Berlin. Nur ein Fünftel der jungen Menschen in Europa fühlt sich durch das Parlament ihres eigenen Landes und durch das EU-Parlament vertreten. Das zeigt die repräsentative Studie „Junges Europa 2024″, die die Tui-Stiftung jährlich durchführen lässt. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat dafür im März 2024 knapp 5000 Menschen zwischen 16 und 26 Jahren in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen befragt.

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Grundsätzlich stehen viele junge Europäerinnen und Europäer der EU positiv gegenüber. Mehr als die Hälfte der Befragten findet, dass die Mitgliedschaft ihres Landes in der EU „eine gute Sache“ ist. 39 Prozent wünschen sich engere Verbindungen zwischen den EU-Ländern.

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Nur etwas mehr als 50 Prozent glauben an faire Wahlen

Während 68 Prozent allerdings nationale Wahlen für (eher) wichtig halten, sagen dies nur 58 Prozent über die Europawahl. Besonders besorgniserregend: Nur knapp über die Hälfte der Befragten (56 Prozent) – in Deutschland 72 Prozent – glauben, dass die Wahlen in ihrem Land (eher) korrekt und fair abgehalten werden.

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„Es besteht eine kritische Repräsentationslücke“

Elke Hlawatschek

Geschäftsführerin der Tui-Stiftung

Diese Skepsis gegenüber politischen Institutionen zeigt sich auch darin, dass sich nur 17 Prozent der Befragten durch das Europaparlament stark oder sehr stark vertreten fühlen. Auch auf nationaler Ebene sind es nur 17 Prozent, in Deutschland 23 Prozent. „Es besteht eine kritische Repräsentationslücke. Die bedroht die Legitimität der EU bei denjenigen, die doch ihre Zukunft sind. Deshalb bleiben Information und Aufklärung in und außerhalb der Schulen weiterhin ein wichtiges Element politischer Bildungsarbeit“, sagt Elke Hlawatschek, Geschäftsführerin der Tui-Stiftung.

Migration für junge Europäer das drängendste Thema

Verändert hat sich die Wahrnehmung der europäischen Jugendlichen, welches Problem auf EU-Ebene am drängendsten ist. Das Thema Migration und Asyl ist 36 Prozent der Befragten am wichtigsten, in Deutschland sind es sogar 46 Prozent. Umwelt- und Klimaschutz rücken im Vergleich zu 2023 damit im Problembewusstsein auf Platz zwei mit 26 Prozent – in Deutschland 33 Prozent.

Wie in den Vorjahren blicken junge Menschen aus Europa weiterhin negativ in ihre persönliche Zukunft. Ein Drittel (34 Prozent) ist (eher) pessimistisch eingestellt. Deutschland bleibt im Vergleich zum Vorjahr stabil, 56 Prozent der Befragten sind eher optimistisch und optimistisch.

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„Die Vielzahl an nationalen und globalen Krisen belastet und verunsichert junge Erwachsene in Europa nach wie vor. Eine sichere Zukunft und das Wohlstandsversprechen demokratischer Gesellschaften sind nicht selbstverständlich“, sagt der Politikwissenschaftler Thorsten Faas von der Freien Universität Berlin, der die Studie begleitet hat. „Die Zukunftserwartung ist gedämpft, wird aber insgesamt nicht schlechter, sondern stabilisiert sich in diesem Jahr auf niedrigem Niveau.“



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