Seit der vergangenen Woche haben sich die Proteste gegen den Gaza-Krieg auch an europäischen Universitäten immer weiter ausgebreitet. An mehr als 40 Hochschulen in mindestens elf Ländern kam es zu Besetzungen, Protestcamps und Demos. 

Die Universitätsleitungen gehen unterschiedlich damit um: In Deutschland, den Niederlanden, in Frankreich oder in der Schweiz löste die Polizei die Proteste teils gewaltsam auf – auf Bitte der Hochschulleitungen. In Dänemark und im Vereinigten Königreich tolerieren die Universitätsverwaltungen die Proteste bislang. In Irland erklärte sich die Leitung der ältesten Universität in Dublin solidarisch mit den Studierenden. Ein Überblick:

  • Die bisher größten Protestaktionen gab es in Berlin. Etwa 150 propalästinensische Aktivistinnen und Aktivisten besetzten am Dienstag zeitweise einen Hof der Freien Universität. Die
    Hochschule stellte ihren Lehrbetrieb daraufhin vorübergehend ein, die
    Polizei räumte am Nachmittag das Gelände. Am Freitag hatten Aktivisten
    an der Berliner Humboldt-Universität protestiert. Rund 150
    Menschen waren zu einer nicht angemeldeten Kundgebung zusammengekommen.
    Die Protestierenden forderten einen Hörsaal als Kundgebungsort, dem die
    Universitätsleitung nicht stattgab. In der Folge leitete die Polizei 37
    Ermittlungsverfahren ein wegen möglicher Fälle von Volksverhetzung sowie
    Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.
  • Am Dienstagnachmittag besetzten rund 50 bis 60
    Personen das Audimax und einen Innenhof der Universität Leipzig. Sie entrollten Banner unter anderem mit der Aufschrift
    “Uni-Besetzung gegen Genozid”. Die zu einem großen Teil vermummten
    Besetzer verbarrikadierten die Audimax-Türen von innen, versperrten von
    außen den Zugang durch Sitzblockaden und errichteten Zelte auf dem
    Innenhof. Am Abend räumte die Polizei den Hörsaal. Es seien bisher 13 Tatverdächtige ermittelt, teilte ein Polizeisprecher mit. Es gab aber auch Proteste gegen die
    Besetzung. Daran waren nach Polizeiangaben rund 40 Personen
    beteiligt.
  • Am Mittwoch errichteten propalästinensische Aktivisten in einem Gebäude der Universität Bremen ein Protestcamp. Nach Polizeiangaben sind 25 bis 30 Menschen zu einer friedlichen, unangemeldeten Kundgebung zusammengekommen. Die Universität hat noch nicht entschieden, wie lange sie das Zeltlager duldet.
  • An der Universität Köln kampieren Protestierende seit Freitag auf einer Wiese. Das Protestcamp ist als Versammlung angemeldet und darf unter Auflagen bis kommenden Freitagnachmittag stehen bleiben, wie Lokalmedien berichteten. Auf Fotos im Netz sind eine kleine Anzahl Zelte und Pavillons zu sehen.

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  • Propalästinensische Aktivisten harren an der UniversitätWien seit Montag in einem Protestlager aus.
    Die Polizei riegelte das etwa 20 Zelte umfassende Camp im Haupthof der
    Uni ab. Agenturen und österreichische Medien berichteten zunächst von etwa 30 bis 50 Kampierenden, am Mittwochmittag waren nach Berichten des österreichischen Nachrichtenmediums Puls24 etwa 150 anwesend. Etwa 70 Menschen hätten gegen das Camp demonstriert.

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  • Die ersten propalästinensischen Proteste in der Schweiz starteten vergangene Woche an der Universität Lausanne. Mehrere Hundert Menschen waren daran beteiligt. Seit Dienstag finden auch Proteste an der Polytechnischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und an der Universität Genf statt.
  • Am Dienstagvormittag besetzten etwa 80 bis 100 Protestierende in Zürich bei einem Sit-in eine Haupthalle der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH). Sie breiteten ein Plakat mit dem Spruch “No Tech for Genocide” aus, wie unter anderem Bilder auf dem Instagram-Account der Students for Palestine Zürich zeigen. Die Polizei löste die unangemeldete Versammlung auf und zeigte knapp 30 Personen an.

