Die Knaus-Tabbert-Gruppe gehört zu den größten Aktivposten in der Caravaning-Branche. Wirtschaftlich, was sich mit einem seit Jahren anhaltenden Wachstum in Umsatz – die Milliardenmarke wurde im vergangenen Jahr geknackt – und Gewinn erfolgreich belegen lässt. Und in puncto technischer Entwicklung, weil sich das Unternehmen aus dem bayerischen Jandelsbrunn mit Blick in die Zukunft auch an neuartige, mutige Konzepte herantraut. Jüngstes Beispiel: der Knaus Tourer CUV MQ 500 – die spektakulärste Neuerscheinung des aktuellen Modelljahrgangs.

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Eine Erkenntnis intensiver Testtage sei vorweggenommen: In das Wohnkonzept des 5,89 Meter kurzen Reisemobils auf Basis eines VW T6.1 haben die Entwickler jede Menge Hirnschmalz hineingesteckt, durchdacht bis ins Detail. Galt es hier doch quasi, die Quadratur des Kreises zu vollziehen und bei kompakten Abmessungen mit einem multifunktionalen Innenraum ein vollwertiges, stadttaugliches Reisemobil für bis zu vier Personen zu erschaffen. Samt Toilette, Waschraum, eigener Duschkabine und Heckgarage. Aber hält das ambitionierte Konzept auch in der Praxis, was die Theorie verspricht?

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Per Knopfdruck zum ausgewachsenen Campmobil

Ein teilintegriertes Fahrzeug, das auf einem VW Bulli aufbaut, der mit Abstand das beliebteste Modell unter den Campingbussen repräsentiert, ist allein schon ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist aber jedes Ankommensszenario auf Stell- oder Campingplätzen, lockt es doch, egal, ob im Frankenland, in Südtirol oder am Gardasee, umgehend Neugierige an.

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Unter dem Doppelbett befindet sich ein Teil der Duschkabine.

Unter dem Doppelbett befindet sich ein Teil der Duschkabine.

Der Clou des Tourers ist nämlich das von Knaus selbst entwickelte Hubdach, das sich über die komplette Wagenlänge erstreckt und im eingefahrenen Zustand für den Fahrbetrieb den CUVision etwas gedrungen aussehen lässt. Ja, mit 2,28 Meter Höhe, 2,16 Metern Breite und der Schiebermützenoptik wirkt er gar etwas unförmig. Wenn aber in etwas mehr als 100 Sekunden mit der Fernbedienung die opulente Haube von vier Stellmotoren um 70 Zentimeter nach oben gedrückt wird, mutiert der Knaus zu einem ausgewachsenen Campmobil mit markantem Erscheinungsbild und deutlich über zwei Metern Innenraum-Stehhöhe. Das vierlagige Gewebe des Hubdachs ist wasser- und windabweisend, isolierend und atmungsaktiv.

Klingt verlockend, oder? Die innovative Dachkonstruktion hat natürlich den Vorteil, dass sich das Reisemobil mit dem 150 PS starken VW-Diesel und dem mit Pkw-ähnlichem Komfort ausgestatteten Cockpit mühelos durch den dicksten Stadtverkehr kutschieren lässt. Und trotz des etwas breiteren Aufbaus verbraucht der Knaus-Camper mit einem Durchschnittsverbrauch von 9,2 l/100 km nur wenig mehr als etwa ein VW California. Tiefgaragen sind bei fast 2,30 Meter Fahrhöhe allerdings dennoch tabu.

Es mangelt an Stauraum

Das Konzept hat allerdings auch Nachteile. Da sich im Bereich des Hubdaches keine fest installierten Gegenstände befinden dürfen, gibt es keine Oberschränke. Keine überm Bett für Klamotten. Keine über der Küche für die entsprechenden Utensilien. Und keine über Tisch und Sitzbank für sonstigen Kleinkram. Kurz und gut, es mangelt in dem Fahrzeug an Stauraum.

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In der Küche, die mit Zweiflammenkocher, einer Spüle und einem großen 90-Liter-Kompressor-Kühlschrank an der Stirnseite des Küchenblocks ansonsten sehr gut ausgestattet ist, reichen zwei Schubladen unter dem Spülbecken wirklich nur für das Allernötigste an Besteck und Geschirr. Und der Schrank unterm hinteren Querbett deckt auch bestenfalls die Grundausstattung für zwei Personen ab.

