Karl-Theodor zu Guttenberg: „Viele Kinder bekommen die Prügel, die ihre Eltern verdienen“ – der Satz verstört mich

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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik

    Aber keine Sorge:
    Gentechnish verändert

    sind die

Montag, 03.06.2024, 13:38

Ich erschrecke bei dem Satz meines Studienfreundes. Früher war er ein selbstbewusster, kraftstrotzender junger Mann. Die Welt schien ihm zu klein. Als ich ihm wieder begegne, wirkt er zutiefst verunsichert. Angstvoll. Verhuscht. Was mit ihm geschehen sei, frage ich ihn.

Seine Kinder würden nicht mehr mit ihm reden.

„Viele Kinder bekommen die Prügel, die ihre Eltern verdienen.“ Ich erschrecke bei dem Satz.

“Meine Schuld. Die Scheidung. Der Leistungsdruck. Wie damals mein Vater mit mir.“

„Erinnerst Du Dich, wir wollten doch …“

„… uns von unseren Patriarchen unterscheiden. Ja. Aber vielleicht können Eltern nicht anders, als die Eltern zu sein, die sie sich in der Jugend geschworen haben, niemals zu werden.“

Er geht auf meinen Widerspruch nicht ein.

Viele Eltern durchlaufen alle Facetten

Eltern. Geliebt und gefürchtet, bezweifelt und bewundert. Es gibt kaum Grenzen für das emotionale Spektrum der Beziehung zu ihnen. Manche durchlaufen alle Facetten.

Andere lediglich Spielarten. Nicht selten getragen von gegenseitiger Überforderung.

Über Karl-Theodor zu Guttenberg

Karl-Theodor zu Guttenberg wurde bekannt als Bundesminister. Heute ist der ehemalige Politiker Unternehmer, Co-Produzent und Moderator von Dokumentarfilmen und anderen publizistischen Formaten. Er veröffentlicht in englisch- und deutschsprachigen Medien. Seit Juni 2023 ist KT zusammen mit Gregor Gysi Host des Podcasts “Gysi gegen Guttenberg“.

 ***

Ein unangenehmer Streit bricht aus – das Kind wird still

Neulich in der Spielwarenabteilung eines Kaufhauses. Ich brauche ein Mitbringsel für den verwöhnten Sprössling von Freunden. Es ist ein Samstagnachmittag. Zahlreiche Kinder mit ihren Eltern. Ein Bub zieht einen mächtigen Lego-Baukasten von einem Tisch und schaut fordernd zu seinen Eltern.

Beide sagen wie aus einem Munde: „Vergiss es.“ Das Gesicht des Jungen verfärbt sich von tablet-bleich in ein aufreizendes Dunkelrot.

Der Vater ahnt offensichtlich den Fortgang und verschwindet rasch hinter den Regalen. Die Augen seiner Partnerin spiegeln eine Mischung aus ehelicher Verachtung und mütterlicher Routine. Sie flüstert ihrem Sohn etwas ins Ohr.

Er wirft die Schachtel auf den Boden, zetert laut, die Unterlippe bebt. „Dein Sohn!“, ruft die Mutter dem Vater über die Stellwände zu. Ein unangenehmer Streit bricht aus. Das Kind wird still.

Bereits Rousseau stellte fest, dass viele Kinder schwer erziehbare Eltern hätten.

Szenenwechsel, einige Meter weiter. Ein Mädchen strahlt, in der Hand eine Stofftier: „Du bist die beste Mami der Welt!“

Ich blicke zu dem Lego-Jungen. Seine Backen beginnen wieder gefährlich zu leuchten. Die Rotzlöffel-Zeitbombe tickt. Varianten der zweitältesten Beziehung der Menschheit.

Einladung zum Nachdenken

Der frühere Spitzenpolitiker Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich inzwischen einen gelasseneren, aber nicht minder scharfen Blick auf die Dinge angewöhnt. Er lässt uns auf charmante Art an seinen Alltagserlebnissen und Gedanken teilhaben.

 ***

Weltelterntag versus Internationaler Kindertag

Gestern erinnerte ich mich an die beiden Episoden. Im Radio hieß es, der 1. Juni sei Weltelterntag. Ausgerufen von den Vereinten Nationen.

Wenige Tage vorher war übrigens der Internationale Tag der Kartoffel. Es gibt aber auch (und nicht deswegen) den Welttoilettentag. Oder einen Welttag der Steel-Pan (das ist eine Pfanne, die als Musikinstrument dient) sowie, selbstverständlich, den Internationalen Tag der Schraubenziege. Alles gewiss ehrenwerte Anliegen.

Gestern galt es aber, die Eltern zu ehren. Oder die Kinder? Etwa beide?

In den neuen Bundesländern feiern nämlich am selben Tag noch viele Menschen den Internationalen Kindertag, der die Wende ohne Anlass zur Häme überdauerte. Ich rief meine Mutter und meine Töchter an. Alle fragten, ob ich etwas ausgefressen hätte.

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Ich erschrecke bei dem Satz meines Studienfreundes. Früher war er ein selbstbewusster, kraftstrotzender junger Mann. Die Welt schien ihm zu klein. Als ich ihm wieder begegne, wirkt er zutiefst verunsichert. Angstvoll. Verhuscht. Was mit ihm geschehen sei, frage ich ihn.





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