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Hochwasser aktuell: Behörden befürchten weitere Dammbrüche in Schwaben


Gleich drei Dämme in Schwaben drohen den Wassermassen nicht mehr standzuhalten. Bundesumweltministerin Lemke dringt auf ein neues Hochwasserschutzgesetz. Das Liveblog



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Nach schweren Regenfällen in Teilen von Baden-Württemberg und Bayern wurde am Wochenende die höchste Warnstufe ausgerufen, die am Montagmorgen wieder aufgehoben wurde. In Süddeutschland sind Menschen durch Überschwemmungen eingeschlossen, in zehn bayerischen Landkreisen und in Regensburg wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

  • Nach andauernden schweren Regenfällen galt in Teilen von Baden-Württemberg und Bayern laut Deutschem Wetterdienst (DWD) am Wochenende die höchste Warnstufe, am Montagmorgen wurde die Unwetterwarnung aufgehoben.
  • Durch Überschwemmungen und Hochwasserfolgen sind in mehreren Gemeinden in Süddeutschland Menschen in ihren Häusern eingeschlossen.
  • In zehn bayerischen Landkreisen und in Regensburg wurde der Katastrophenfall ausgerufen.
  • Alle Artikel zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite zum Hochwasser in Süddeutschland.

Anna-Lena Schlitt

Anna-Lena Schlitt

Wie hoch sind die Pegelstände in Ihrer Nähe?

Wegen hoher Pegelstände gilt in mehreren Städten entlang der Donau die höchste Warnstufe. Bei Regensburg, Passau und Donauwörth warnte das länderübergreifende Hochwasserportal etwa vor sehr großem Hochwasser. In Pfaffenhofen entspannte sich die Lage leicht.

Hier finden Sie die Pegelstände in Ihrer Region:

Katharina Benninghoff

Katharina Benninghoff

“Wir haben an jeder Tür geklingelt”

Wie erleben Helfer die aktuelle Lage in den Hochwassergebieten? Meine Kollegin Hannah Scherkamp hat mit mehreren gesprochen. Christopher Beckler, Zugführer beim Ortsverband Feuchtwangen des Technischen Hilfswerks, erzählte ihr, dass er bereits kurz nach Mitternacht geweckt wurde, um bei einer Evakuierungsaktion zu helfen. Er habe dann “an jeder Tür geklingelt” und die Menschen gebeten, ihre Häuser zu verlassen. “Viele Anwohnerinnen und Anwohner haben verständnisvoll reagiert, andere wurden wütend. Sie weigerten sich und machten deutlich, dass sie ihre Wohnungen auf keinen Fall verlassen werden. Das ärgert einen natürlich, aber ich bleibe in solchen Situationen ruhig”, sagte er.

Lesen Sie hier die Protokolle von ehrenamtlichen Helfern:

Christopher Trinks

Christopher Trinks

Bundesumweltministerin fordert neues Gesetz für mehr Hochwasserschutz

Angesichts der schweren Überflutungen in Bayern und Baden-Württemberg drängt Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf mehr Maßnahmen zum Hochwasserschutz, die auch gesetzlich verankert sind. “Es wird immer deutlicher, dass wir uns gegen die Folgen der Klimakrise besser schützen müssen”, teilte die Ministerin schriftlich mit. “Dafür brauchen wir auch ein neues Hochwasserschutzgesetz.” Hierzu gebe es bereits “intensive Gespräche” mit den Bundesländern. Es besteht Lemke zufolge großer Handlungsbedarf in Deutschland. 

Dazu gehören laut der Ministerin “starke Deiche und einen gut ausgestatteten Katastrophenschutz” sowie “mehr intakte Natur und natürliche Überschwemmungsflächen” zur Vorsorge. Natürliche Hochwasserschutzanlagen, etwa Deichrückverlegungen, könnten Hochwasser abmildern und die Flusspegel entlasten.

Details zu den Maßnahmen oder welche Verbesserungen sie sich von einer gesetzlichen Änderung erhoffe, lies Lemke zunächst offen. Aktuell habe die Katastrophenbewältigung im Angesicht der ernsten Lage “absolute Priorität”. Sie dankte den Einsatzkräften und Freiwilligen für ihre Leistungen und sei in Gedanken bei den Angehörigen der Todesopfer und Vermissten. 

Christopher Trinks

Christopher Trinks

Sinkende Pegelstände im Landkreis Pfaffenhofen

Im vom Hochwasser stark betroffenen oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen zeichnet sich ein leichter Rückgang der Hochwasserlage ab. So sei der Pegelstand des Flusses Paar “leicht fallend”, in Geisenfeld falle er sogar “massiv”, teilte das Landratsamt mit. In Manching, wo ein Gewerbegebiet wegen der drohenden Aufweichung eines Dammes geräumt worden war, wurde ein nach wie vor hoher, aber konstanter Pegel gemeldet. Die Lage sei aber nach wie vor angespannt. Zudem wurden bei einem Hubschrauberkontrollflug über dem Landkreis Ölverunreinigungen festgestellt.