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  • Paris ist einer der Hotspots in Europa für propalästinensische Proteste. Seit Ende April gibt es an Pariser Elite-Universitäten immer wieder propalästinensische Proteste, teils mit Zeltlagern. Vor dem historischen Gebäude der renommierten Hochschule Sciences Po schritt die Polizei am Dienstag zweimal ein, um Versammlungen aufzulösen. 13 Studenten der Hochschule sind seit der vergangenen Woche im Hungerstreik.
  • Auch an der berühmten Sorbonne in Frankreichs Hauptstadt ging die Polizei am Dienstagabend gegen etwa 100 Studierende vor, die rund zwei Stunden zuvor einen Hörsaal besetzt hatten. Die Polizei meldete fast 90 Festnahmen.
  • In Lille, Lyon und Reims kam es laut Agenturberichten zu ähnlichen Aktionen.

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  • In Amsterdam fallen die Proteste ebenfalls besonders groß aus. Propalästinensische Demonstranten besetzten in der Nacht zu Mittwoch einen Teil der Universität von Amsterdam. Bereits zuvor hatte es dort mindestens eine Besetzung gegeben. Die Tageszeitung de Volkskrant berichtete von “Hunderten” propalästinensischen Aktivisten. Die Polizei hatte in der Nacht zum Dienstag ein Protestlager gewaltsam aufgelöst und dabei mehr als 100 Demonstrierende festgenommen. Der Polizei zufolge hatten die Proteste einen “gewalttätigen Charakter”.
  • An der Universität Utrecht besetzten etwa 50 Studierende zwischenzeitlich eine Bibliothek. Das öffentlich-rechtliche Regionalmedium RTV Utrecht berichtete von mehreren Festnahmen bei der Auflösung der Versammlung. Für Mittwochnachmittag waren weitere Proteste geplant.
  • Auch an der TU Delft protestierte eine Gruppe propalästinensischer Aktivisten, wie das öffentlich-rechtliche Netzwerk NOS meldete.

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  • An der spanischen Universität Valencia haben Studentinnen und Studenten mehr als eine Woche in einem Protestlager auf dem Campus verbracht. Ähnliche Zeltlager wurden am Montag an der Universität Barcelona und an mehreren Standorten der Universität des Baskenlandes errichtet. Eine Gruppe, die Studierende an den öffentlichen Universitäten der Hauptstadt Madrid vertritt, kündigte an, die Proteste gegen den Krieg in den kommenden Tagen zu verstärken.

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  • An der Universität Bologna, einer der ältesten der Welt, errichteten studentische Aktivisten über das Wochenende ein Protestlager. Sie forderten ein Ende des Kriegs im Gazastreifen. Zu ähnlichen Protestaktionen kam es in Rom und Neapel. Sie blieben überwiegend friedlich.

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Vereinigtes Königreich

  • An den Elite-Universitäten Oxford und Cambridge kampieren Studierende in Zeltlagern. Der Guardianzitierte Sprecher der Hochschulen, wonach die Verwaltung das “Recht auf freie Meinungsäußerung” ihrer Studentinnen und Studenten respektiere und die Aktionen toleriere. In einem offenen Brief solidarisierten sich mehr als 200 Professoren, Dozenten und weitere Beschäftigte der Universität Oxford mit dem Protestcamp.
  • Ähnliche Protestaktionen gab es laut britischen Medienberichten am University College London sowie an den Universitäten in Manchester, Liverpool, Edinburgh, Newcastle, Sheffield, Leeds, Warwick, Swansea, Goldsmiths und Bristol.

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  • An der ältesten Universität Irlands, dem Trinity College Dublin, errichteten Dutzende Demonstranten am Samstag auf dem Campus ein Protest-Zeltcamp und blockierten den Haupteingang. Am Montag teilte die Universitätsleitung auf ihrer Website mit, sie sei “solidarisch mit den Studenten im Entsetzen über die Geschehnisse in Gaza”. Man wolle sich von Investitionen in Unternehmen trennen, die in den besetzten Palästinensergebieten tätig sind und auf einer schwarzen Liste der UN stehen, kündigte die Hochschule an.

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  • An der Universität Kopenhagen bauten propalästinensische Demonstranten etwa 45 Zelte auf dem Rasen vor der Fakultät für Sozialwissenschaften auf. Die Hochschulverwaltung teilte mit, Studentinnen und Studenten könnten auf dem Campus protestieren. Sie sollten sich aber an die Hausordnung zu halten und den Dialog suchen.

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  • An der Universität Helsinki errichteten Aktivisten der Gruppe “Studierende für Palästina” ein Protestlager vor dem Hauptgebäude. Teilnehmer der Protestaktion kündigten an, solange zu bleiben, bis die größte akademische Einrichtung des nordeuropäischen Landes ihre Beziehungen zu israelischen Universitäten abbreche. 

Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP, AP, Reuters und EFE

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