten. So investierte Kretschmar Ende der 1990er-Jahre nach eigenen Angaben rund 200 000 Mark in eine neue Soundanlage. Die alten Stuhlreihen wurden gegen komfortable Sessel ausgetauscht. Sogar ein Förderverein gründete sich, um das Haus zu beleben. Ideen gab es reichlich. Von Filmabenden war die Rede, von Themenwochen. Doch selbst 1000 Besucher in einer Woche, als 1998 der Film „Titanic“ Premiere feierte, reichten nicht, um das Haus rentabel zu betreiben. Am 25. Januar 2001 wurde der Filmpalast geschlossen. Seitdem gab es etliche Versuche, das Haus zu verkaufen, das immer mehr verfällt. Ohne Erfolg.
Versorgungszentrum steht für 1,9 Millionen Euro zum Verkauf
Das nächste „Problemgebäude“ befindet sich wenige Meter weiter. Das einstige Versorgungszentrum steht größtenteils leer. Das 1976 errichtete Gebäude, das bis zur Wende Kaufhalle, Restaurant, Kegelbahn und Kellerbar beherbergte, wird nur noch teilweise genutzt. Im Obergeschoss befindet sich unter anderem eine Arztpraxis. Das verwinkelte Erdgeschoss, in dem sich bis vor einigen Jahren ein Supermarkt befand, steht seit 2016 leer.
Das ehemalige Versorgungszentrum in Grevesmühlen.
Quelle: Jana Franke
Der Eigentümer, die Investitions-Holdinggesellschaft mit Sitz in Berlin, hatte das Gebäude im September 2016 ersteigert. Die genaue Summe ist unbekannt. Das Mindestgebot für die Immobilie lag damals bei 610 000 Euro. Inzwischen bietet der Eigentümer das Haus, das Feuchtigkeitsschäden im Keller aufweist, für 1,9 Millionen Euro an.