250 Menschen hatten infolge des Hochwassers ihre Häuser verlassen müssen und waren in einer Turnhalle in Reichertshofen untergebracht worden. In dem Ort ist nach wie vor die Stromversorgung wegen der Überflutung eines Umspannwerks eingeschränkt und soll abschnittweise wieder aufgeschaltet werden. Das Landratsamt rief Bürger dazu auf, stromintensive Geräte ausgeschaltet zu lassen. 

Christopher Trinks

Christopher Trinks

Weitere Dammbrüche in Schwaben befürchtet

Gleich drei Hochwasserschutzdämme im Regierungsbezirk Schwaben drohen den Wassermassen nicht mehr standzuhalten. Bereits am Vormittag haben die Behörden die Bewohner von Heißesheim und Auchsesheim, zwei Orte im Landkreis Donau-Ries, aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Im weiteren Verlauf des Tages konnte die Evakuierungsempfehlung für Heißesheim zumindest wieder aufgehoben werden. Probleme gibt es dem Landratsamt zufolge weiterhin mit der Wasserversorgung, da mehrere Trinkwasserbrunnen vom Hochwasser betroffen seien.

Am Nachmittag teilte dann das Landratsamt in Donauwörth mit, dass auch der Ortsteil Hamlar im schwäbischen Asbach-Bäumenheim evakuiert werden muss. Es sei zu befürchten, dass ein Damm breche und “Hamlar vom Wasser umschlossen wird”. 

Katharina Benninghoff

Katharina Benninghoff

Oberbürgermeister: Die Lage ist innerhalb von Minuten eskaliert

Bei einer spontan anberaumten Pressekonferenz in Rudersberg im Rems-Murr-Kreis berichtet der Schorndorfer Oberbürgermeister Bernd Hornikel von dramatischen Szenen in seiner Stadt: Die Wasserfluten seien so schnell über die Region hereingebrochen, dass sich Feuerwehrleute selbst hätten retten müssen. Nur ein einziges Fahrzeug der Feuerwehr sei in der betroffenen Gemeinde Rudersberg angekommen. Alle anderen seien auf dem Weg in den Wassermassen stecken geblieben. “Die sind im wahrsten Sinne des Wortes abgesoffen”, sagte Hornikel. Die Kameradinnen und Kameraden hätten sich auf das Fahrzeugdach flüchten müssen, um von dort selbst gerettet zu werden.

Weiter berichtete der Oberbürgermeister, dass man mit einem “Entspannungsgefühl” in den Abend gegangen sei, dann die Lage aber “innerhalb von Minuten eskaliert” sei. 

Anna-Lena Schlitt

Anna-Lena Schlitt

Feuerwehr rettet Katastrophentourist in Baden-Württemberg aus Auto 

Im baden-württembergischen Dörzbach sind Feuerwehr und Polizei ausgerückt, um einen Mann aus seinem Auto zu befreien. Der 54-Jährige sei am Sonntagmorgen auf den überschwemmten Sportplatz gefahren, um sich das Hochwasser aus der Nähe anzuschauen, teilte die Polizei Heilbronn mit. Schon nach wenigen Metern sei der Wagen stehen geblieben.

Der Wagen habe bis zu den Seitenscheiben unter Wasser gestanden. Der Fahrer wurde nicht verletzt. Laut Polizei muss er mit einer Kostenrechnung für den Einsatz rechnen. 

Christopher Trinks

Christopher Trinks

Passauer Oberbürgermeister appelliert an Schaulustige

In einer Videobotschaft bittet Oberbürgermeister Jürgen Dupper die Anwohner seiner Stadt Passau, sich von der überfluteten Altstadt fernzuhalten. Diese sei “kein Abenteuerspielplatz”, sagte Dupper in einem Video auf der Plattform Instagram. “Wer in der Altstadt nichts zu tun hat, der möge da bitte fernbleiben. Und es ist auch fahrlässig, durch das Wasser zu watscheln. Sie wissen nicht, welcher Kanaldeckel schon vielleicht weggeschwemmt wurde, und es wäre jammerschade, wenn sie auf Nimmerwiedersehen in der städtischen Kanalisation verschwinden würden.”

Passau ist wie andere Städte und Ortschaften an der Donau in Teilen überflutet worden. Auch in dem Video des Oberbürgermeisters sieht man im Hintergrund die Wassermassen in den Straßen stehen. Dupper zufolge wird der Scheitelpunkt des Hochwassers mit 9,50 Metern am morgigen Dienstagnachmittag erwartet.

Christopher Trinks

Christopher Trinks

Evakuierung eines Gebietes nach Dammbruch an der Amper

Wegen eines Dammbruchs am Fluss Amper im nördlichen Oberbayern müssen die Anwohner eines Gebietes bei Moosburg an der Isar ihre Häuser verlassen. Wie viele Menschen und Gebäude von der Evakuierung im Landkreis Freising betroffen sind, blieb dem Landratsamt zufolge zunächst unklar.

Am Vormittag hatte der Pegel der Amper einen historischen Höchstwert erreicht. Nach Angaben des Landratsamtes lag dieser bei 3,98 Meter. Der bisherige Höchstwert war im Jahr 1994 mit 3,66 Metern erreicht worden. 

