Home News Deutschland Iranisches Konsulat in Syrien: Droht jetzt eine Eskalation zwischen dem Iran und...

Iranisches Konsulat in Syrien: Droht jetzt eine Eskalation zwischen dem Iran und Israel?


In Damaskus sollen mehrere iranische Generäle getötet worden sein. Der Iran beschuldigt Israel. Was über den Angriff und die Toten bekannt ist.

Iranisches Konsulat in Syrien: In Teheran gingen Regimeanhänger nach dem Luftangriff in Damaskus auf die Straße und verbrannten israelische und US-Flaggen.
In Teheran gingen Regimeanhänger nach dem Luftangriff in Damaskus auf die Straße und verbrannten israelische und US-Flaggen.
© Majid Asgaripour/​Wana/​Reuters

Bei einem Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus sind mehrere Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet worden, darunter der Brigadegeneral Mohammed-Resa Sahedi. Der Iran und seine Verbündeten machen Israel für den Angriff verantwortlich und drohen mit Racheakten. Wie gefährlich ist die Lage?

Alle Fragen im Überblick:

Was ist in Damaskus passiert?

Berichten syrischer Staatsmedien zufolge wurde die Konsularabteilung der iranischen Botschaft in der syrischen Hauptstadt bei einem mutmaßlich israelischen Raketenangriff komplett zerstört. Zur Zahl der Toten gibt es unterschiedliche Angaben. Die iranischen Revolutionsgarden bestätigten den Tod von sieben ihrer Mitglieder, darunter zwei Brigadegeneräle. Der iranische Botschafter in Syrien, Hossein Akbari, hatte im iranischen Staatsfernsehen zuvor von fünf bis sieben Toten gesprochen und angegeben, unter den Opfern seien auch Diplomaten. Akbari selbst blieb bei dem Angriff unverletzt.    

Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für
Menschenrechte sprach von elf Toten. Darunter seien acht Iraner, zwei
Syrer und ein Libanese. Es handele sich ausschließlich “um Kämpfer,
nicht um Zivilisten”, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami
Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP. Unabhängig überprüfen ließen
sich diese Angaben unmittelbar nicht.

Einem Bericht der New York Times zufolge soll sich der Angriff gegen ein Geheimtreffen iranischer Geheimdienstmitarbeiter mit Vertretern palästinensischer Terrororganisationen gerichtet haben. Anwesend waren demnach auch führende Mitglieder des vom Iran unterstützten und mit der Hamas verbündeten Palästinensischen Islamischen Dschihad.

Nach oben



Link zum Beitrag

Wer wurde bei dem Angriff auf das iranische Konsulat getötet?

Bestätigt haben die iranischen Revolutionsgarden den Tod des ranghohen Brigadegenerals Mohammed-Resa Sahedi und seines Stellvertreters Mohammed Hadi Hadsch Rahimi. Sahedi und Rahimi gehörten beide den sogenannten Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden an. Der Syrischen Beobachtungsstelle zufolge war Sahedi als Al-Kuds-Anführer zuständig für die Palästinensergebiete, Syrien und den Libanon. Der israelischen Zeitung Ha’aretz zufolge pflegte Sahedi insbesondere enge Beziehungen zu Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah. Mehrere Medien bezeichnen Sahedi als ranghöchste iranische Führungsfigur, deren Tötung der israelischen Armee zugeschrieben wird.

Rahimi soll die Nummer zwei der Al-Kuds-Brigaden im Libanon und Syrien gewesen sein. Medienberichten zufolge ebenfalls getötet wurde mit dem General Hossein Aman Allahi ein dritter Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden, der für Militäreinsätze in der Region verantwortlich gewesen sein soll.

Gezielte Tötungen iranischer Generäle hat es bereits in der Vergangenheit gegeben. Am aufsehenerregendsten war dabei die Tötung des Al-Kuds-Kommandeurs Kassem Soleimani im Januar 2020 in Bagdad. Der Drohnenangriff, der Soleimani tötete, ging jedoch von den damals von Donald Trump geführten USA aus. 

Nach oben



Link zum Beitrag

Wer sind die iranischen Al-Kuds-Brigaden?

Die Al-Kuds-Brigaden sind die Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden im Ausland – de facto also die international tätige Militäreinheit des Iran. Offiziellen Angaben zufolge hat sie mindestens 5.000 Mitglieder. Die Bezeichnung Al-Kuds leitet sich vom arabischen Namen für Jerusalem ab – ein Verweis auf die Forderung des iranischen Regimes nach einer Vernichtung Israels. Von den USA werden die Al-Kuds-Brigaden als Terrororganisation geführt.

