In Kopenhagen brennt die alte Börse, Passanten helfen bei der Rettung wertvoller Kunstgegenstände. Die Ursache des Feuers ist bisher vollkommen unklar.
STOCKHOLM taz | Sie waren auf dem Weg zu einem ganz normalen Arbeitstag – und landeten mitten in einem Rettungseinsatz für dänische Kunstschätze: In Kopenhagen brennt seit dem frühen Dienstagmorgen das historische Wahrzeichen der Stadt, genannt „Børsen“, erbaut 1625. Wie in Videos des Dänischen Rundfunks DR zu sehen ist, beteiligten sich Pendler und Passanten an der Rettung der Gemälde in dem Gebäude. „400 Jahre Kulturerbe in Flammen“, schrieb der dänische Kulturminister Jakob Engel-Schmidt auf X. Der Rauch ist dem schwedischen Aftonbladet zufolge bis nach Malmö zu sehen.
Um 7.36 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert, etwa eine Stunde später mussten die Menschen in Dänemark live mitansehen, wie die ikonische steile Spitze auf dem Dach des Gebäudes – eine alte Börse – umstürzte, die zu Kopenhagen gehört wie die kleine Meerjungfrau. Sie stellt verschlungene Drachenschwänze dar, mit drei Kronen ganz oben, die für Dänemark, Norwegen und Schweden stehen. Das nun umgestürzte Wahrzeichen sollte das Gebäude symbolisch gegen Angriffe und Feuer schützen. Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen postete ein Video des Augenblicks auf X – „Unser eigener Notre-Dame-Moment“, schrieb er dazu. Auf den Tag genau vor fünf Jahren stand die Pariser Kathedrale in Flammen.
In Kopenhagen brennt wenige Stunden nach Ausbruch des Feuers die Hälfte des Gebäudes, Teile des Daches sind eingestürzt. Der Brand sei außer Kontrolle, die Löscharbeiten sehr schwierig, zitiert DR den Stabschef der Bereitschaft in Kopenhagen, Jakob Vedsted Andersen. Eine Mischung aus alten Holzkonstruktionen und einem Kupferdach, unter dem sich die Wärme heftig staue, nannte er als große Herausforderung. „So ein Brand ist unser größter Albtraum, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr, Frank Trier Mikkelsen, TV2 News.
120 Feuerwehrleute sind im Einsatz, 90 Kräfte des dänischen Militär helfen, wertvolle Gegenstände zu bergen. Das Gebiet rund um die Börse ist abgesperrt, die Handwerker, die am Morgen dort noch arbeiteten, sind den Berichten zufolge in Sicherheit. „Børsen“ wird seit 2022 renoviert, ist eingerüstet und sollte zum 400-jährigen Jubiläum in neuem Glanz erstrahlen.
Gerührt vom Einsatz der Privatpersonen
Das Gebäude gehört heute der Arbeitgeberorganisation Dansk Erhverv. „Einer der schlimmsten Tage meines Lebens“, sagte deren Direktor Brian Mikkelsen. „Da brennt unsere Kultur- und Gesellschaftsgeschichte“. Jetzt gehe es darum zu retten, was wir retten können – und dass niemand zu schaden komme.
Sowohl Mikkelsen als auch der Kulturminister zeigten sich besonders gerührt über den Einsatz von Privatpersonen, die Kunstwerke aus dem brennenden Gebäude holten. Auch eine Sprecherin des Nationalmuseums hob die Bedeutung dieses privaten Engagements mitten in der Katastrophe hervor. Es seien viele Gemälde gerettet worden. Diese werden seit dem Morgen in Folie verpackt und sicher gelagert. Einen kompletten Überblick müsse man sich noch verschaffen.
„Heute Morgen wachten wir mit einem traurigen Anblick auf“, schrieb der dänische König Frederik in einer Mitteilung. Die Königin und er „bedankten sich bei allen, die früh am Morgen dafür gesorgt hätten, dass niemand zu Schaden kam und die nun dafür kämpfen, so viel wie möglich sowohl des Gebäudes als auch der vielen Kulturschätze zu retten.“
Kopenhagens Oberbürgermeisterin Sophie Hæstorp Andersen sagte am Mittag im DR: „Wir müssen sehen, was gerettet werden kann und wie wir es wieder aufbauen können, denn es ist so wichtig für Kopenhagen.“ Ihre erste Reaktion, als sie von dem Feuer hörte, dürfte repräsentativ für die meisten Menschen in Kopenhagen, wenn nicht in ganz Dänemark sein: „Das darf einfach nicht passieren“.
Die Ursache des Feuers ist bisher unklar.