Tausende Menschen haben in Tel Aviv und anderen israelischen Städten erneut gegen den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und für eine Rückkehr der im Gazastreifen von der Hamas festgehaltenen Geiseln demonstriert. Die Familien der Geiseln riefen bei ihrer Kundgebung auch zu einer Massenkundgebung vor dem Parlamentsgebäude in Jerusalem in der kommenden Woche auf.

Angehörige der Geiseln und ihre Unterstützer versammelten sich wie jeden Samstag auf einem Platz in Tel Aviv, den sie in “Platz der Geiseln” umbenannt haben. Diese Woche fand vor dem Verteidigungsministerium noch eine zweite Demonstration statt, die sich explizit gegen Netanjahus Regierung richtete. Einige Demonstrierende hielten Plakate hoch, auf denen sie Netanjahu direkt die Schuld am ungeklärten Schicksal der Geiseln gaben. Neben seinem Foto stand: “Du bist der Boss, du bist schuld.” Seit Monaten gibt es immer wieder Massenproteste gegen die Regierung um Premier Netanjahu. Es sind die größten Demonstrationen in der Geschichte des Landes. 

Die Deutsch-Israelin Raz Ben Ami, die im November während einer von Katar und den USA vermittelten Feuerpause von der Hamas freigelassen worden war, appellierte an Netanjahu, die Gespräche über eine Freilassung der übrigen Geiseln zu beschleunigen. “Erteilen Sie den Verhandlungsführern in Katar den Befehl, nicht ohne Abkommen zurückzukehren”, sagte sie. “Nach 176 Tagen sind die Ausreden vorbei”, sagte Shira Elbag, deren 19-jährige Tochter sich unter den Geiseln im Gazastreifen befindet.

Festnahmen in Tel Aviv

Auch in anderen Städten, darunter Jerusalem und Haifa, kam es zu Protesten. In Jerusalem versammelten sich Hunderte vor Netanjahus Residenz und forderten seinen Rücktritt. In Tel Aviv kam es nach Polizeiangaben zu Ausschreitungen. Protestierende blockierten den Autobahnring um
Tel Aviv. Die Polizei setzte Wasserwerfer gegen Demonstrantinnen und Demonstranten ein, die
Feuer entzündet hatten und mit Lastern und Sitzblockaden beide Fahrbahnen blockierten. Medien berichteten, dass 16 Menschen festgenommen wurden. In Jerusalem durchbrachen Hunderte Protestteilnehmer den Angaben zufolge eine Sperre nahe dem Amtssitz Netanjahus.  

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