Was für ein Triumph war das am gestrigen Dienstagabend in der Tate Modern in London, für die deutsche Literatur, für Jenny Erpenbeck und ihren Übersetzer Michael Hofman, als den beiden auf der Bühne dieser kleine silberne Pokal übergeben wurde. Der International Booker Prize ist die wichtigste Auszeichnung für ein ins Englische übersetztes literarisches Werk. Bislang war noch kein im Original deutschsprachiges Werk mit diesem Preis prämiert worden. Jenny Erpenbeck hat es mit ihrem Roman Kairos geschafft.

“Ich komme aus einer Familie von Schriftstellern”, hat sie am gestrigen Abend auf der Bühne mit Pokal in der Hand gesagt. Und ging kurz die Annalen ihres Lebens durch, die Großeltern Schriftsteller, der Vater, die Mutter Übersetzerin aus dem Arabischen, unter anderem des Werkes des ägyptischen Nobelpreisträgers Nagib Mahfuz. Und auch die, die nichts veröffentlicht haben in ihrem Leben, wie ihre andere Großmutter, die Näherin und Sekretärin, waren Schreibende, ein Leben lang und hätten eben Briefe geschrieben. Und wer einmal das Glück hatte, die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck in ihrer Wohnung im Berliner Prenzlauer Berg zu besuchen, der weiß, dass sie inmitten all dieser Erinnerungen und Schriftstücke ihrer Vorfahren lebt. Mit ihnen lebt, darin liest und daraus neue Werke schafft.



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