Berlin. Das Auto gehört zu den beliebtesten Fortbewegungsmitteln der Deutschen. Aber gerade der Brennermotor, der mit fossilem Benzin und Diesel betrieben wird, schadet der Umwelt. Ab April können Autofahrende an Tankstellen eine klimafreundlichere Variante wählen: paraffinischen Diesel. Der Bundesrat hat in der vergangenen Woche die Freigabe gebilligt. Hier finden Sie alle Informationen zur neuen Dieselalternative.

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Die wichtigsten Fragen und Antworten

Was sind paraffinische Dieselkraftstoffe?

Paraffinische Dieselkraftstoffe werden auf zwei Arten erzeugt: durch die X-to-Liquid-Methode (XTL) und durch Hydrierung (HVO). Bei der XTL-Methode werden aus Rohstoffen wie Erdgas, Kohle und Biomasse sogenannte Synthesegase erzeugt. Diese werden anschließend angereichert und in Flüssigkeit verwandelt. Shell nutzt diese Methode beispielsweise für Erdgas, das bei der Erdölförderung freigesetzt wird.

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Für die Herstellung sogenannter Hydrotreated Vegetable Oils (HVO) werden Pflanzenöle durch Wasserstoff veredelt. Dafür können alle Arten von pflanzlichen Ölen genutzt werden und auch tierische Fette. Besonders häufig kommt gebrauchtes Frittierfett zum Einsatz. Wird der Kraftstoff vollständig aus erneuerbaren Stoffen hergestellt, wird er als HVO 100 ausgeschrieben. Prominentester Hersteller von HVO 100 ist das finnische Unternehmen Neste Oil.

Kann ich mein Auto nun selbst mit Pflanzenöl betankten?

Nein! Die Pflanzenöle müssen noch durch Wasserstoff angereichert werden, damit darauf ein Kraftstoff entsteht, den der Motor verträgt. Der ADAC weist darauf hin, dass reines Pflanzenöl zu Motorschäden führen kann. Daher sollten Autos immer an Tankstellen betankt werden, die HVO 100 oder XTL anbieten.

Welche Autos können mit den neuen Dieselkraftstoffen betankt werden?

Nicht alle Autos vertragen paraffinischen Diesel. Laut ADAC können alle Dieselfahrzeuge von BMW sowie einzelne Modelle der folgenden Marken betankt werden: Audi, Citroën/Opel/Peugeot, Nissan, Renault/Dacia, Seat/Cupra, Škoda, Toyota, Volvo, VW. Ausführliche Informationen zu allen Modellen finden Sie auf der Internetseite des ADAC.

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An welchen Tankstellen werden HVO 100 und XTL ab April angeboten?

Aktuell ist unklar, welche Tankstellen paraffinischen Diesel einführen werden. Große Tankstellenanbieter wie Aral konnten hierzu noch keine konkreten Angaben machen. Der Tankstellen-Interessenverband (tiv) befürchtet, dass große Mineralölgesellschaften die neuen Kraftstoffe nicht anbieten werden, weil sie in Konkurrenz zum Hauptprodukt, fossilem Diesel und Benzin, stehen. „Das Bohrloch als Hauptwirtschaftsquelle geht durch den paraffinischen Diesel kaputt. Die großen Mineralölgesellschaften werden nicht so einfach ihren Platz freigeben für Dritte“, sagte tiv-Pressesprecher Herbert Rabl dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Wie viel werden ein Liter HVO 100 und XTL kosten?

Auch der Preis ist bislang unklar. In den Niederlanden wird HVO 100 bereits angeboten. Dort liegt der Literpreis im Schnitt 15 bis 20 Cent über dem Preis für herkömmlichen Diesel.

Wie viel umweltfreundlicher ist paraffinischer Diesel?

Studien des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ergaben, dass die Emission von Treibhausgasen mit paraffinischen Kraftstoffen um etwa 90 Prozent reduziert werden konnte. Wie das Umweltbundesamt jedoch anmerkt, hängt die Höhe der eingesparten Emissionen vom verwendeten Rohstoff ab. Bei biogenen Abfallprodukten wie gebrauchtem Frittieröl ist die Bilanz besser als bei Rohstoffen, die für die Herstellung von HVO erst angebaut werden müssen.

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Wird sich paraffinischer Diesel in Zukunft durchsetzen?

Das Umweltbundesamt bezweifelt, dass sich paraffinische Kraftstoffe bei Pkw großflächig etablieren werden. „Insgesamt wird das Thema HVO quantitativ keine große Rolle spielen können“, teilte die Behörde dem RND mit. Pro Jahr werden laut Umweltbundesamt in Deutschland 35 Millionen Tonnen herkömmlicher Diesel verkauft. HVO könne nur einen kleinen Teil dessen ersetzen.

Für das Auto sieht das Umweltbundesamt die Elektromobilität als wichtigsten Faktor für die Verkehrswende. Erneuerbare Kraftstoffe wie HVO sollten vor allem in schweren Fortbewegungsmitteln genutzt werden, die nicht oder kaum elektrifizierbar sind, wie beispielsweise Flugzeuge, Schiffe und Lastfahrzeuge.

Welche neuen Kraftstoffe gibt es außerdem ab April an der Tankstelle?

Neben XTL und HVO 100 wird es ab April auch herkömmlichen Diesel geben, der mit bis zu 10 Prozent Biodiesel angereichert wird (B10).



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