Verbraucherzentralen warnen seit Jahren vor Gewinnversprechen zum Beispiel für Urlaubsreisen, die „mit einem Haken verbunden“ sind. „Die griechische Regierung wird allen, deren Urlaub aufgrund der Waldbrände abgebrochen werden musste, im kommenden Frühjahr oder Herbst eine Woche kostenlosen Urlaub auf Rhodos anbieten“, versprach der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis Anfang August 2023 den Touristen, die ihre Urlaubstage in den verheerenden Waldbränden auf Rhodos verloren hatten.

Tatsächlich gibt es Geld vom griechischen Staat für betroffene Touristen. Nur gilt das nicht für alle und komplett kostenlos ist es schon gar nicht.

„Rhodos Week“ mit Einschränkungen

„Rhodos Week“ heißt das Programm, mit dem die im Sommer 2023 evakuierten Touristen zurück auf die Insel Rhodos gelockt werden sollen. Zu den evakuierten Touristen zählen aber nicht alle, die ihre Unterkunft aufgrund behördlicher Anordnung verlassen mussten. Offiziell heißt es: „Rhodos Week ist ein Programm, das Einzelpersonen unabhängig von ihrer Nationalität finanzielle Unterstützung bietet, die in Hotels übernachtet haben, die während der Waldbrände auf Rhodos Island im Juli 2023 evakuiert wurden.“ Außen vor bleiben Reisende, die sich zum Beispiel eine Ferienvilla oder eine Ferienwohnung gemietet hatten.

Zu den weiteren Einschränkungen erklärt das Ministerium für Tourismus: „Insbesondere können sich die Begünstigten eine kostenlose Unterkunft für sieben aufeinanderfolgende Tage und sechs Nächte auf Rhodos und in einem Hotel ihrer Wahl unter den Teilnehmern der Aktion in einem der beiden folgenden Zeiträume sichern: 1. Periode – Frühling (vom 10.4.2024 bis 31.5.2024), 2. Periode – Herbst (vom 1.10.2024 bis 15.11.2024).“

Kein kostenloser Urlaub

Die Frühlingsperiode, die Ende Mai ausläuft, ist für Eltern schulpflichtiger Kinder keine Option, weil sie außerhalb der Osterferien liegt. So bleiben für die meisten Familien mit Kindern nur die Herbstferien. Und schon kommt die nächste Einschränkung. Die Anreise muss selbst bezahlt werden und bei den Hotels müssen die Beschenkten aus einer Liste des Ministeriums eine von 38 Herbergen auswählen.

Aussuchen darf man sich nur ein Hotel, dessen Bewertungen dem entsprechen, was für Sommer 2023 gebucht wurde. War man damals in einem Drei-Sterne-Hotel, muss man ein solches dieses Jahr wieder besuchen. Ein Up- oder Downgrade ist also nicht möglich. Für eine preiswerte Unterkunft, wie das Zwei-Sterne-Hotel Narkissos sind in der Herbstperiode für sechs Nächte laut der Vergleichsseite Booking pro Zimmer mindestens 340 Euro fällig.

Der staatliche Zuschuss ist indes für ein Hotel mit bis zu drei Sternen auf 300 Euro begrenzt. Zu zahlen ist neben An- und Abreise dann noch die Verpflegung. Bei vier Sternen zahlt der Staat 400 Euro Zuschuss. Ein entsprechendes Hotel, wie das Ocean Blue Seaside Hotel verlangt ab 678 Euro aufwärts für eine Woche. Schon alleine für das Hotel legen Urlauber also fast 300 Euro drauf, insgesamt ist mit Kosten von vielen hunderten Euro zu rechnen.

Keine deutsche Übersetzung für komplizierte Anträge

Noch eklatanter sind die Preisunterschiede bei Luxusherbergen, wie dem Lindos Princess Beach Hotel. Hier erfährt man bereits bei Booking, dass es unter Umständen eine Erstattung geben kann. Das preiswerteste Zimmer für eine Woche kostet jedoch 1.602 Euro, wobei die Verpflegung all inclusive ist. Von der griechischen Regierung gibt es dann 400 Euro für die Urlaubskasse – das ist weit entfernt von einem „kostenlosen“ Urlaub.

Je teurer der 2023 in den Flammen verlorene Urlaub war, umso tiefer muss für die vom griechischen Premier Mitsotakis „spendierte“ Reise in die Tasche gegriffen werden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Vor der Auszahlung und Buchung müssen zunächst einmal Anträge beim griechischen Staat gestellt werden. Dann gibt es einen Gutschein, der bei dem am Programm teilnehmenden Hotel abgegeben werden soll. Die entsprechende Internetseite gibt es auf Griechische und auf Englisch. Für deutsche Urlauber, die seit Jahren zu den treuesten Fans griechischer Strände gehören, gibt es keine Übersetzung der bürokratisch komplizierten Anträge.





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