Schlimme Bandenkriege wüten
Unicef-Regionalchef wird Übergangs-Ministerpräsident von Haiti
Archivbild aus dem Jahr 2011: Der bisherige Unicef-Regionaldirektor Garry Conille wird vorübergehend haitianischer Ministerpräsident
Quelle: Dieu Nalio Chery/AP
Port-au-Prince. Der bisherige Unicef-Regionaldirektor Garry Conille soll Haiti als Ministerpräsident der Übergangsregierung aus der Krise führen. Der Übergangs-Präsidialrat des Karibikstaates wählte ihn am Dienstag einstimmig, wie Ratspräsident Edgard Leblanc Fils auf der Plattform X mitteilte. Conille ist seit Anfang 2023 Regionalchef des UN-Kinderhilfswerks für Amerika und die Karibik. Der Mediziner hatte zuvor in verschiedenen Positionen bei den Vereinten Nationen gearbeitet und war von September 2011 bis Mai 2012 bereits Ministerpräsident Haitis gewesen. Nun soll er inmitten einer schweren Krise mit politischen Konflikten, Sicherheits- und Versorgungsproblemen in seinem Heimatland als Regierungschef den Weg hin zu den ersten Wahlen seit 2016 ebnen.
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Haiti leidet seit Jahren unter der Gewalt schwer bewaffneter Banden, die die Hauptstadt Port-au-Prince größtenteils unter ihrer Kontrolle haben. Ab Ende Februar eskalierte die Lage, als ein Bündnis mehrerer Banden mit einer Reihe von Gewalttaten die Stadt lahmlegte. Den damaligen Interims-Ministerpräsidenten Ariel Henry hinderten sie so an der Rückkehr von einer Auslandsreise und zwangen ihn zum Rücktritt.
Mehr als 360.000 Binnenvertriebene
Die Einrichtung des Übergangs-Präsidialrats wurde am 11. März bei einem Treffen der Karibischen Gemeinschaft Caricom in Jamaika mit Beteiligung von US-Außenminister Antony Blinken beschlossen. Der Rat wurde Ende April vereidigt. Seit der noch immer nicht vollständig aufgeklärten Ermordung des Präsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 hat Haiti keinen Staatschef mehr. Auch ein Parlament gibt es wegen ausgefallener Wahlen nicht.
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Haiti teilt sich die Insel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik. Etwa die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner Haitis leiden unter akutem Hunger. Mehr als 360.000 von ihnen gelten als Binnenvertriebene im eigenen Land. Der Beginn einer internationalen Sicherheitsmission in Haiti unter der Führung kenianischer Polizisten und mit Unterstützung der USA wird in Kürze erwartet, verzögerte sich zuletzt allerdings mehrmals.
RND/dpa