PRO: Es wird ein Sommermärchen mit Sternchen!

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von DFB-Reporter Hendrik Buchheister

Das Turnier hat noch nicht begonnen, doch ein Wort kann man fast nicht mehr hören: Sommermärchen. Überall wird in diesen Tagen und Wochen an die WM 2006 im eigenen Land erinnert, bei der die deutsche Mannschaft entgegen aller Erwartungen bis ins Halbfinale kam und am Ende Dritter wurde. Bei der Heim-EM in diesem Jahr haben die Deutschen gute Chancen auf einen noch größeren Triumph, ein Sommermärchen mit Sternchen sozusagen – sie können tatsächlich Europameister werden.

Stimmt schon: Der Abschluss der Vorbereitung war nicht toll. Doch wahr ist auch, dass die Auswahl von Bundestrainer Julian Nagelsmann ohne Schaden davongekommen ist. Gegen die Ukraine (0:0) hätten die Deutschen gewinnen müssen, die Chancen waren da. Gegen Griechenland trugen sie trotz teilweise ernüchternder Leistung einen Sieg davon. Den Treffer zum 2:1 schoss Einwechselspieler Pascal Groß kurz vor dem Ende. Das spricht für die Widerstandsfähigkeit und die Mentalität des Teams und die Breite des Kaders. Nagelsmanns Plan, in dem jeder Spieler eine klare Rolle hat – er geht auf.

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Das DFB-Team verfügt über ein Aufgebot, das in jedem Turnier weit kommen kann. Antonio Rüdiger ist aktuell der vielleicht beste Innenverteidiger der Welt, Toni Kroos ist Toni Kroos, im offensiven Mittelfeld ist das Potenzial fast grenzenlos mit Optionen wie Florian Wirtz, Jamal Musiala und Leroy Sané. Ganz vorne trifft Kai Havertz auch in Spielen, in denen er fast unsichtbar war. Siehe die Griechenland-Partie. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Nagelsmann wegen Manuel Neuers zuletzt höchst wechselhafter Form doch noch Handlungsbedarf im Tor sieht, steht ein herausragender Ersatzmann bereit, nämlich Marc-André ter Stegen.

Die Stimmung im Land hat sich rechtzeitig zum EM-Start auf ein angenehmes Maß eingepegelt. Die Menschen sind erwartungsfroh und voller Vorfreude auf das Turnier, ohne das Team allerdings mit überzogenen Ansprüchen zu belasten. Die Debatte um die Umfrage, wie „weiß“ die DFB-Auswahl sein oder nicht sein sollte, hat die Mannschaft einigermaßen souverän durchgestanden. Volle Konzentration auf die anstehenden sportlichen Aufgaben ist gewährleistet.

Die EM startet ohne den einen klaren Favoriten. Es gibt mehrere Nationen mit guten Chancen auf den Titel. Eine davon sind übrigens die Engländer. Was sie mit Deutschland verbindet: auch ihr letzter EM-Test lief anders als erhofft. Was sie von Deutschland unterscheidet: die Partie gegen Island ging verloren (0:1). Der deutsche Sieg zum Abschluss der Vorbereitung gegen Griechenland zeigte auch, dass die DFB-Auswahl wieder das Zeug zur Turniermannschaft hat – sie gewinnt auch schwache Spiele, anders als die Konkurrenz.

Beste Voraussetzungen für ein Sommermärchen mit Sternchen.

Sind beide gefragt: Bundestrainer Julian Nagelsmann und DFB-Keeper Manuel Neuer.

Sind beide gefragt: Bundestrainer Julian Nagelsmann und DFB-Keeper Manuel Neuer.

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CONTRA: Die deutschen Schwächen sind bedenklich!

von DFB-Reporter Roman Gerth

Beim abschließenden EM-Härtetest gegen Griechenland kam das deutsche Team gerade so mit einem blauen Auge davon. Klar, am Ende stand ein 2:1-Erfolg. Gegen den Weltranglisten-50. lief allerdings gerade in der ersten Halbzeit erschreckend wenig zusammen. Auch wenn das Resultat noch einen positiven letzten Eindruck hinterließ, muss das Gesamtwerk bei diesem Auftritt als misslungene Generalprobe gelten. Und das soll dieses viel zitierte gute Omen für eine gelingende Premiere darstellen? Wohl kaum.

Im Gegenteil: Das, was Nagelsmanns Elf in Mönchengladbach über weite Strecken präsentierte, erinnerte auffällig an dunkle Zeiten, die seit dem Frühjahr schon vergessen geglaubt waren. Noch im November herrschte Tristesse nach Pleiten gegen die Türkei und Österreich. Als Toni Kroos zurückkam und im März zwei Topgegner bezwungen wurden, drehte sich die Stimmung in Richtung Heim-EM-Euphorie. Dass vor drei Monaten nur durch den Regisseur von Real Madrid und klare Rollenverteilungen des Bundestrainers alle Schwächen abgestellt sein sollten, entpuppte sich nun als Trugschluss.

Die anhaltenden deutschen Mängel sind bedenklich, die Liste ist lang. Beispiele gefällig? Die Nummer eins wankt: Manuel Neuer patzt und patzt, doch Nagelsmann setzt auf ihn. Das gefährdet den Turniererfolg und stört Neuers Vorderleute empfindlich dabei, mehr Sicherheit zu gewinnen und selbst auszustrahlen. Da die Rollen im Team vergeben sind, steht der Rest der Startelf bei Nagelsmann auch kaum mehr auf dem Prüfstand. Müsste er aber.

Maximilian Mittelstädt wirkt links trotz starker Saison in Stuttgart keinesfalls gefestigt, Joshua Kimmich rechts noch weit weg von EM-Form. Kroos‘ „Kettenhund“ Robert Andrich scheint nach einer intensiven Spielzeit bei Doublesieger Leverkusen überspielt. Die Zauberer Florian Wirtz und Jamal Musiala spüren allmählich den Druck großer Erwartungen, können so weniger befreit aufspielen. Und die Kritik an Kapitän Ilkay Gündogan reißt (berechtigt) ebenso wenig ab wie die Debatte um Kai Havertz im Angriffszentrum.

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Die Anfälligkeit bei gegnerischen Kontern ist unübersehbar. Zu selten gibt es im eigenen Spiel nach vorn Glanzpunkte und genug Tempo in den Einzelaktionen. Letztlich täuschte nur das Ergebnis über einen ansonsten rätselhaft schlechten Testabschluss hinweg. Wenn in der EM-Gruppe zunächst Schottland und dann Ungarn warten, wird sich die DFB-Elf erneut schwer tun. Diese Gegner liegen den Deutschen nicht. Und diese Gegner nutzen genau jene Schwachpunkte aus, die ihnen angeboten werden. Stichwort: Konter. Abschließend kommt die Schweiz auf Deutschland zu. Das macht schon die Vorrunde extrem kompliziert. Und wer wissen will, was das bedeuten kann, dem reicht ein Blick in die Jahre 2018 und 2022…



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