Offizielle Aufgaben der Al-Kuds-Brigaden sind die Verbreitung der Ziele der Islamischen Revolution von 1979 in der gesamten islamischen Welt und die Unterstützung proiranischer Gruppen im Ausland. Dazu zählen etwa die schiitische Hisbollah im Libanon und die Huthi-Miliz im Jemen. Auch in Syrien, wo der Iran das Regime von Machthaber Baschar al-Assad unterstützt, sind die Al-Kuds-Brigaden stark präsent.

Nach oben



Link zum Beitrag

Wie reagieren der Iran und seine Verbündeten auf den Angriff in Damaskus?

Sowohl das Regime im Iran als auch die mit ihm verbündete Hisbollah im Libanon kündigten Vergeltung an. Irans Botschafter Akbari sagte, sein Land werde “entschlossen” auf den Angriff reagieren. Israel habe seine Residenz und die Konsularabteilung der Botschaft sowie Militärattachés des Iran “brutal attackiert”. Nach seinen Angaben wurde der Angriff mit israelischen F-35-Kampfjets ausgeführt. 

Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian bezeichnete den Angriff als “abscheulichen Terrorakt” und rief die internationale Gemeinschaft laut einer Mitteilung zu einer “ernsthaften Reaktion” auf die “kriminellen Handlungen” Israels auf.

In Teheran gingen noch am Abend Regime-Anhänger auf die Straße, verbrannten israelische und US-amerikanische Flaggen und riefen laut Augenzeugen unter anderem “Tod Israel” und “Tod Amerika”.

Nach oben



Link zum Beitrag

Was sagt Israel zu den Vorwürfen?

Das israelische Militär lehnte eine offizielle Stellungnahme zu dem Angriff ab. Laut einem Bericht der New York Times soll aber tatsächlich die israelische Luftwaffe für den Angriff verantwortlich sein. Die Zeitung beruft sich auf vier israelische Vertreter, die anonym bleiben wollten.

Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte dem Sender CNN, bei dem angegriffenen Gebäude in Damaskus habe es sich nach israelischen Geheimdienstinformationen “nicht um ein Konsulat und nicht um eine Botschaft” gehandelt, sondern um ein “als ziviles Gebäude in Damaskus getarntes militärisches Gebäude der Al-Kuds-Brigaden”. Zur Frage, ob Israel an dem Angriff beteiligt gewesen sei, sagte Hagari bei CNN: “Ich werde diesen Angriff nicht kommentieren, aber was ich Ihnen sagen will, ist, dass es der Iran ist, der die regionale Lage in den vergangenen sechs Monaten eskaliert hat.”

Nach oben



Link zum Beitrag

Welche Rolle spielt Israel im Syrienkrieg?

Israels Luftwaffe bombardiert regelmäßig Ziele im Nachbarland und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss in Syrien ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben die Berichte über solche Angriffe zugenommen. Erst am Freitag waren bei mutmaßlich israelischen Luftangriffen bei Damaskus und Aleppo im Norden Syriens nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle mehr als 50 Menschen getötet worden, darunter vor allem syrische Soldaten und Kämpfer der Hisbollah. 

Bereits im Januar hatte es zudem einen Angriff im Damaszener Stadtteil Messe gegeben, in dem auch die iranische Botschaft liegt und der ebenfalls Israel zugeschrieben wird. Damals waren Berichten zufolge fünf Mitglieder der Revolutionsgarden getötet worden.

Nach oben



Link zum Beitrag

Könnte der Konflikt zwischen Israel und dem Iran eskalieren?

Eine Eskalation des Konflikts zwischen den Erzfeinden Israel und Iran wird seit Langem befürchtet. Gestiegen ist diese Gefahr seit Beginn des Gaza-Kriegs. Israel geht davon aus, dass der Iran in die Angriffspläne der Hamas vom 7. Oktober eingeweiht war. Seit Beginn des Gaza-Kriegs hat sich auch der Konflikt Israels mit der Hisbollah im Libanon verschärft. 

Stunden vor dem Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus hatte es einen Drohnenangriff auf eine Marinebasis in der südisraelischen Stadt Eilat gegeben, für das israelische Militär den Iran direkt verantwortlich machte. Der Angriff löste eine Explosion und leichte Schäden an der Basis aus. Israels Armeesprecher Hagari sprach von eienm “sehr ernsten Vorfall”.  

Unklar ist, ob der Angriff in Damaskus in direktem Zusammenhang zu der Drohnenattacke steht. Aus Sicht des israelischen Politikjournalisten Amos Harel geht jedoch eine “kalkulierte Botschaft” von der Attacke in Syrien aus: “Für den Iran wird der Preis für seine Verwicklung in Angriffe gegen Israel durch seine Verbündeten höher.”

Mit Material der Agenturen AFP und dpa

Nach oben



Link zum Beitrag



Source link www.zeit.de