Christopher Trinks

Christopher Trinks

Offenbar zwei Tote in Baden-Württemberg gefunden

In Schorndorf im Rems-Murr-Kreis sind die Leichen eines Mannes und einer Frau in einem Haus gefunden worden. Das teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen mit. Die Toten wurden im leer gepumpten Keller des Hauses gefunden. Weitere Informationen wurden zunächst nicht bekannt.

Es wären die ersten Toten, die mit der Hochwasserkatastrophe in Baden-Württemberg in Verbindung stehen. Zuvor hatte es bereits zwei Tote in Bayern gegeben. Dort starb ein Feuerwehrmann bei der Evakuierung eines Hauses, als sein Schlauchboot kenterte. In einem anderen Ort in Oberbayern fanden die Einsatzkräfte die Leiche einer Frau im Keller eines Mehrfamilienhauses. 

Carl Friedrichs

Carl Friedrichs

Bauernverband rechnet mit schweren Flutschäden für die Landwirtschaft

Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, hat sich besorgt angesichts möglicher Flutschäden in der Landwirtschaft gezeigt. Der Verband gehe davon aus, “dass auch die Landwirtschaft mit massiven Flutschäden bei Flächen und Gebäuden konfrontiert ist”, sagte Krüsken.

Für konkrete Schätzungen sei es allerdings zu früh, zudem sei die Gefahr noch nicht vorüber. “Entscheidend ist, dass zunächst das Wasser abläuft und keine Menschen mehr zu Schaden kommen”, sagte Krüsken.

Claudia Thaler

Claudia Thaler

Bundesjustizministerium bei Pflichtversicherung skeptisch

Trotz der schweren Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland sieht das Bundesjustizministerium eine Pflichtversicherung für Elementarschaden kritisch. Die Kosten würden sich für die meisten Hausbesitzer deutlich erhöhen, argumentiert das Ministerium.

Mehr dazu lesen Sie hier:

Christopher Trinks

Christopher Trinks

Uniper sichert Kraftwerk bei Ingolstadt vor möglichem Dammbruch ab

Die steigenden Pegelstände der Donau und ihrer Nebenflüsse gefährden das Kraftwerk Irsching bei Ingolstadt. Da der Damm des Donau-Zuflusses Paar westlich des Kraftwerks zu brechen drohe, würden vorbereitende Maßnahmen getroffen werden, erklärte Betreiber Uniper auf Anfrage.

Dazu würden sowohl Überflutungsschutzmaßnahmen im Bereich des Kraftwerksgeländes gehören als auch solche, um das Kraftwerk im Bedarfsfall abzuschalten und in einen sicheren Zustand zu versetzen. Die Leitung sei in engem Kontakt mit dem örtlichen Krisenstab, teilte der Versorger mit. 

Christopher Trinks

Christopher Trinks

Hochwasserlage in Baden-Württemberg bleibt “angespannt statisch”

Für die vom Hochwasser betroffenen Gebiete in Baden-Württemberg will Innenminister Thomas Strobl noch keine Entwarnung geben. Bei einem Besuch in Meckenbeuren nahe des Bodensees bezeichnete er die Lage als “angespannt statisch”. Die Menschen in den überfluteten Gebieten müssen “noch weiter auf die Zähne beißen und durchhalten”, sagte Strobl. Lediglich für den Südwesten des Bundeslandes könne man verhalten zuversichtlich sein, dass es nicht noch schlimmer werde.

Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte in Meckenbeuren, die Lage im Norden Baden-Württembergs sei weiter “hoch prekär”. Für die Zukunft müsse man damit rechnen, “dass wir so was häufiger bekommen”, sagte er in der vom Hochwasser besonders betroffenen Gemeinde. Das sei schlicht ein Ergebnis des Klimawandels. Bayern habe es Kretschmer zufolge aber noch schlimmer getroffen als Baden-Württemberg.

Christopher Trinks

Christopher Trinks

Bewohner von Fürstenfeldbruck sollen Abwässer vermeiden

In einer Mitteilung an die Bewohner des Landkreises Fürstenfeldbruck – westlich von München – bittet der örtliche Abwasserverband, das Entstehen jeglicher Abwässer zu vermeiden. Bis mindestens morgen Mittag werden die Anwohner gebeten, Spül- und Waschmaschinen nicht zu benutzen und nicht zu baden oder zu duschen.

Hintergrund ist die Belastung der Abwasserkanäle durch das Hochwasser im Landkreis. Für die Ortschaften Olching, Gröbenzell, Puchheim, Maisach, Bergkirchen, Alling, Eichenau, Gilching, Weßling und Germering bestehe Gefahr, dass sich das Abwasser sonst in die Wohngebäude zurückstaue, teilte der Amperverband mit. 

Zur Trinkwasserqualität gab der Landkreis Fürstenfeldbruck in Absprache mit den Wasserwerken Entwarnung. Das Leitungswasser könne in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten ohne Bedenken verwendet werden.





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