Therapeutinnen sollen ihren Patienten bei psychischen Problemen und Herausforderungen zur Seite stehen. Möglicherweise geht man auch deshalb selten davon aus, dass sie selbst psychologisch auffällig sind. Anders ist es bei Dr. Patric Gagne. Wie die „Daily Mail“ berichtet, ist die amerikanische Psychologin eine Soziopathin und hat darüber auch ein Buch geschrieben.
Darin beschreibt die zweifache Mutter, wie wohl sie sich mit ihrer Diagnose fühlt und dass sie sie nicht an der Arbeit hindert, sondern eher ein enormer Vorteil ist. Gegenüber „Daily Mail“ stellt sie klar: „Ich bin eine Lügnerin und eine Diebin. Ich bin emotional manipulativ. Ich fühle keine Schuld. Ich fühle keine Scham.“ Und all das fasst sie zusammen mit den Worten: „Ich bin eine Soziopathin und ich liebe es.“
Soziopathin rammte Kind Bleistift in den Kopf, nun ist sie Therapeutin
Bereits in ihrer Kindheit habe sie bemerkt, dass sie anders ist. So sei sie in Häuser eingebrochen, habe einem Kind einen Bleistift in den Kopf gerammt und versucht, eine Katze zu ersticken. Sie habe all das – und mehr – getan, ohne Schuld oder Scham zu empfinden. Sie können Liebe und Trauer empfinden, doch „soziale Emotionen“ wie Eifersucht, Empathie, Scham und Schuldgefühle sind für sie unerreichbar. „Soziopathie ist wie Kurzsichtigkeit. Du musst die Augen zusammenkneifen, um dich mit diesen Emotionen zu verbinden. Es ist anstrengend“, so Gagne.
In ihrer Autobiografie appelliert sie an ihre Leserschaft, Verständnis für Soziopathen aufzubringen. Auch wenn viele bekannte Soziopathen für ihre Morde und Zerstörungswut bekannt sind – von Adolf Hitler über Jeffrey Dahmer bis zu Ted Bundy – macht das nicht die Mehrheit aus. Patric Gagne verweist auf den Umstand, dass geschätzt eine von 20 Personen in Amerika, und damit insgesamt knapp 30 Millionen Menschen dort, Soziopathen sind. Die meisten von ihnen sind jedoch keine Verbrecher, wie sie oft in Filmen und Serien dargestellt werden, sondern Nachbarn oder Kollegen, die unentdeckt bleiben.
Kollegen von soziopathischer Therapeutin waren fasziniert von ihr
„Die Leute wollen glauben, dass man einen Soziopathen erkennen kann, aber wir lernen schon in jungen Jahren – zumindest ich –, zu verbergen, dass wir uns nicht wie andere fühlen, und destruktives Verhalten als Bewältigungsmechanismus zu nutzen. So lernen wir, uns gut einzufügen und zu verstecken“, erklärt die Psychologin.
In ihrer Ausbildung sei sie aber offen mit ihrer Diagnose umgegangen. Ihre Kollegen seien fasziniert gewesen und sogar neidisch auf ihre Fähigkeiten zur Manipulation, Skrupellosigkeit und Intriganz. Das helfe ihr auch in ihrer Arbeit: „So ziemlich jeder, der weiß, dass ich ein Soziopath bin, möchte mir näher kommen. Jeder hat etwas Dunkles in sich und die Vorstellung, mit jemandem zusammen zu sein, der die eigene Dunkelheit akzeptieren kann, ohne zu urteilen, ist für viele Menschen sehr reizvoll.“