Remscheid. Eine Hochzeit ist ein einschneidendes Erlebnis. Denn ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Es ist ein einzigartiges, emotionales Abenteuer für Mutige: Zwei Menschen trauen sich, das alte Leben abzustreifen und gemeinsam ein neues zu beginnen.
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Dieses einmalige Erlebnis wird von den Paaren meistens sorgfältig vorbereitet – aber auch hohe Erwartungen sind damit verbunden. So vieles muss geplant und bedacht werden, schließlich soll am schönsten Tag im Leben alles perfekt sein.
Wer selbst bei seiner Zeremonie vielleicht lieber nichts sagt, weil er einen Kloß im Hals verspüren oder in Tränen ausbrechen könnte, kann das getrost Jessica Büddicker Perez überlassen. Denn die 39-jährige Remscheiderin ist freie Traurednerin – und hat gerade den „Wedding King Award 2023″ als beste Traurednerin Deutschlands gewonnen.
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Wie spricht man über Menschen, die man nicht kennt?
Damit steht sie übrigens nicht alleine da: Auch andere bergische Experten rund ums Heiraten haben die Auszeichnung, die nach eigenen Angaben der größte Publikumspreis der deutschen Hochzeitsbranche ist, bereits erhalten: die Alte Schlossfabrik in Unterburg als beste Hochzeitslocation, Anna Fröhlich als beste Brautmoden-Expertin und der Remscheider Antonio Elices als bester Hochzeits-DJ Deutschlands.
Aber wie spricht man als Traurednerin nun über Menschen, die einem eigentlich fremd sind, und das noch vor deren Familien, die einen die ganze Zeit beobachten? „Wie die gute Freundin von nebenan“, sagt die IHK-geprüfte Traurednerin. „Ganz ehrlich: Ich pfeife schon mal auf die Grammatik und bringe lieber Witz und einen flotten Spruch mit rein.“ Festlich, steif und hochgestochen, das ist sie einfach nicht.
Ihre Mission an dem Tag sei aber immer klar: „Ich erzähle ihre Liebesgeschichte, als sei man live dabei. Wie ein Hörbuch auf zwei Beinen.“ Das Geschichtenerzählen ist der Remscheiderin, die hauptberuflich bei der Sparkasse arbeitet, auf den Leib geschneidert: Sie ist ein regelrechter Liebesbücher-Fan. Und selbst hochemotional, wie sie sagt.
Da kann es also auch schon mal vorkommen, dass die Traurednerin hinter dem Mikro plötzlich mal kurz das Taschentuch in die Augenwinkel drücken muss. Vor allem, wenn dann noch beide ein Ehegelübde vortragen – schöner als in jedem Liebesroman.
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Was sie von anderen unterscheidet
Jedes Paar ist anders und hat natürlich seine eigene Geschichte – verbunden mit jeder Menge Emotionen. Die versucht Jessica Büddicker Perez in Worte zu fassen. Mindestens 30 Minuten, meist 45, maximal 60, wenn sie zweisprachig redet. „Dann haben die Leute auch Hunger und Durst.“ Denn neben Deutsch kann sie auch auf Englisch und in ihrer Muttersprache Spanisch erzählen.
Unterbrochen werden die Parts gern von Musik – denn die Traurednerin nimmt ihr Publikum mit auf eine Reise durch das Leben des Paars. Vom Antrag bis heute, und das so nah, als wär man da. „Wenn die Geschichte lustig ist, bringe ich sie auch lustig, wenn sie romantisch ist, mache ich es romantisch.“
Paaren, die sehr emotional sind, rät sie daher: Bei ihrer Rede am besten nicht in die Gesichter der Familien gucken und besser seitlich sitzen. „Denn gibt es oft kein Halten mehr, und man bekommt die Rede gar nicht wirklich mit.“
Bis zur letzten Minute feilt die beste Traurednerin Deutschlands dabei an ihrem Text: Morgens in der Badewanne wird noch am Laptop gestrichen und wieder eingefügt. Danach schreitet sie im Wohnzimmer auf und ab und liest die Rede laut vor, das Test-Publikum liegt dabei im Körbchen und spitzt die Öhrchen. „Ich bin ein absoluter Perfektionist“, sagt die Remscheiderin. Daher würde sie vor einer Rede auch nie Kohlensäure trinken.
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Und was ist schon mal schiefgegangen?
„Eine Braut kam mal 50 Minuten zu spät“, erzählt die 39-Jährige, die ihre Leidenschaft seit 2018 auslebt. „Aber das war nicht so schlimm, ich habe auch keinen Aufpreis genommen“, sagt die Frau lachend, die mit 16 selbst ihren Traummann im ehemaligen Hibiduri am Amtsgericht fand – heute ist er ihr Ehemann.
Unangenehm ist zuweilen der neue Smartphone-Trend, sagt sie: Nicht selten springen Papa & Co. auf und stellen sich direkt vor sie, um sie zu filmen. Sagen tut sie dann aber nichts. „Aber ich bereite die Paare darauf vor, dass so etwas passieren kann, dass Onkel xy schon mal nen Klopper bringt.“ Übrigens lernten sich heute auch viele über Tinder kennen, hat sie festgestellt
Die 100 Paare hat sie noch nicht geknackt. Jessica Büddicker Perez spricht meist bei zwei bis vier Hochzeiten im Monat, fährt dafür auch weite Wege, lernt immer neue Locations kennen. Die Reden sind ihr Nebengeschäft. Denn hauptberuflich ist sie im Service bei der Stadtsparkasse Remscheid, hat einen Ehemann, zwei Kinder und zwei Hunde. Für den 24.8.24 – wieder einer dieser beliebten Trautage – hat sie bereits vor zwei Jahren eine Buchung erhalten. Das sei an so einem Datum übrigens normal.
Wer „JP Weddings“ buchen möchte, trifft sie immer erst mal auf einen Kaffee zum Erstgespräch zwei Monate vor dem Hochzeitstermin – die Chemie muss nämlich auch bei dieser Paarung stimmen.
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Dieser Artikel erschien erstmals in der „Remscheider General-Anzeiger“.