Bei Knaus hat man versucht, dieses Manko aufzufangen und als Alternative für die fehlenden Oberschränke mobile Stauboxen konstruiert. Gut einen halben Meter breit, in zwei verschiedenen Größen, zusammenfaltbar. Sie werden auf stabilen Brettern platziert, die sich auf beiden Seiten des Wohnmobils variabel in eine Führungsschiene etwa auf Gesichtshöhe einhängen lassen. Pfiffig. Allerdings: Wer an der Küche arbeitet, muss die Boxen nach hinten übers Bett schieben. Und zum Schlafen werden sie wieder über die Küche geschoben. Ja, und während der Fahrt räumt man sie aufs Bett, in den Waschraum oder untern Tisch. Wo auch immer Platz ist.

Das Bad besticht durch eine flexible Doppelkabine

Da die Raumaufteilung des Tourers weitgehend dem Standardmuster mit der Sitzgruppe vorn (samt drehbaren Frontsitzen, massivem Tisch mit herausdrehbarer Verlängerung und Sitzbank), dem Küchenblock auf der rechten Seite und dem Doppelbett quer im Heck folgt, befindet sich der Waschraum, wie gewohnt, auf der Fahrerseite zwischen Sitzgruppe und Bett.

Auch hier hat sich Knaus eine innovative Lösung einfallen lassen: eine flexible Doppelkabine. Immer verfügbar ist das äußerst enge WC-Räumchen, in dem das Waschbecken immer zur Seite geschoben werden muss, wenn die Toilette benutzt wird. Die geräumige Duschkabine versteckt sich, solange sie nicht gebraucht wird, unter einem Teil des Heckbetts. Für eine Sause unter der Brause muss dieser Teil der Schlafkoje von den Polstern befreit werden und der Duschraum mit beherztem Zupacken nach oben geschoben werden. Keine Sorge, das funktioniert auch ohne Muskelpakete.

Der Innenraum ist geräumig und garantiert dank des Hubdachs überall Stehhöhe. Allerdings mangelt es an Stauraum.

Der Innenraum ist geräumig und garantiert dank des Hubdachs überall Stehhöhe. Allerdings mangelt es an Stauraum.

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Bleibt noch zu erwähnen, dass die Heckgarage geräumiger ist, als es auf den ersten Blick aussieht, zwei Fahrräder oder E-Bikes können dort gut verstaut werden und es bleibt immer noch Raum für Campingtische und -stühle und ein bisschen Kleinkram.

Ständiger Umbau und Räumerei werden zur Herausforderung

In unserem Tourer war das optionale Längsdoppelbett über dem Fahrerhaus eingebaut, das bei der Fahrt zu zweit aber eher störend ist. Es ragt nämlich auch in zusammengeschobenem Zustand noch ein Stück in den Ausschnitt der Eingangstür hinein und birgt die Gefahr von Kopfkollisionen. Eine schräg vor der Sitzgruppe verlaufende Stufe kann im Eingangsbereich zudem zur Stolperfalle werden.

Fazit: Obwohl Knaus für die Entwicklung seines „Flexi-Campers“ den Innovationspreis der European Caravaning-Experts sicher zu Recht verliehen wurde, zeigt sich in der Praxis, dass auch dieses Reisemobil wie alle Fahrzeuge dieser Art letztlich ein Kompromiss ist. Das Ziel, ein alltagstaugliches Campmobil der Urban-Class mit kompakten Abmessungen zu bauen, das am Zielort zu einem vollwertigen Wohnmobil für bis zu vier Personen wird, wird mit flexiblen Lösungen erkauft. Diese erfordern allerdings ein ständiges Umbauen und viel Räumerei. Die Klientel von California und Co. kennt das. Sie mag das nicht stören. Die verwöhntere Kundschaft schon.

Zumal der begehrte VW T6.1 als Basismodell auch noch die Preise in die Höhe treibt. Der Grundpreis für den Tourer CUV 500 MQ beträgt schon satte 85.790 Euro. Eine Reihe von Extrawünschen lassen auf der schier endlos langen Optionsliste aber schnell die 100.000-Euro-Schallmauer durchbrechen. Da könnte sich sogar das Sondermodell CUVision lohnen, das für 95.000 Euro schon reichhaltig ausgestattet und nach Knaus-Angaben dem Kunden deutlich über 10.000 Euro Preisvorteil bietet.



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